"Gebt unseren Kindern ihr Leben zurück!“
„Gestern früh kam ich in die 3B. Hab alle Kinder begrüßt, die Hälfte der Klasse. Ein sonst sehr fröhliches Kind sah sehr traurig aus. Ich fragte ihn, was denn passiert sei... er antwortete nicht auf meine Frage, blickte traurig auf die Tischfläche... Seine Lehrerin erklärte mir, dass er so traurig darüber wäre, dass in der Schule nicht mehr gesungen werden darf.
Viele Kinder nickten zustimmend stumm mit ihren Köpfen. Kurze Zeit später begegnete ich meiner lieben Kollegin, die die Vorschulklasse unterrichtet... Also lange halt ich das so nicht mehr aus, das ist ein Verbrechen an unseren Kindern!“
So beginnen die Schilderungen der Direktorin der Volksschule Herzmanovsky-Orlando-Gasse (Wien-Floridsdorf, Großfeldsiedlung), Petra Wind, an den Kinder-KURIER. „Als Leitung der Schule liegt mir das Wohlbefinden meiner Kinder und meiner geschätzten KollegInnen sehr am Herzen... wir haben in Windeseile einen Verstärker im Freien aufgestellt und mit den Kindern im Schulgarten gesungen und getanzt. Mit Sicherheitsabstand...“
Angst und doch Normalisierungs-Schritte
Liest sich doch den Umständen entsprechend super. Ist aber (noch) nicht so einfach. Viele Kinder tragen (noch?) die Angst in sich und die Folgen wochenlangen „Haus-Arrests“ in sich, beginnen erst langsam, sich (wieder) zu öffnen. Aber sie setzen auch beim Fußballspiel – die Schule hat den unbezahlbaren Vorteil eines großen Außen-Bereichs – ihren Hausverstand ein und passen einander aus der Distanz zu.
Der Direktorin und ihrem Team sei es „wichtig, dass wir in stille, verschreckte SchülerInnen wieder fröhliche Kinderaugen zaubern... Aktuell sehr schwierig. Aber wir bemühen uns im Sinne der Hygienemaßnahmen vernünftig und mit Hausverstand unsere pädagogisch menschlichen Ziele umzusetzen...“
Probieren, was möglich ist
Natürlich nehmen die Pädagog_innen „die Maßnahmen von Sicherheit genau. Keine/r möchte unsere Kinder gefährden, aber gleichzeitig ist es sehr wichtig, dass wir auf das Befinden unserer Kinder gerade in der aktuellen Situation achten.“
Dabei verweisen sie auf drei wesentliche Punkte in der pädagogischen Unterstützung zu mehr Wohlbefinden: Bewegung und Tanz, Musik und Kreatives Gestalten... „Diesen Schwerpunkten versuchen wir gerade jetzt trotz der Hygiene-Bestimmungen Gewicht zu geben. Turnen am Platz mit dem Sessel, mit einer eigenen Springschnur, mit einfachen Dingen, die den Kindern einfach ihr persönliches Körpergefühl bewusst machen und ihre persönliche Wahrnehmung trainieren…“
Gemeinsam besprechen
Die Freizeiträume wurden – gemeinsam in den Teamstunden – umgestaltet „und die Spieleangebote Corona-tauglich ausgewählt: Spielfiguren aus Plastik, die wir regelmäßig desinfizieren, Quiz, Lesen, nette Gespräche und unser geliebter Garten, für den wir uns ebenfalls Regeln ausgemacht haben. Wir arbeiten zurzeit weder im Schulhaus noch im Garten gruppenübergreifend, was den Kindern und uns nicht gerade leicht fällt. Alle Regeln werden mit den Kindern immer besprochen und wir haben wirklich tolle Kinder, die auch einige Regeln hinterfragen und wir ganz tolle Gespräche diesbezüglich mit ihnen führen“, schreibt die dafür zuständige Pädagogin.
Zusammenfassend appelliert die Volksschulleiterin dringend: „Gebt unseren Kindern ihr Leben zurück!!!“
Initiative für Schul- und Vereinssport
Dazu passt ein Video-Aufruf dreier Wiener Nachwuchs-Fußballtrainer verschiedener Vereine, dessen Forderungen sie auch als „offenen Brief“ in Form einer eMail an alle Mitglieder der Bundesregierung geschickt haben. Am Samstag 23. Mai wird dieser auch in der Sendung „Bürgeranwalt“ (18 Uhr, ORF2) zur Sprache kommen.
Unterstützt werden die Forderungen von ehemaligen Spitzensportler_innen, Pädagog_innen, (Sport-)Psycholog_innen, Dachverbands-Funktionär_innen bis hin zum Wiener Landtagspräsidenten.
Die offene eMail
„Wir ersuchen die Entscheidungsträger der Bundesregierung im Namen ALLER Kinder, Jugendlicher und erwachsenen Aktiven in Sportvereinen und ALLER SchülerInnen, die mit Freude und Begeisterung Sport in der Schule betreiben wollen:
Im Folgenden die ersten drei Forderungen als Screenshots aus dem Video
Und weiter aus der offenen eMail
4. Sollte es wegen der Unbedenklichkeit im Sinne des Gesundheitsministeriums für notwendig erachtet werden, dass alle Sportler (wie aktuell im Profifußball) getestet werden, so ist diese Testung durch das Österreichische Gesundheitssystem auf Bundeskosten durchzuführen und ist in jedem Fall als Investition in später nicht anfallende Kosten in Milliardenhöhe zu sehen.
Mögliche negative Folgen
Denn: Unter den derzeit geltenden Auflagen, die den Vereinen (je nach Sportart) gar kein oder nur mangelhaftes Training (im Sinne der Ziele der jeweiligen Sportart natürlich) ermöglichen, werden
* viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene in den Vereinen nicht mehr aktiv Sport betreiben.
* Dadurch müssen viele Vereine den Betrieb einstellen.
* Die Folgen gesundheitlicher Natur für die Bevölkerung sind: vermehrte Krankheiten und körperliche Gebrechen durch Inaktivität, weiter psychische Probleme und Erkrankungen durch Wegfall eines eminent wichtigen Teiles des sozialen Lebens in gemeinsamen Aktivitäten.
* Davon gehen schwerwiegende (und in Zahlen mit dreistelligen Millionen-Euro-Beträgen pro Jahr abschätzbare) Kosten für die Behandlung der Gesundheitsschäden der Bevölkerung aus.
* Verlust großer Teile der Brutto-Wertschöpfung durch weniger Vereine im Sport im Ausmaß von Milliarden Euro.
* Verlust von unzähligen Arbeitsplätzen, die durch den Sportsektor (noch) gesichert sind. Dadurch ergeben sich Kosten für Arbeitslose in weiteren Milliarden-Höhen.“
Kommentare