Höchst amüsante Theaterstunde über einen Elternabend

Szenenfoto aus "Verboten wäre - ein Elternabend"
Viel Lachen über Erwachsene, die eine Sexualpädagogik-Projekt in der Schule vernichten wollen.

Wenn das Ehepaar (Inès Miro und Daniel-Frantisek Kamen) am Rand des weißen Steges der den Theaterraum zwischen dem Publikum in zwei Hälften trennt, senkrecht im Bett „liegen“ und um die Decke kämpfen, provoziert das die ersten Lacher in „Verboten wäre – ein Elternabend“ von Lilly Axster (Regie: Felicitas Braun).

Körperlich so gar nicht miteinander vertraut, unterhalten sie sich über das Projekt der 4. Volksschulklasse ihres Sohnes, bei dem sie ihn zum Glück nicht mitmachen haben lassen. So was von pfui gack – so sagen sie’s natürlich nicht, sei es, wenn Kinder mit Pädagog_innen über Sexualität reden. Also muss eigentlich ein Protest her. Ein Abend nur für „besorgte“ Eltern – ohne Lehrerin.

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Kinder überwacht

Einen solchen initiieren sie. Mit Ausnahme einer entspannten, lockeren Mutter (Elisabeth Löffler), scheinen auch alle anderen auf dem Stand von Eltern stecken geblieben zu sein, als Aufklärung nur über Dr. Sommer in der Jugendzeitschrift „Bravo“ erfolgte. Die Darsteller_innen – neben den Genannten noch Onur Çağdaş Şahan, der vor allem mit Bayrisch-erdigen Sprüchen Witz versprüht und die strenge straighte Julia Schranz - schlüpfen mitunter in weitere Elternrollen.

Neue Dynamik bekommt der Elternabend, als sich herausstellt, dass einer der Väter über sein Handy das eigene Wohnzimmer via Webcam überwacht, in dem seine und zwei weitere Töchter sich mit Doktorspielen vergnügen.

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Im Konferenzzimmer

Sehr humorvoll agieren die fünf Schauspieler_innen auch nach einem totalen Rollenwechsel in Pädagog_innen im Konferenzzimmer – zwischen aufgeklärtem Konzept für Sexualpädagogik und totaler Ablehnung.

Die einzigen, die offenbar außer den spielenden und fragenden Kindern – via Audio und Video (Stimmen B und S und K: Lioba Löffler, Mira Prean, Flora Mosleh ) – ziemlich unverkrampft mit Sexualität umzugehen scheinen, sind zwei Jugendliche – ebenfalls via Videoeinspielung (Ronja Deml, Lino Eckenstein).

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Gar nicht so vergangen ...

Was vielleicht hin und wieder das Lachen im Hals stecken lässt, sind Momente in denen aufblitzt: Die Stückautorin Lilly Axster könnte sich bei so manchen Sagern an Zitaten aus ihren Erfahrungen in der langjährigen Mitarbeit bei „Selbstlaut“ (gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen – Vorbeugung, Beratung, Verdachtsbegleitung) bedient haben. Aufklärung, Benennen, darüber reden als DIE Prävention. Querschüsse und Verhinderung derselben sind keine lang zurückliegenden, sondern immer wieder noch heutige Erfahrungen von Sexualpädagog_innen.

Umfangreiche Materialien – von Broschüren über Videos bis hin zu Spielen und Vorschlägen für Unterrichtsstunden – liegen und stehen vor der Vorstellung im Theaterfoyer zur Verfügung.

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Verboten wäre – ein Elternabend
Wiener Würschtel Aufstand & Dschungel Wien
Schauspiel; eine Stunde, ab 16 Jahren

Autorin: Lilly Axster
Regie: Felicitas Braun

Schauspiel: Elisabeth Löffler, Inès Miro, Daniel-Frantisek Kamen, Onur Çağdaş Şahan, Julia Schranz
Video-Darsteller_innen: Ronja Deml, Lino Eckenstein
Stimmen B und S und K: Lioba Löffler, Mira Prean, Flora Mosleh

Bühne: Naomi Dutzi
Kostüme, Produktionsleitung: Anne Michalek
Musik, Sound: deef
Kamera: Cosma Krause
Licht: Hannes Röbisch

Wann & wo?
Bis 13. Oktober 2020 und
14. bis 16. April 2021
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20

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