Buch-Favoriten von Kindern und Jugendlichen

Fünf Jugendliche sitzen vor einem Bücherregal und präsentieren eine Auswahl an Büchern, darunter „Begel, der Egel“ und „Ein einfaches Leben“.
Welttag des Buches (1): Eine Auswahl der „Jury der jungen Leser_innen“ aus 2019. Gedenken an die Initiatorin Mirjam Morad.

Es gibt Tiere wie Hunde, Katzen, Elefanten, Mäuse, Bären, Wölfe, Füchse und viele mehr, die in vielen (Kinder-)Büchern vorkommen. Andere nur ganz selten. Eines möglicherweise noch nie, höchstens in medizinischen Sachbüchern: Egel (Gürtelwürmer mit Saugnäpfen). Nele Brönner hat rund um dieses Tier ein Bilderbuch gezeichnet und geschrieben: „Begel, der Egel“, Verlag Luftschacht.

Eine Gruppe Jugendlicher aus der „Jury der jungen Leser_innen“ hat dieses im Vorjahr mit dem Bilderbuchpreis ausgezeichnet. Anlässlich des Welttages des Buches am 23. April – siehe Infos – stellt der Kinder-KURIER diese und andere Entscheidungen junger Leserinnen und Leser (nochmals) vor. Ein zweiter Anlass ist traurig. Die Erfinderin, Initiatorin und Motorin dieser Jury über mehr als 25 Jahre, Mirjam Morad, ist – wie Anfang dieser Woche bekannt wurde – kürzlich verstorben. Auch in dieser Erinnerung hier lebt sie weiter.

Drei Personen sitzen vor einem Bücherregal und dem Buch „Begel, der Egel“.

Bilderbuch-Jury kürte Nele Brönners "Begel, der Egel" zum besten Werk

Vier Jugendliche sitzen vor einem Bücherregal, eines hält ein Bild mit Würfeln hoch.

Vier Personen sitzen vor einem Bücherregal und dem Buch „Begel, der Egel“.

Zwei Personen präsentieren das Kinderbuch „Begel, der Egel“ vor einem Bücherregal.

Eine Frau liest aus dem Buch „Begel, der Egel“ vor einem Publikum in einer Bibliothek.

Eine Gruppe von Jugendlichen sitzt vor einem Bücherregal und liest aus dem Buch „Bigel, der Egel“ vor.

Kinder stellen das Buch „Begel, der Egel“ vor einem Bücherregal vor.

Eine junge Frau liest vor Publikum aus dem Buch „Begel, der Egel“.

Junge Buch-Expert_innen

Die jungen Buch-Fans sind Fachleute. Sie lasen praktisch Monat für Monat Dutzende Bücher, diskutierten darüber und wählten zuletzt ihre Favoriten. Und fast durchwegs mögen sie Gedrucktes auf Papier. „ich mag es auch reichen, in Händen halten“, sagt Raphael Gajdusek (13) zum Kinder-KURIER. Auch Ha-Anh Truong (12), die schon hin und wieder eBooks liest, bevorzugt gedruckte Bücher, „da hast du auch viel leichter den Überblick, wie weit du bist“. Sie mag aber nicht nur gern und viel lesen – „ich hab schon mit 4 oder 5 Jahren selber das Alphabet gelernt und in der ersten Klasse Volksschule Romane gelesen. Schulaufsätze schreib ich nicht so gern, aber ich neige dazu, einen Roman zu schreiben.“

Johannes Schrimpf liest „seit ewig, angefangen hab ich mit Donald Duck. In einem Buch ist einfach vieles möglich. Ich wollte einmal ein Zauberer sein, das hat nicht geklappt. Aber beim Lesen ist in der Fantasie alles möglich. Wichtig ist mir auch, dass ich ein Buch anfassen kann. Nur im nehm ich Bücher auf einem eReader mit – ist leichter.“ Seine Lese-Vorlieben reichen von Fantasy bis zu Wissenschaftsbücher.

Zwei Mädchen lesen Bücher vor einem Bücherregal.

Ha-Anh Truong und Johanna Rindler, die Kinderjury , ...

Eine Gruppe von Kindern sitzt in einer Bibliothek und liest Bücher.

... stellen ihr Preisbuch vor ...

Zwei junge Frauen sitzen vor einem Bücherregal und präsentieren das Buch „Land of Stories“.

... "Land of Stories. Die Suche nach dem Wunschzauber" ...

Zwei Mädchen präsentieren das Buch „Land of Stories“ und eine dazugehörige Karte vor einem Bücherregal.

Drei junge Frauen sitzen vor einem Bücherregal an einem Tisch und lesen Bücher.

Mehrere Jugendliche lesen Bücher in einer Bibliothek vor einem Bücherregal.

Drei Jugendliche sitzen an einem Tisch vor einem Bücherregal und präsentieren das Buch „Von der Wahrscheinlichkeit, dass es dich nicht gibt“ von Francesca Zappia.

Jugendjury: Marion Rindler, Raphael Gajdusek und Johannes Schrimpf ...

Drei Jugendliche sitzen vor einem Bücherregal und lesen in Büchern.

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Eine junge Frau liest vor zwei Zuhörern in einer Bibliothek aus dem Buch „Von der Wahrscheinlichkeit, dass es dich nicht gibt“.

... mit dem Preisbuch "Von der Wahrscheinlichkeit, dass es doch nicht gibt" von Francesca Zappia ...

Fünf Jugendliche sitzen an einem Tisch vor einem Bücherregal und präsentieren Bücher.

Alle fünf Juror_innen ...

Fünf Jugendliche sitzen vor einem Bücherregal und präsentieren Bücher, darunter „Emilia und der Junge aus dem Meer“.

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Fünf Jugendliche sitzen an einem Tisch mit den Büchern „Emilia und der Junge aus dem Meer“ und „Junge ohne Namen“ vor einem Bücherregal.

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Fünf Jugendliche sitzen an einem Tisch vor einem Bücherregal und diskutieren über ein Buch.

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Fünf Jugendliche sitzen an einem Tisch mit Büchern vor einem Bücherregal.

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Fünf Jugendliche sitzen an einem Tisch mit Büchern vor einem Bücherregal.

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Begel und Ögel

Das eingangs genannte ist wegen seiner Tierart sozusagen eine Art Anti-Heldenbuch. Das wissen Egel natürlich nicht. Und so kann sich die Hauptfigur namens Begel durchaus als Held fühlen. In der Tierarzt-Praxis hat er schon vielen verletzten Tieren geholfen. Einige Egel-Arten werden zu Therapiezwecken eingesetzt. Sie werden von Ärztinnen und Ärzten auf (verletzte) Körperstellen gesetzt, saugen Blut, entgiften die Stelle. Ihr Speichel enthält Substanzen, die die Blutgerinnung hemmen, aber auch Gefäßkrämpfe lösen…

Dieser Begel sieht sich selbst sogar als Held. Und ist ganz unglücklich, dass er in sein Glas einen neuen, jungen, kleinen Egel gesetzt bekommt. Bei seinem nächsten Einsatz will er dem Ögel – und auch den Kolleg*innen (Egel sind übrigens weder männlich noch weiblich) in den anderen Gläsern zeigen, was er so drauf hat. Aber dann …

Es „ist ein ironisches und humorvolles Buch. Die Figuren sind schrill, frech, laut und bunt – wie die Illustrationen. Sie bringen jeden zum Lachen, sogar an den grauesten Tagen.“ So formulierte der 13-jährige Raphael Gajudsek. Auch seine beiden Kolleg_innen der Jugendjury, Marion Rindler und Johannes Schrimpf (beide 14), schätzen den Witz des Buches – und betonen noch, die Illustrationen seien so spannend, dass „man immer wieder neue Details findet“ – weswegen es sich durchaus lohne, das Bilderbuch mehrmals zu betrachten – egal in welchem Alter ;)

Zwei Personen sitzen vor einem Bücherregal neben dem Buch „Reise ins Innere der Stadt“ von Shaun Tan.

Jury-Duo mit Shaun Tans preisgekröntem Buch "Reise ins Innere der Stadt" ...

Zwei Personen sitzen an einem Tisch vor einem Bücherregal; im Vordergrund das Buch „Reise ins Innere der Stadt“ von Shaun Tan.

Ein Mädchen liest aus einem Buch mit einer Katzengrafik vor, während ein Junge aufmerksam zuhört.

Zwei Personen sitzen an einem Tisch mit dem Buch „Reise ins Innere der Stadt“ von Shaun Tan.

Ein Mädchen und ein Junge sitzen vor einem Bücherregal und dem Buch „Reise ins Innere der Stadt“ von Shaun Tan.

Ein Mädchen zeigt ein Buch mit Tiersilhouetten, während ein Junge mit Brille aufmerksam zuhört.

Ein Mädchen zeigt einem Jungen ein Buch mit dem Bild einer Schneeeule vor einem Bücherregal.

Zwei Personen sitzen vor einem Bücherregal und dem Buch „Reise ins Innere der Stadt“ von Shaun Tan.

Chef-Frösche und eine Büro-Zikade

Bei der letzten Preisverleihung Ende 2019 standen auch Werke eines immer wieder von den – im Laufe dieses ¼-Jahrhundets natürlich wechselnden - jungen Juror_innen ausgezeichneten Autors und Illustrators in einem eigenen sozusagen Special auf der Tagesordnung: Shaun Tan. Der australischen Künstler, heuer zum dritten Mal von den jungen Leserinnen und Lesern gekürt wurde mit einem Sonderpreis bedacht – für „Reise ins Innere der Stadt“ (Verlag Aladin).

Tiere bevölkern – gemeinsam mit Menschen – die Stadt – und schlüpfen in gleichberechtigte, ungewöhnliche Rollen. „Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen“, sagen die jungen Juror_innen einmal und „Die Bilder geben viel Raum, sind jedoch auch ausdrucksstark.“

So „nebenbei“, so die jungen Buch-Expert_innen, „packt einen das Buch, spielt auch mit aktuellen Themen“ – so verwandeln sich in einer Vorstandssitzung alle am Tisch tagenden „wichtigen“ Chefitäten in Frösche ;)

Vorgestellt wurde bei der Preisverleihung auch noch ein weiteres Schaun-Tan-Buch - übrigens auch ein für Bilderbücher nicht alltägliches Tier: „Zikade“ (Aus dem Englischen von Eike Schönfeld, Verlag Aladin). „Zikade“ ist eine Art anonymer Büromitarbeiter – von allen mehr oder minder „übersehen“ und wird in sehr reduzierter Sprache sowie düsteren Bildern erzählt.

Zwei Mädchen präsentieren Karten vor einem Bücherregal mit dem Titel „Land of Stories“.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Raum voller Bücherregale.

Zwei Frauen und zwei Jungen sitzen vor einem Bücherregal.

Ein Junge steht vor einem Bücherregal, während andere Personen an einem Tisch sitzen.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einer Bibliothek und liest Bücher.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Raum voller Bücher und liest.

Eine Person liest vor einer Gruppe von Kindern in einer Bibliothek aus einem Buch vor.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Raum mit Bücherregalen und liest.

Henrieke liest vor Publikum in einer Buchhandlung.

Drei Personen stehen vor einem Bücherregal und halten eine Urkunde für „Emilia und der Junge aus dem Meer“.

Menschen sitzen in einem Raum mit Bücherregalen und nehmen an einer Lesung teil.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einer Bibliothek und liest Bücher.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Raum voller Bücher und liest.

Märchen spannend gemixt und verknüpft

Die jüngste Gruppe der Jury (bis 12) wählte „Land of Stories – Die Suche nach dem Wunschzauber“ (Chris Colfer, Illustrationen: Brandon Dorman, Übersetzung aus dem Amerikanisch-Englischen ins Deutsche: Fabienne Pfeiffer, Verlag Sauerländer) zum Kinderbuch des Jahres. Johanna Rindler und Ha-Anh Truong fanden, dass das „Buch sehr abwechslungsreich, aber auch einzigartig ist“. Es verknüpft einerseits sehr bekannte Märchen wie Schneewittchen oder Rotkäppchen mit einer Geschichte, in der zwei Kinder im Märchenland landen und den Ausgang zurück in die Welt der Menschen suchen. Andererseits erfindet der Autor aber auch sozusagen Hintergründe für das Handeln von Märchenfiguren, etwa der bösen Steifmutter von Schneewittchen…

Eine Sammlung von Kinderbüchern, darunter „Larson als Glück wiederfand“ und „Spaziergang mit Hund“.

Top-10 der Bilderbücher

Eine Sammlung von Kinderbüchern, darunter „Nevermoor“ und „Land of Stories“.

Top-10-Kinderbücher

Eine Sammlung von Jugendbüchern, darunter „Die Seidenstraßen“ und „Dieses Leben gehört: Alan Cole“.

Top10-Jugendbücher

Eine Sammlung von Kinderbüchern, darunter „Die Schule“, „Anatomie“ und „Die Märchen von Beedle dem Barden“.

Die engere Auswahl der Bücher für den Sonderpreis

Sieben verschiedene Bücher stehen auf einem Tisch, darunter „Begel, der Egel“ und „Reise ins Innere der Stadt“.

Die von den jungen Jurys auserkorenen siegreichen Bücher

Ist er's oder nicht?!

Die schon erwähnte Jugend-Jury - wählte neben dem Bilderbuch auch ein Jugendbuch zu ihrem Favoriten. „Von der Wahrscheinlichkeit, dass es dich nicht gibt“ (Francesca Zappia, aus dem amerikanischen Englisch von Uwe-Michael Gutzschhahn, Verlag dtv).

„Alex hört stimmen, spricht mit Dingen, will das aber in der neuen Schule verbergen. Die will sie nur positiv abschließen. Dann begegnet ihr Miles. Der sieht Blue-Eyes extrem ähnlich. Mit diesem hatte sie einige Jahre vorher lebende Hummer aus einem Geschäft befreit. Der Schul-Plan kommt durcheinander, weil sie nun herausfinden will, ob Miles dieser Junge ist.

Raphael Gajudsek, Marion Rindler und Johannes Schrimpf „krönten dieses Buch nach langen Diskussionen zum Preisbuch, weil die Autorin mit der Hauptperson einen Charakter erschaffen hat, die zwar durch ihre psychische Krankheit geprägt, aber nicht definiert wird. Immer wenn der Held eines Buches einer Minderheit angehört… besteht die Gefahr, dass der Autor oder die Autorin den Charakter als Symbol missbraucht, den Leser erdrückt mit den Ungerechtigkeiten und Unzulänglichkeiten, die der Held erfahren muss, um ihm mehr Toleranz, mehr Respekt usw. einzu-impfen. Diese Falle hat Francesca Zappia brillant umschifft, indem sie dem Leser genug Platz gibt, um selbst zu bewerten und eigene Konsequenzen aus dem Buch zu ziehen.“

Trotz dieses tiefgründigen Ernstes merken die Juror_innen an, dass es die Autorin „gleichzeitig schafft, den Leser/die Leserin zum Schmunzeln zu bringen.

In einer Buchhandlung liest eine Frau aus „Land of Stories“ vor, während zwei junge Zuhörerinnen aufmerksam zuhören.

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In einer Buchhandlung sitzen mehrere Personen vor einem Bücherregal und einem Plakat mit dem Titel „Land of Stories“.

Eine Frau liest vor einer Gruppe von Jugendlichen in einer Buchhandlung aus „Land of Stories“ vor.

Eine Frau hält ein aufgeschlagenes Buch mit einer Illustration eines grünen Wesens vor einem Bücherregal.

Eine Person hält ein aufgeschlagenes Buch mit einer Illustration einer Zikade im Büro vor einem Bücherregal.

Zwei junge Leute sitzen vor einem Bücherregal, während eine Frau ein Buch mit einem Bild hochhält.

Eine Frau liest vor Publikum aus einem Buch mit dem Titel „Zikade“ in einer Buchhandlung.

In einer Buchhandlung liest eine Frau aus „Land of Stories“ vor, während zwei junge Zuhörerinnen aufmerksam zuhören.

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Text beginnt ganz auf dem Cover

Die jugendlichen Lese-Expert_innen belohnten „Junge ohne Namen“ (Steve Tasane, Übersetzung aus dem Englischen: Henning Ahrens, Fischer Verlag) mit dem Preis fürs beste Titelbild. Übrigens kein Bild, sondern Text – und zwar der Beginn des Buches. Die Jury-Mitglieder fanden das nicht nur aus Umweltschutzgründen gut – spart Papier. Es passt außerdem zur Geschichte.

Die dreht sich um den Buben I. Der lebt in einem Flüchtlingslager – ohne Familienangehörige. Er glaubt, dass er Geburtstag hat. Vielleicht. Genau weiß er es nicht. Wie vieles. Wer er ist, woher er kommt, vor allem aber wie’s weitergeht. Sein Glück, er ist doch nicht allein, da gibt es auch andere Kinder. Aber rosig ist’s nicht, das Flüchtlingslage wird niedergewalzt. Und wo ist O.?

„Das Buch ist unser Coverbuch wegen seiner einzigartigen Gestaltung. Der raue Pappeinband, auf dem sofort der Fließtext losgeht – das ist etwas, das wir so noch nie vorher gesehen haben… spiegelt die Kargheit und Armut de Lages wieder. In seiner Schlichtheit ist das Cover auch eine angenehme Abwechslung zu dem klassischen, mit Ornamenten, Helden und Drachen vollgepackten und womöglich noch glitzernden Buchcovern, die sonst modern sind.“

Die jüngere Jury fand die Titelseite von „Emilia und der Junge aus dem Meer“ (Annet Schaap, aus dem Niederländischen von Eva Schweikart, Verlag Thienemann).

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