Kinderkulturwoche in Linz: Von Erde zu Erde – real und digital

Auf einer gelben Holzwand steht der Spruch: „Du bist nie zu klein, um groß zu träumen.“.
Ein Tagesausflug zur KinderKulturWoche in Linz – Theater, Ausstellung, Kreativstationen und Eíntauchen in den Deep Space.

Theater, Museen – nicht nur städtische, sondern auch des Landes und viele private Häuser, Einrichtungen und Vereine in Linz tun sich seit fast einem Jahrzehnt zusammen, um die KinderKulturWoche zu veranstalten. Ein vielfältiges Angebot – für privates Publikum ebenso wie für Schulen und Kindergärten. Und – gerade unter den besonderen Bedingungen des Corona-Jahres ein (ge)wichtiges (Lebens-)Zeichen der Kultur für Kinder – bei so manchen Stationen auch mit den jungen und jüngsten Besucher_innen.

„Aus dem Lehm gegriffen“

Am Sonntag (11. Oktober – die KinderKulturwoche läuft noch bis 18. Oktober) schaute sich der Kinder-KURIER - auf Einladung der Stadt Linz – bei unterschiedlichen Veranstaltungen um. Start im Lentos-Museum an der Donau – wo das Kinderkulturzentrum Kuddel-Muddel einen Raum als Außenstelle bespielt. Am Sonntagmorgen war Joachim Torbahn zu Gast mit „Aus dem Lehm gegriffen“. Wie schon der Titel verrät, spielt und arbeitet er mit Lehm, einer speziellen Erde, auch Ton genannt. Ein kleines Kügelchen, das flugs in seinen Händen zum Würfel wird, dann wieder platt gemacht oder längs gezogen, geteilt und…

Nach dem Kürze-Würze-Vorspiel lüftet er den flach daliegenden Vorhang und erschafft aus einer dicken Lehmplatte in Sekundenschnelle ganze Geschichten und Welten. – Mehr dazu weiter unten (von einem anderen seiner Auftritte).

Ein Mann formt eine Landschaft aus Lehm, inklusive Figuren und Gebäuden.

Ein Mann formt eine Skulptur aus Ton.

Ein Mann betrachtet ein detailreiches Modell einer Landschaft aus Lehm.

200 Jahre Graffitis

Vom Lentos ins nächste Museum, das Nordico. Diesmal zunächst tatsächlich zu einer Ausstellung: „Graffiti & Bananas. Die Kunst der Straße“. Als Stadtmuseum sammelte das Nordico Fotos von der einst verpönten Kunst, als diese noch als „Schmiererei“ verpönt, verboten, verfolgt wurde. Beginnt  aber den Bogen sozusagen beim Ahnherr des Name-Taggings – als des Hinterlassens des eigenen (Künstler_innen-)Namens, dem kaiserlichen Beamten Joseph Kyselak, der vor fast 200 Jahren auf Wanderungen durch die Alpen häufig seinen eingeritzten Namen auf Steinen hinterließ. Neben extra für die Ausstellung auf großen Holztafeln angefertigten gesprayten, gemalten und dreidimensionalen Kunstwerken dokumentieren auch Kopien von Strafverfügungen usw. die reale Verfolgung von Graffiti-Künstler_innen. Videos „verbotener“ Aktionen sind ebenso zu sehen wie Fotos allerjüngster Werke – zur Pandemie – mit wie bei dieser Kunstgattung immer wieder anzutreffenden humorvollen Kommentaren, hier beispielsweise: Deppidemie – oder Masken für Statuen.

Zwei mit Graffiti besprühte Container in Linz, Österreich.

Eine Ausstellung mit einer Pippi Langstrumpf-Figur und Graffiti-Kunstwerken.

Eine Ausstellung mit dem Titel „Rules for Girls Who Want to Become Street Artists“.

Eine Installation mit einer Figur, die Graffiti sprüht, und Regeln für Künstler.

Eine Ausstellung mit verschiedenen Kunstwerken, darunter Graffiti und Gemälde.

Eine Ausstellung mit Grafiken und Graffiti in einem Kunstraum.

In einer Kunstausstellung sind verschiedene Bilder und Graffiti zu sehen.

Auf einer gelben Holzwand steht der Spruch: „Du bist nie zu klein, um groß zu träumen.“

Auf der Fahrbahn aufgemalte Fahrrad-Piktogramme weisen auf einen Radweg hin.

Eine Ausstellung mit Fotografien von Graffiti und Straßenkunst während der Corona-Pandemie.

Eine Ausstellung über freigegebene Wände für Graffitikunst in Linz.

Eine gelbe Wand voller Graffiti und ein Bildschirm mit der Aufschrift „Face-The-Mind“.

Ein Plattenbau mit der Aufschrift „was wäre wohl aus mir geworden?“.

In einer Ausstellung interagieren Kinder mit einer bunten Installation vor einem Bildschirm.

Graffiti mit der Aufschrift „Deppidemie“, stilisierte Viren und Toilettenpapierrollen.

Ein weißes, abstraktes Relief hängt an einer Wand.

Ein grauer Würfel mit Graffiti steht auf einem Platz in der Stadt.

Kreative Stationen

Wie es im Anschluss an „Aus dem Lehm gegriffen“ einen Ton-Workshop für Kinder gab, so bietet das Nordico einen ganzen Raum mit Stiften, Papier, Wolle, Scheren, Sticker, eine riesige Papier-Wand, wo sich Kinder, aber auch andere Besucher_innen ein wenig kreativ austoben können – oder in den Büchern der „Schule des Ungehorsams“ schmökern.

Ein Junge mit Maske steht vor einer Säule, die mit Strickkunst verziert ist, in einem Ausstellungsraum.

Zwei Kinder bemalen eine große, mit Kritzeleien versehene Wand in einem Ausstellungsraum.

Ein Junge mit Maske dekoriert eine Säule mit Strickarbeiten in einem Ausstellungsraum.

Eine Frau liest ein Buch, während ein Junge auf eine beschriebene Wand malt.

Ein Kind zeichnet auf einer großen, mit Kritzeleien und Zeichnungen bedeckten Wand.

Ein Junge mit Maske sitzt an einem Tisch in einem Raum mit Fotos und Postern an der Wand.

Ein Junge mit Maske zeichnet auf eine Wand mit Graffiti und Kritzeleien.

Eine Frau und zwei Kinder stehen vor einer mit Zeichnungen und Texten beschriebenen Wand.

Kinder und Erwachsene betrachten und gestalten eine Wand mit Streetart-Motiven.

Eine Wand mit Kritzeleien und der Aufschrift „My favorite season is the fall of patriarchy“.

Eine Ausstellung mit Kinderzeichnungen und selbstgemalten Schildern, die Botschaften vermitteln.

Die Installation zeigt den Spruch „You don't need a penis to do graffiti!“ und „Graffiti gehört auf die Strasse!“.

Eine Banane mit Krone steht auf der Weltkugel und hält eine Teekanne; daneben steht „Bananen erobern den Planeten… Klimakrise…“.

Zitate über Graffiti und Street Art auf einer Wand.

Ein Kind bemalt ein großes Wandbild mit der Aufschrift „WAS“ und „WO“.

Eine Kinderzeichnung zeigt ein Gesicht mit Zylinder und grinsendem Mund.

Kunstwerkstatt zum Mitnehmen

Aber schon fast mitten in der Ausstellung gibt es eine Kreativstation – die Bezug nimmt auf den zweiten Begriff im Titel – auf Bananen. Gesprayte Bananen zier(t)en eine Zeit lang die Wände vieler Städte. Auch wenn vielleicht die eine oder andere nachgeahmt wurde, hat dieses Symbol einen Erfinder – und nicht wie viele vielleicht vermuten würden Andy Warhol, sondern den Künstler Thomas Baumgärtl. Seinen Bananen wurden fast so etwas wie ein Symbol (nicht nur) dieser Kunstgattung. Seine Graffitis haben andere Künstler_innen zu ganz anderen Werken inspiriert – bis hin zu Keramik – einige davon sind in einer Vitrine der Ausstellung. Genau gegenüber stehen Körbe mit echten Bananen, liegen Stifte und Zahnstocher bereit, um die natürliche Verpackung dieses Obstes als Fläche für eigene Kunstwerke to go zu nutzen.

Eine gelbe Banane mit braunen Flecken liegt neben bunten Papierstücken und einem Formular.

Eine Banane, die mit den Wörtern „Orange verkleidet Kiwi“ beschriftet ist.

Auf eine Banane ist „Orange verkleidet“ geschrieben.

Auf eine Banane ist mit Stift „Zitrone versteckt. Bio-Verpackung“ geschrieben.

Apropos „Take away“-Atelier heißen Schachteln im Stile des im Volksmund Schachtelwirt genannten Fast-Food-Restaurants. Inhalt – ein schwarzes Tuch, drei weiße Schächtelchen mit Materialien und ein Bleistift. Im Lentos-Museum können Gäste solche Boxen mitnehmen, um eigen Kunstwerke anzufertigen. Das Museum freut sich, wenn junge und jüngste Künstler_innen Fotos ihrer vorübergehend geschaffenen Kunstwerke einsenden.

Eine Take-Away-Box des Lentos Atelier mit einem Aufkleber für die Kinderkulturwoche Spezial.

Eine geöffnete Take-Away-Box mit Bastelmaterialien für die Kinderkulturwoche.

Eine geöffnete Take-Away-Box mit Bastelmaterialien für die Kinderkulturwoche.

Eine Take-Away-Box mit Bastelmaterialien für die Kinderkulturwoche Spezial.

Mehrere Take-Away-Boxen des Lentos Atelier stehen gestapelt vor einer Scheibe.

Der Teil-Helfer

„Zwei für mich, einer für dich“, ein neues Figurenstück von theatermOment aus Grieskirchen nach einem Kinderbuch von Jörg Mühle feierte am besagten Sonntag seine Premiere im Kinderkultur-Zentrum Kuddel-Muddel (da heuer übrigens 50 Jahre jung wurde. Ruth und Klaus Humer (Ausstattung Gerti Tröbinger) spielen zunächst ein leicht entrücktes Jägers-Paar und bauen dabei mit wenigen Handgriffen eine kleine Waldlichtung auf. Auf der werden sie nun zu Figurenspieler_innen und lassen Wiesel und Bär aufeinandertreffen. Letzterer ist bei Ersterem zum Essen eingeladen. Blöd nur, dass Wiesel drei Pilze gebraten hat. Wer kriegt das dritte große Schwammerl? Der Eine weil er so groß und stark ist und daher mehr braucht? Oder der Andere, weil er kleiner und zarter ist und daher noch mehr benötigen würde?

Ein Puppenspiel mit einem Bären, einem Fuchs und einem Wiesel vor einer Waldkulisse.

Zwei Männer in Tracht füttern Stofftiere mit Pilzen.

Ein Mann präsentiert drei Stofftiere: einen Bären, einen Wolf und einen Fuchs.

Zwei Personen mit Hüten und Puppen, eine hält eine Erdbeere in der Hand.

Eine Person hält einen kleinen Teddybären neben einen größeren Teddybären.

Ein großer Teddybär und ein kleineres Stofftier werden von Händen mit Pilzen gefüttert.

Probleme aufessen

Im Streit darüber kommen sie auf keinen sprichwörtlichen grünen Zweig. Da taucht wie aus dem Nichts mit Sprung durch die dunkle Regenwolke der Erlöser auf: Ein Fuchs! „Problem beim Teilen – ein Fall für den Superfuchs. Ich esse eure Probleme auf!“

Natürlich schaffen’s Bär und Wiesel nach nicht ganz einer ¾ Stunde aus den Teilungs-Hilfen des Dritten im Bunde zu lernen ;)

Eine Gruppe von Menschen betrachtet eine Projektion der Erde.

In der digitalen Welt

Wechsel über die Donaubrücke, switch von der analogen in die digitale Welt. Hinein ins Museum der Zukunft, das Ars Electronica Center. Bevor wir aber eintauchen in die unendlichen Weiten des Weltraums mit der Super-3D-Brille, noch ein kurzer Rundgang im Kinderforschungslabor. Spielerisch Programmieren lernen, erfahren was künstliche Intelligenz kann und dergleichen mehr – das steht hier auf dem Spielplan. Übrigens ziemlich neu gestylt – vieles in Holzverkleidung. Auch die digitale Welt goes Nachhaltigkeit ;)

Ach ja und zum Abschluss des Tagesausflugs zur KinderKulturwoche geht’s ab in den Deep Space – den „tiefen Raum“. Die Erde plastisch zum Greifen nah, landest du bald auf der Mondoberfläche, fliegst durch unser Planetensystem und zuckst weg – oder greifst hin, wenn wir uns durch die Ringe des Saturn bewegen. Weiter und weiter bis unser ganzes Sonnensystem zu einem winzigen leuchten Punkt schrumpft und wir durch andere Galaxien sausen. Und alles wieder retour – zur Erde – und auf dieser „landen“. Der Kreis hat sich irgendwie geschlossen.

Follow@kikuheinz

Compliance-Hinweis: Die Stadt Linz – Abteilung Kultur und Bildung, Linz Kultur Projekte – übernahm die Kosten der Zugfahrten Wien-Linz und retour.

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