Zwei Jüngst-Schauspieler: Der eine will "Jedermann", der andere Fußball spielen

Stanislaus Hauer und Moritz Hammer - im Theaterfoyer
Zwei Buben spielen in Stücken im Theater in der Josefstadt bzw. den Kammerspielen. Gespräche mit dem Kinder-KURIER.

Das Theater der Josefstadt hat – wie große Häuser oft mehrere Spielstätten. In zwei Stücken sind kurz auch Kinder auf der Bühne – derzeit natürlich nicht, eh kloar – aber bis zum und hoffentlich bald nach dem zweiten Lockdown.

In den meisten Stückbesprechungen finden die Kinder in diesen kleinen Rollen mit Kurzauftritten kaum bis keine Erwähnung. Der Kinder-KURIER sah sich „Gemeinsam ist Alzheimer schöner“ von Peter Turrini in den Kammerspielen sowie „Jacobowsky und der Oberst“ von Franz Werfel in der Josefstadt an, um Moritz Hammer in der einen und Stanislaus Hauer in der anderen Produktion zu sehen – und danach zu interviewen. Der zuletzt Genannte spielt in beiden Stücken, im Alzheimer-Stück wechselt er sich mit Moritz Hammer, im Jacobowksy-/Oberst-Stück mit Simon Stadler-Lamisch ab.

Hier zunächst das Gespärch mit Stanislaus Hauer - und am Ende der Link zum Gespräch - samt Eindrücken vom Alzheimer-Stück - mit Moritz Hammer.

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Stanislaus Hauer, Maria Köstlinger (im Hintergrund) und Johannes Krisch

Am Abend vor dem zweiten Lockdown

Am letzten Abend vor dem Lockdown ging „Jacobowsky und der Oberst“ von Franz Werfel, ein Stück, das im 2. Weltkrieg in Frankreich spielt, über die Bühne der „Josefstadt“, u.a. mit dem Direktor des Theaters, Herbert Föttinger“ in der Rolle des Oberst, der sie den Namen seines Lebensretters Jacobowsky nicht und nicht merken will. Nur ein Zeichen der Geringschätzung – wie er es praktisch mit allen Menschen macht. Jacobowsky ist ein Mehrfach-Vertriebener. Kaum scheint er irgendwo Zuflucht gefunden zu haben, ist auch dort schon wieder sein Leben in Gefahr.

Inmitten vieler Mitspieler_innen

In einer Szene hat ein „Kleiner Junge“, der im Stück namenlos bleibt, einen mehrminütigen Auftritt. Vollbesetzte Bühne in einem Pariser Hotel. Die Stadt wird von der deutschen Nazi-Armee schon angegriffen. Alles muss verdunkelt sein. Neben Jacobowsky, der immer wieder Humor ins Geschehen bringt, sorgt der Bub, beim Besuch des Kinder-KURIER Stanislaus Hauer, für ein wenig Zukunftshoffnung in der Tristesse. Wenige Sätze – aber mehr als im Alzheimer-Stück in den Kammerspielen – und einige Gänge, aber auch ruhiges in einer Ecke sitzen in einem Teil der Bühne. Keine leichte Sache. „Ewig“ warten auf den Auftritt, dann exakt und voll da sein, bevor’s wieder heißt: Erneut hinter der Bühne warten bis zum Ende des Stücks – für den Schluss-Applaus.

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Hinter der Bühne den Terror-Anschlag  mitbekommen

Gerade Letzteres war an diesem Abend obendrein sehr heftig. Es war der Abend des Terror-Anschlags in der Wiener Innenstadt. Das war hinter der Bühne bekannt. Auch dem 11-jährigen Stanislaus Hauer. „So richtig wahrgenommen hab ich das erst nach meinem Auftritt. Das hat mich natürlich verunsichert und ich hab Angst gehabt, weil meine Mutter mit Freundinnen eigentlich in der Innenstadt essen wollten.“ Was zum Glück dann doch nicht der Fall war. „zum Glück hab ich an dem Abend nicht in den Kammerspielen gespielt, da gab’s ein anderes Stück.“

Neben der Erleichterung, nach der Vorstellung beim Bühneneingang die Eltern zu treffen, war der Terror-Anschlag auch am ersten Schultag Thema in der Stunde mit dem Co-Klassenvorstand.

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Schon immer gern Theater gespielt

Jetzt aber zum Stück, zum Auftritt, zu Theater und Sonstigem, das den jungen Darsteller bewegt. Seine Mutter hatte ihn aufs Casting aufmerksam gemacht – für Turrinis Alzheimerstück in den Kammerspielen. Das interessierte Stanislaus Hauer, der – wie er im Verlauf des Interviews mit dem Kinder-KURIER erzählen wird, schon einige Bühnenerfahrung aufweist.

„Ich hab immer schon gern Theater gespielt“, schildert der nun 11-Jährige und beginnt aufzuzählen: In der 3. Klasse Volksschule hab ich in der Schule im Dschungelbuch gespielt. Aber schon in der 2. Klasse war ich beim Casting für ein Stück im Burgtheater – „Der Volksfeind“ (von Henrik Ibsen). Auf einer wirklich großen Bühne spielen, das wollte ich schon.“

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Lieber mehr Text

Nervös sei er zwar vor dem ersten auftritt, aber sonst nicht wirklich gewesen. „Ich hab keine Angst vor großen Bühnen, das heißt, wenn ich allein auf der Bühne wäre, hätte ich schon Angst, aber ich war mit vielen – ungefähr zehn anderen - auf der Bühne.“

Die Rolle im „Jacobowsky“ gefällt ihm besser als die im Alzheimer-Stück, „weil ich bei der einen mehr sagen darf. Im Burgtheater hab ich noch mehr sagen dürfen – ungefähr zwei 10-Zeilen-Absätze. Und ein Lied durfte ich auch singen.“

Eigenes ausdenken

Zu Hause denke er sich oft gerne Szenen aus, „ich tauche gern in verschiedene Rollen ein und ich singe gerne“. Schon früh war er „mit meiner Mama öfter in der Volksoper, dort haben wir uns hauptsächlich Musicals angeschaut“.

Das lange Warten auf den kurzen Auftritt „macht mir nichts, dann esse und trinke ich was in der Kantine, höre Musik oder les mir den Text vielleicht noch einmal durch“.

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Vor dem Burgtheater - und dem Plakat jenes Stücks, in dem Stanislaus Hauer mitgespielt hat

Bühne ist nicht die Perspektive

Und trotz allem überrascht die Antwort auf die Frage, ob Stanislaus Hauer sich später beruflich auf Bühnen sieht: „Nein, ich möchte Profisportler werden. Ich spiel Fußball und Tennis. Schauspiel soll ein Hobby bleiben.“

Fußball vereinsmäßig in der U12, „Tormann und Mittelfeld, kommt darauf an, worauf ich mehr Lust habe“, vertraut der Albertus-Magnus-Gymnasiast dem Reporter an. Seine Lieblingsfächer sind Mathe, Geschichte, Religion und (fast natürlich) Sport.

Im ersten Lockdown konnte er dennoch der Fußball-Leidenschaft frönen. „Wir haben über Zoom Training gehabt mit einer Matte, Ball und Hütchen. Im Wohnzimmer hab ich die Übungen am Boden gemacht, Technik und Tricks.“ Schießen war nicht so angesagt, weshalb auch nichts im Zimmer in Mitleidenschaft gezogen worden war.

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Jacobowsky Und der Oberst
von Franz Werfel

Regie: Janusz Kica

Jacobowsky: Johannes Silberschneider
Oberst Tadeusz Boleslav Stjerbinsky: Herbert Föttinger
Marianne: Pauline Knof

Szabuniewicz: Matthias Franz Stein
Der tragische Herr: Alexander Absenger
Der Unsterbliche (Membre de l'Académie Française): Johannes Seilern
Madame Bouffier, Wirtin des Hotels „Mon Repos et de la Rose“: Ulli Maier
Ginette, Mariannes Jungfer: Alexandra Krismer
Salomon, Concierge des Hotels "Mon Repos et de la Rose": Tobias Reinthaller
Die alte Dame aus Arras: Marianne Nentwich
Clémentine: Katharina Hope Kemp / Lara Nguyen
Das junge Mädchen: Anna Laimanee
Die leichte Person Alma Hasun/ Marlene Hauser
Der Chauffeur eines reichen Hauses in Paris: Alexander Strömer
Clairon, Wirt des Cafés „Au père Clairon“ in Saint Jean-de-Luz: Siegfried Walther
Der Brigadier der Sûreté von Saint Cyrill: Michael Schönborn
Der Commissaire Spécial de la Police in Saint Jean-de-Luz: Paul Matić
Ein Oberleutnant der deutschen Armee: Dominic Oley
Ein Tourist der Gestapo: Götz Schulte
Der Würfelspieler: Ulrich Reinthaller
Der Chef d'Îlot: Claudius von Stolzmann
Ein Witwer: Oliver Rosskopf
Kleiner Junge: Stanislaus Hauer/ Simon Stadler-Lamisch
Kamnitzer: Tamim Fattal

Bühnenbild und Kostüme: Karin Fritz
Musik: Matthias Jakisić
Video: Jens Gelbhaar
Dramaturgie: Silke Ofner
Licht: Manfred Grohs

Wann & wo?
Ab 4. Dezember (so der Lockdown beendet ist) bis 20. Mai 2021
Theater in der Josefstadt
1080, Josefstädter Straße 26
Josefstadt

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