„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat“

Anita Zieher als Rosa Luxemburg und Ingrid Oberkanins als kongeniale Percussionistin
Portrait-Theater zeigt empathisch Haltungen und Leben der Rosa Luxemburg.

Piepsende, läutende, summende, vibrierende, Melodien abspielende Mobiltelefone können eine Theateraufführung ganz schön stören. Auch „nur“ hell aufleuchtende Smartphone-Displays. „Vergessen Sie nicht, nach der Vorstellung Ihr Handy wieder aufzudrehen!“, ist eine der charmanteren Versionen des Hinweis aufs Abdrehen/Flugmodus oder wenigstens lautlos stellen. Eine andere hat sich Anita Zieher vom Portraittheater einfallen lassen, eine die inhaltlich Bezug nimmt zu ihrem Stück, „das wir am Frauentag zehn Mal spielen könnten. Aber den gibt’s nur einmal im Jahr.“
Und in Wahrheit ist „Geheimsache Rosa Luxemburg“ ja ein Stück für jeden Tag. Wie ja auch die Anliegen des internationalen Frauentages alltägliche sind/sein sollten.

„Drehen sie Ihre Mobiltelefone ab, damit Sie nicht geortet werden können!“, sagt die Dame in historischem Outfit und ebensolcher Frisur, die da aus dem Spalt des roten Vorhangs hervorlugt. Und sie schickt noch eine Warnung hinterher: Das folgende Stück dreht sich um eine dezidierte Linke, um sowas wie Sozialromantik. Noch könnten jene, die davor Angst haben, besser das Theater verlassen...

Revolutionärin, konsequente Demokratin

„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat“
Anita Zieher als Rosa Luxemburg und Ingrid Oberkanins als kongeniale Percussionistin
In der folgenden Stunde (für Schulen eine gekürzte Fassung, in der zwei Kapitel ausgeblendet bleiben) spricht die Schauspielerin Texte, fast alles Originalzitate der Revolutionärin Rosa Luxemburg, Vorreiterin nicht nur in Sachen Gleichberechtigung von Frauen, sondern in konsequenter demokratischer und revolutionärer Haltung – nicht zuletzt gegen die Zustimmung ihrer ursprünglichen Partei, der deutschen Sozialdemokratie, zur Unterstützung des 1. Weltkrieges. Weswegen sie mit Gesinnungsgefährt_innen am linken Rand der Sozialdemokratie am Jahreswechsel 1918/19 die Kommunistische Partei Deutschlands gründete. In den Folgewochen wurde sie für den Spartakisten-Aufstand verantwortlich gemacht, inhaftiert und pseudomäßig freigelassen wird – um sie ermorden zu lassen.

Für Rosa Luxemburg war Revolution untrennbar mit Demokratie verbunden. Schon in den Anfängen der russischen bolschewistischen Revolution warnte sie ihre Freunde wie Lenin davor, sich über das Volk zu er-, von ihm abzuheben. Sie stand immer dafür, nicht um den heißen Brei herumzureden: „Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat“, ist eines ihrer bekanntesten Zitate. Das natürlich im Stück nicht fehlen darf. Ein Stück, das mit wenig schauspielerischen Mitteln auskommt und mit der klar und deutlich, empathisch vorgetragenen Sprache das Publikum gespannt bannt.

Kongeniale Bühnenpartnerin

„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat“
Anita Zieher als Rosa Luxemburg und Ingrid Oberkanins als kongeniale Percussionistin
Die Darstellerin spielt vor einer kargen, flexiblen Bühne – aber mit starker Begleitung: Die Percussionistin Ingrid Oberkanins zaubert aus riesigen Metallophonen, aus Trommeln und nicht zuletzt aus dem erst in diesem Jahrhundert/-tausend in der Schweiz erfundenen, spontan eher nach Fernost verorteten Hang, die passende Untermalung so mancher Szene. Hin und wieder „verschwindet“ die Darstellerin hinter dem Paravent und die Musikerin bringt atmosphärisch passende Solostücke zu Gehör – von ganz, ganz sanften bis zu definitiv kraftvollen.
„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat“
Anita Zieher als Rosa Luxemburg und Ingrid Oberkanins als kongeniale Percussionistin
Geheimsache Rosa Luxemburg
Koproduktion: portraittheater und Theater Drachengasse
Texte: Sandra Schüddekopf, Anita Zieher, vor allem Originaltexte von Rosa Luxemburg
Es spielen: Anita Zieher (Schauspiel), Ingrid Oberkanins (Percussion)
Regie: Sandra Schüddekopf
Bühnenkonzept: Eva-Maria Schwenkel
Komposition: Ingrid Oberkanins
www.portraittheater.net

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