Durch die gläserne Decke: „Sternenfrauen“ im Theater Drachengasse

Eine Collage von vier Frauen in unterschiedlichen Kostümen auf einer Bühne.
Anita Zieher (Portraittheater) schlüpft in die Rollen der ersten Kosmonautin, Astronautin und historischer Himmelsforscherinnen.

Im langen roten, hochgeschlossenen Mantel beginnt sie die Geschichte vom kleinen Mädchen aus der Provinz zu erzählen, die von Fallschirmsprüngen träumt, Technikerin – und schließlich die erste Frau im Weltraum werden sollte: Valentina Tereshkova, Heldin der Sowjetunion. Nicht das erste weibliche Wesen im All, denn da waren doch schon zuvor Leika, Belka und Strelka - die Straßenhündinnen, relativiert die Schauspielerin und Mit-Autorin von „Sternenfrauen“, Anita Zieher. Es ist das jüngste Stück des von Zieher gegründeten Portraittheaters. In einem Mix aus Schauspiel und Erzähltheater ließ sie bisher so berühmte Persönlichkeiten wie u.a. Rosa Luxemburg, Marie Curie, Lise Meitner, Hedy Lamarr, Bertha von Suttner oder Hannah Arendt scheinbar fast lebendig werden.

Eine Frau in historischer Kleidung hält eine Kristallkugel in den Händen.

Historische Frauen

In „Sternenfrauen“ lässt uns die mit wenigen Veränderungen wandlungsfähige Schauspielerin so berühmten Pionierinnen der Raumfahrt wie der eingangs erwähnten Tereshkova oder der ersten US-Astronautin Sally Ride begegnen. Anderes Outfit, Frisur verändert und auch die Art des Erzählens. Zieher schlüpft aber auch in Rollen historischer Himmelsforscherinnen wie Caroline Herschel, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Kometen entdeckte, mit ihrem Bruder Wilhelm Riesenteleskope in Großbritannien baute. Das Geschwisterpaar entdeckte unsichtbares Licht – die Infrarotstrahlung. Sie war die erste Frau, die für wissenschaftliche Tätigkeiten Gehalt bekommen hat.

Eine Frau in einem hellen Kleid steht auf einer Bühne neben einem alten Koffer.

Gesang

Herschel hatte darüberhinaus eine Gesangsausbildung und trat in Händels Oratorium „Messias“ auf. Das veranlasste Anita Zieher ein in ihren bisherigen Stücken kaum gezeigtes Talent zu Gehör zu bringen. So wie sie ein kurzes Stück daraus – auf Englisch – singt, so stimmt sie auch Pop-Songs wie „Fly me to the Moon“ oder den berühmten David-Bowie-Song „Space Oddity“ (Ground-Control to Major Tom…) an.

Wir treffen auch Williamina Fleming, die am Harvard Observatorium in Boston (USA) als eine der vielen Rechnerinnen begann und später deren Leitung übernahm. Noch bedeutender aber waren ihre Arbeiten, anhand von Fotoplatten die Helligkeit von Sternen zu vermessen und ihre Position zu errechnen (ab 1885). Nach ihr wird rund 100 Jahre später ein Mondkrater benannt. Fleming entdeckt insgesamt 10 Novae, 310 veränderliche und 59 Gasnebel und vor allem den Pferdekopfnebel im Sternbild Orion.

Eine Frau in einem futuristischen Oberteil steht an einem blauen, abgenutzten Pult.

Uhura

Zieher wird in „Sternenfrauen“ (Regie und Co-Autorin: Sandra Schüddekopf) mehrmals auch zu Nyota Uhura aus der Serie „StarTrek“. Die hatte eine bedeutende Rolle, da sie als erste schwarze Frau eine führende Funktion an Bord des fiktiven Raumschiffes spielte. Außerdem war der – in der Serie nicht direkt zu sehende aber aufgrund der Kopfhaltungen zu erahnende erste Film-Kuss einer Schwarzen mit einem Weißen (Cptn. Kirk) eine Sensation. Mit Folgen: US-Südstaaten-Sender verweigerten die Ausstrahlung der Serie und der berühmte, später ermordete Bürgerrechtler Martin Luther King überzeugte Nichelle Nichols, die Lieutenant Uhura spielte, nicht aus der Serie auszusteigen und meinte, sie sei schon dort, wohin die schwarze Bürgerrechtsbewegung noch einen weiten Weg habe.

Als Uhura zieht die Schauspielerin aus einer großen Kiste mitten auf der Bühne Metallstäbe hervor, die sie zu stilisierten Raketen und Elementen von Weltraumstationen zusammenbaut (Bühnenbild: Martin Hickmann).

Immer wieder diskriminiert

Aber egal ob berühmte oder vielfach viel zu wenig bekannter Forscherinnen und Wissenschafterinnen. Egal ob bei diesen oder bei den berühmten Schwestern – praktisch immer finden sich Elemente in der Biographie die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts beinhalten. Oft wurden sie nur beschäftigt, weil sie genau deswegen geringer entlohnt wurden. Der Kampf gegen die „gläserne“ Decke zieht sich durch das Leben praktisch all dieser Frauen – und kommt demgemäß in den rund 1 ½ Stunden des Abends auch zur Sprache.

Eine Frau sitzt auf Koffern vor einer Projektion auf einer Bühne.

Aktuelle Wissenschafterinnen

Zu Wort kommen – in Video-Einspielungen (Karl Börner) aktuelle-All-Forscherinnen – Waltraud Hoheneder, Barbara Imhof, Suzanna Randall, Theresa Rank-Lüftinger und Astrid Veronig. Letztere forscht über die Sonne. Die beiden hier Erstgenannten widmen sich in ihren wissenschaftlichen Arbeiten sehr praxisnaher Forschung, u.a. der Weltraumarchitektur: Wie können Raumstationen so gestaltet werden, dass Menschen tatsächlich lange angenehm drinnen leben und arbeiten können. Sie legen dabei obendrein Wert auf Ressourcen-Schonung und Nachhaltigkeit.

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Eine Frau in roter Jacke steht unter einem Scheinwerfer.

Anita Ziher als Valentina Tereshkova ...

Eine Frau in einem roten Kostüm klatscht Beifall auf einer Bühne.

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Eine Frau in einem roten Kostüm sitzt auf einem alten blauen Koffer vor einem gemusterten Hintergrund.

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Eine Frau in einem blauen NASA-Overall streckt ihre Hand nach oben.

...  und Sally Ride ...

Eine Frau in einem futuristischen Oberteil steht an einem blauen, abgenutzten Pult.

... Lieutenant Uhura ...

Eine Frau hält eine geometrische Metallkonstruktion in die Höhe.

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Eine Frau im schwarzen Kleid hält einen roten Mantel und berührt ihr Ohr.

... und in Rollen ....

Eine Frau in Tracht steht auf einer Bühne neben einem Stapel alter Koffer.

.... historischer Frauen wie Caroline Herschel ..

Eine Frau im Kostüm hält eine Linse in ihren Händen.

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Eine Frau in historischer Kleidung hält ein goldenes Gefäß an ihr Ohr.

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Eine Frau in historischer Kleidung hält eine Kristallkugel in den Händen.

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Eine Frau im Kostüm blickt durch ein goldenes Fernrohr.

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Eine Frau in einem hellen Kleid steht auf einer Bühne neben einem alten Koffer.

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Eine Frau in einem schwarzen Kleid sitzt auf einem Stapel Kisten vor einem Sternenhintergrund.

... Williamina Fleming ...

Eine Frau in weißem Handschuh hält ein geometrisches Objekt vor einem abstrakten Hintergrund.

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Eine Frau sitzt auf Koffern vor einer Projektion auf einer Bühne.

... - eingeblendet aktuelle Forscherinnen

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