Kurzer Auftritt mit starker Bühnenpräsenz
Im Alzheimerstück spielten Maria Köstlinger und Johannes Krisch ein dementes Ehepaar in einer gesichtslos eingerichteten Seniorenresidenz mit Betreuerstimmen aus dem Off. Sie verlieren immer mehr an ihren Erinnerungen. Viel mehr als gegenseitige Vorwürfe und fast Hass aufeinander ist nicht geblieben. Hin und wieder lassen sie schöne Momente aufleben. Sozusagen unfreiwilliger, aber natürlich vom Autor, Regie und dem Duo geplant gespielter, Humor heitert die Szenerie auf.
Ungefähr in der Mitte des 1 ½-stündigen Stücks hat der Enkel – abwechselnd von den beiden oben genannten Buben gespielt - einen fünfminütigen Auftritt. Er betritt den Seniorenresidenz-Raum mit einer Holzschachtel, platziert sich zu Opas Füßen im Rollstuhl, packt Spielzeugautos aus, beginnt zu spielen und mit Opa zu reden. Die Oma scheint zu schlafen.
Die lebendigen Fragen des Buben, der Kinder-KURIER erlebte den 10-jährigen Moritz Hammer in dieser Rolle, scheinen den Opa (Johannes Krisch) um Jahrzehnte jünger zu machen. Der Enkel lässt im Großvater Erinnerungen wach werden. Und verwickelt ihn in ein (kinder-)philosophisches Gespräch. „Ich bin neu, werd ich auch einmal alt sein?“
Das lässt im Opa seine Lust zu erzählen erwachen. Blumig erzählt er vom fast vulkanartigen Ausbrechen des Alters… Selbst als der Enkel nach seinem kurzen, aber Eindruck hinterlassenden, Auftritt wieder abgeht, versinkt der Alte in seiner Kindheit, bewegt sich aus dem Rollstuhl, kniet sich hin und beginnt mit den Autos zu spielen, hat vor allem Freude daran, Unfälle zu bauen.
Interview mit einem der beiden Enkel
Moritz Hammer (10) spielt abwechselnd mit Stanislaus Hauer den Enkel des Paares Helga und Johannes Vogt. Hier das Gespräch mit ihm. Zum Interview mit seinem Kollegen gibt's ganz unten einen Link.
In dem Stück kommst du ja nur einmal kurz vor. Ist es mühsam, die ganze Zeit zu warten auf diesen einen kurzen Auftritt? Und dann wiederum zu warten auf das Ende und den Applaus, bei dem du mit den beiden auf die Bühne gehst?
Moritz Hammer: Wenn ich in meiner Garderobe warte, nehme ich mir meistens ein bisschen Spielzeug mit und spiele dort etwas. Nein, es ist nicht so schwer zu warten. Man freut sich ja dann schon auf den Auftritt und das hält einen quasi wach.
Freut sich auf den Auftritt
Aber ist es schwierig, weil man ja weiß, irgendwann kommt der Moment, wo man voll da sein muss. Dann sind die wenigen Minuten, in denen du spielst und dann ist das bald wieder vorbei?
Moritz Hammer: Man freut sich schon, dass man spielen kann. Wenn du dann wartest bis man sich verbeugt, diese Zeit ist dann eher schwieriger als wenn man sich auf den Auftritt freut.
Warum?
Moritz Hammer: Bei der Verbeugung da muss man ja nur nach vorne gehen und sich verbeugen. Aber wenn ich meinen Auftritt in der Szene habe, da muss ich ja auch etwas reden. Das ist für mich natürlich schwieriger aber auch interessanter.
Bist du vor dem echten Auftritt wo du etwas sagst, nervös?
Moritz Hammer: Nein.
Nie?
Moritz Hammer: Vor der Premiere war ich ein bisschen nervös, aber ansonsten bin ich nicht nervös, weil ich weiß, dass ich den Text sehr gut kann und dass der schon auswendig sitzt. Deswegen brauche ich mir auch keine Sorgen zu machen.
Schon im Kindergarten
Spielst du oft Theater?
Moritz Hammer: Ich habe schon einmal bei einem Kinderfilm mitgespielt - das war ein Sicherheitsfilm von der Polizei. Ich habe auch schon einmal bei einem Kinderstück mitgespielt, bei „Alice im Wunderland“ im WuK (Werkstätten- und Kulturhaus, 1090 Wien).
Wie bist du zum Theaterspielen gekommen?
Moritz Hammer: Das war immer schon meine Leidenschaft.
Was heißt immer?
Moritz Hammer: Das hat schon im Kindergarten begonnen, dort habe ich schon die Hauptrolle gespielt, den heiligen Martin. Da musste ich zwar nichts reden, aber ich habe mich damals schon sehr dafür interessiert. Und später dann auch in der Schule.
Gibt es einen Moment wie das begonnen hat, wie bist du im Kindergarten dazu gekommen?
Moritz Hammer: Ich habe das sehr früh gemerkt, weil ich im Kindergarten mir einmal die Zauberflöte angehört habe. Da habe ich gemerkt, wie spannend das ist. Und wie toll es wäre, wenn ich da einmal mitspielen könnte.
Nervös?
Wie bist du dann zu diesem Stück in den Kammerspielen gekommen?
Moritz Hammer: Da gab es eine Ausschreibung, dass sie für dieses Stück diese Rolle brauchen - einen Enkel von 7 bis 10. Da habe ich gleich gewusst, das möchte ich dann als nächstes machen.
Gab es da mehrere Bewerber?
Moritz Hammer: Es gab drei Castings. Beim ersten waren sehr viele, beim zweiten waren dann nur mehr die vier besten drinnen und beim letzten wurden dann die zwei ausgesucht die da jetzt spielen. Ich teile mir mit einem anderen Buben die Rolle, mit dem Stanislaus. Ich kann ja nicht alle Aufführungen spielen.
Warst du bei den Castings nervös, und was musstest du dort machen?
Moritz Hammer: Nein. Ich musste einmal ein Lied vorsingen, beim letzten Casting, musste ich schon den Text vorsprechen.
War es schwierig, diesen Text zu lernen?
Moritz Hammer: Nein, also bei mir ist so, ich merke mir den Text indem ich ihn von irgendjemandem vorgesprochen krieg. Ich merke mir den Text nicht, wenn ich ihn lese, das bringt nichts. Wenn ich ihn höre, dann merke ich ihn mir.
Große Sache
Bist du zufrieden oder würdest du gern mehrere Auftritte haben?
Moritz Hammer: Da bin ich sehr zufrieden, das ist für mich schon eine große Sache wenn ich in so einem großen Theater mitspielen kann. Da bekomme ich sogar ein Taschengeld, aber mir geht es nicht ums Geld, sondern darum, dass es mir einfach Freude macht, da mitzuspielen.
Ist Theater, Schauspiel möglicherweise etwas das du später einmal als Beruf machen möchtest?
Moritz Hammer: Ich bin schon ziemlich sicher, dass ich einmal Schauspieler werden möchte.
Für Theater oder für Film?
Moritz Hammer: Eher für Theater, aber vielleicht auch einmal für Film.
Und egal was oder gibt es auch Traumrollen, die due irgendeinmal spielen möchtest?
Moritz Hammer: Ich hab ein großes Ziel, weil dann habe ich es geschafft, den „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen.
Erfindest du auch selber Geschichten oder Szenen?
Moritz Hammer: Ich spiel sehr viel Lego und Playmobil, oft stundenlang alleine in meinem Zimmer. Da schalte ich daneben ein Hörspiel ein und versinke dann immer in meiner Welt und spiele halt auch eine Szene aus einem Film nach.
Nur nachspielen oder gibt es auf Szenen, die du dir selber ausdenkst?
Moritz Hammer: Ich kreiere manchmal auch eigene Szenen oder Figuren.
Gemeinsam ist Alzheimer schöner
von Peter Turrini
Regie: Alexander Kubelka
Er: Johannes Krisch
Sie: Maria Köstlinger
Der kleine Enkel: Moritz Hammer / Stanislaus Hauer (alternierend)
Stimme Alfred Nimmerrichter: Roman Schmelzer
Stimme Eckehard Gerl, MBA: Michael Dangl
Bühnenbild: Florian Etti
Kostüme: Elisabeth Strauß
Musik: Patrick K.-H.
Dramaturgie: Leonie Seibold
Licht: Sebastian Schubert
1 ¾ Stunden (keine Pause)
Wann & wo?
Bis 20. Mai 2021
Kammerspiele der Josefstadt: 1010, Rotenturmstraße 20
Telefon: (01) 42 700-300
Josefstadt.org/karten-abo/karten-online.html
Kommentare