Weinviertler Regionalmanagerin ist Mutter einer Eltern-Petition
Zwei Monate komplett in die Rolle von Hauslehrer_innen geschlüpft, die nun bis Schuljahresende zumindest teilzeitmäßig fortgesetzt gespielt muss und dazu (noch) immer Ungewissheiten in Sachen möglicher Feriencamps bzw. wie das mit Großelternbetreuung sein könnte – das führt zu „Elternblues“. Schluss mit Jammern, lasst uns wenigstens was tun – nach diesem unausgesprochenen Motto initiierte die Weinviertler Regionalmanagerin Sarah Ritzerow die Petition #CoronaElternBlues - Rien ne va plus an den Bundeskanzler und die Ressortverantwortlichen für Bildung sowie Arbeit, Familie und Jugend – der Kinder-KURIER hat berichtet – hier unten:
Regionalmanagerin
Der Kinder-KURIER wollte ein bisschen mehr wissen und kontaktierte die Initiatorin. Sie ist Geschäftsführerin der „Region um Wolkersdorf“. Dazu haben sich vor 15 Jahren zunächst sechs Gemeinden (Großebersdorf, Hochleithen, Kreuttal, Kreuzstetten, Ulrichskirchen-Schleinbach und Wolkersdorf) zusammengeschlossen. Mittlerweile ist der Verbund noch um Bockfließ, Pillichsdorf und Großengersdorf auf insgesamt rund 20.000 Einwohner_innen gewachsen. Zweck ist Koordination von Aktivitäten und u.a. gemeinsamer Einkauf. Streusalz nennt etwa die Regionalmanagerin. Aber aber auch erforderliche Kontrollen (beispielsweise Spielgeräte auf den Spielplätzen, Schultafeln usw.) lassen die neun Gemeinden gemeinsam erledigen. Darüber hinaus organisiert die Stelle Regionsfeste, Wanderungen usw. Letzteres natürlich nur in Normalzeiten.
Europareise
2016 übernahm Sarah Ritzerow diesen Teilzeitjob. Die gelernte Forstwirtin und Waldpädagogin, wurde in Luxemburg geboren, wuchs großteils in Italien auf, landete irgendwann in Wolkersdorf und ist auch Mutter dreier Kinder – 13, elf und sieben Jahre. Von heute auf morgen galt es auch für sie Home-Office und Home-Schooling zu verbinden. „Eine wie für alle anderen auch neue Situation, alle haben sich drauf eingestellt. Und bis Ostern herum war das auch kein Problem, da wurde ja nur Schulstoff wiederholt.“ In einer Bezirkszeitung meinte sie damals noch, dass alles noch eher easy wäre.
Anfangs ging’s ja …
Je länger diese zwangsweise Kombination von zu Hause arbeiten, Kinder bei deren Schule im eigenen Heim unterstützen und dergleichen mehr andauerte, desto weniger einfach wurde es. „Für einen 13-Jährigen schüttelst du auch nicht allen Schulstoff so aus dem Ärmel und Kinder brauchen auch Essen und wollen bespaßt werden“, schildert sie die zunehmenden „Herausforderungen“. „Naja, und du bist nicht alleine damit, redest mit anderen Eltern, die’s vielleicht noch schwieriger haben. Wir haben einen Garten, eine Nachbarin ist noch dazu Alleinerzieherin… Sich gemeinsam über die Sorgen auszutauschen ist auch eine Art Psychohygiene.“
Gemeinsam mit einer vis-à-vis-Nachbarin gebar sie dann die Idee der genannten Petition, stellte sie online, verschickte sie an eine Schuldirektorin, die sich mit den Sorgen ihrer Schüler_innen an den Kinder-KURIER gewandt hatte – siehe Artikel hier unten
Von dort kam die Info an den KiKu. Und so ergab sich zunächst die Story über die Petition und nun dieser Beitrag über die „Mutter“ der Initiative.
Sonnenschein strahlte nicht mehr immer
An ihren drei Kindern konnte sie auch die zunehmend schwieriger werdende Situation miterleben. Die 7-jährige Theresa „ist normalerweise ein Sonnenschein, schon vom Aufwachen weg. Ihre Freundinnen nicht treffen und mit ihnen spielen zu können, hat ihr sehr zugesetzt. Manche Nacht war fast schlaflos für sie und sie wurde auch extrem grantig.“
Eines der Lieblingsfächer ist Sport!
Der 13-jährige Sohn Felix zeichnete seine Verfassung ziemlich düster – siehe Bild unten. Und er sprach darüber auch mit dem Kinder-KURIER.
Die erste Schwierigkeit war schon offensichtlich als er seine Lieblingsfächer nannte: Neben Geografie, Geschichte und Biologie zählt Sport dazu. Nicht nur, dass Turnen als Schulgegenstand so wie Musik jetzt einmal gestrichen wurde, spielt er auch in einem Verein Tischtennis. „Normalerweise trainieren in der Halle 30 Kinder und Jugendliche. Jetzt dürfen immer nur zehn kommen. Die Bundesliga beginnt jetzt bald, da sind 22 Leute auf dem Spielfeld und oft gibt’s Situationen, wo die Spieler ja fast kuschelig eng beisammen sind. Wir sind ja eh durch den Tisch auf genügend Abstand.“
Irgendwann zu viel auf Distanz
Am Anfang des Home-Schholings sei es „schon cool gewesen aber irgendwann bald wollte ich dann wieder in die Schule, m meine Freunde in echt zu sehen. Schon in der letzten Woche vor den Osterferien hatte ich keine Lust mehr auf Home-Schooling.“
Wie er die Zeit dann doch überstanden hätte, wollte der Kinder-KURIER wissen. „Mit viel gutem Zureden von der Mama – das hat phasenweise geholfen. Ein paar Mal hab ich Lehrern auch geschrieben, dass ich den einen oder anderen Arbeitsauftrag nicht mache. Die haben das schon akzeptiert.“
Joker
Die Mutter schaltet sich in das Telefoninterview – auf Lautsprecher gestellt – ein: „Der Direktor im Gymnasium hat die Botschaft verbreitet, die Eltern sollen ihre Kinder nicht durchpeitschen. Da hatten alle dann doch einen Joker.“
Jetzt ist es natürlich schon einfacher, „aber ich hab jetzt durch die Gruppenteilung und die Abwechslung schon wieder fast eine Woche keine wirkliche Schule gehabt“, ergänzt Felix und lässt anklingen, dass es „mit Geschwistern und Eltern auch nicht immer einfach ist“.
Ferien müssen planbar werden
Natürlich weiß sowohl Felix als auch seine Geschwister und die Eltern – auch die anderen der Petition, dass die Eindämmung der Pandemie Vorrang hat und so manches nicht exakt für die nächsten Monate fixiert werden kann, „aber wir Eltern brauchen für die Sommerferien Planbarkeit, natürlich, das verstehen wir schon auch mit Fußnote wenn die Zahlen wieder steigen …, aber definitive Richtlinien für Feriencamps und ähnliche Angebote verlangen wir schon!“
Andere Petition: Wieder Schulsport!
Seit wenigen Tagen läuft auch eine weitere Online-Petition – an Bildungsminister Heinz Faßmann, die auch Felix (13 – siehe oben) freuen dürfte. Das Bewegungs- und SportlehrerInnenteam des BG/BRG Klosterneuburg fordert die „Wiederaufnahme des Unterrichtsfaches Bewegung und Sport unter Einhaltung der gegebenen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln. Dies soll der psychischen und physischen Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen unseres Landes dienen. Als Lehrerinnen und Lehrer sowie als Eltern sehen wir das als Notwendigkeit für das Wohl unserer Kinder, speziell zu Zeiten dieser Gesundheitskrise.
Die Sport-Pädagog_innen begründen dies auch ausführlich. „Bewegung und Sport hilft uns allen Stress abzubauen und wir lernen auch, mit angespannten, neuen und herausfordernden Situationen besser umzugehen. Genau in dieser Krisensituation ist das essenziell!
Es ist erwiesen, dass Bewegung und Sport:
- Das Immunsystem stärkt
- Die Konzentration fördert
- Nach neuen Erkenntnissen aus der Gehirnforschung schlau macht – Es bilden sich neue Nervenzellen und Synapsen (bessere Vernetzung im Hirn!)
- Selbst- und Sozialkompetenzen fördert, die in der Krise erschüttert wurden
- Erwiesenermaßen gegen Depressionen wirkt
- Der Krisenbewältigung dient
- Eine Kraftquelle und Ressource fürs ganze Leben ist
- Nähe trotz Distanz schafft und ein Wir-Gefühl fördert
- Haltungs- und Folgeschäden vorbeugt
- Eine Alternative zur digitalen Welt darstellt
Mit einem aufrechten Bewegungs- und Sportunterricht werden unsere Kinder und Jugendlichen mental gestärkt durch die Krise kommen.
Vertrauen Sie, vertraut ihr uns, dass wir Sport- und Bewegungserzieher und -erzieherinnen im Rahmen der vorgegebenen Maßnahmen sportliche Aktivitäten (Sport ist mehr als Schwitzen unter dem Leistungsaspekt!) qualitativ hochwertig durchführen können.“
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