Bilderbuch-Trilogie: Kreis, Dreieck und Quadrat spielen miteinander
Spielen Kreis, Quadrat und Dreieck verstecken … was vielleicht wie ein absurder oder Anti-Witz beginnt („sitzen zwei Hochhäuser im Keller und stricken Beton“) ist (fast) der Anfang eines wunderbaren Bilderbuchs namens „Kreis“. Und ein Teil einer Trilogie – denn Mac Barnett und Jon Klassen, beide leben in Kalifornien, widmen auch den beiden anderen Formen jeweils einen gleich-formatigen Band. Immer wenig Text, die Handlung ein wenig skurril, künstlerisch gestaltete Doppelseiten – die sowohl von den Illustrationen als auch vom knappen Text her viel Raum für Fantasie geben, irgendwie zum Weiter-Spinnen.
Im schon erwähnten „Kreis“ kommen alle drei Figuren vor und spielen miteinander. Auf mehreren Doppelseiten ist es im tiefsten Versteck fast nur schwarz – lediglich das Weiß der Augen leuchtet aus den Bildern hervor. In den beiden anderen – jeweils 48-seitigen - Büchern kommen immer nur zwei der Formen vor. In „Dreieck“ wandert dieses durch die nur 3-eckige Welt bis es zur 4-eckigen kommt. Dort will es dem Quadrat einen Streich spielen, aber …
Suche nach der Vollkommenheit
Keine Sorge, „Quadrat“ ist keine Kopie von „Dreieck“ nur mit umgekehrten Vorzeichen. Letzteres kommt darin gar nicht vor. Quadrat hat in seiner Höhle einiges an Unordnung. Nicht alles ist quadratisch. Was er rausräumt und auftürmt kommt Kreis, der eines Tages vorbeischwebt sehr kunstvoll vor. Er nennt es Skulptur – und wünscht sich, dass Quadrat so ein Kunstwerk von und für Kreis schafft.
Erst fühlt sich Quadrat überrumpelt und überfordert, macht sich dann aber doch ans Werk – hämmert und meißelt. Aber … „Und Quadrat war umringt von Trümmern. „Was immer das Gegenteil von Vollkommenheit (das war für ihn Kreis, Anm. der Redaktion) sein mag“, sagte Quadrat, „das hier ist es! …“
Und dennoch fand Kreis, der am nächsten Morgen auftauchte das Geschaffene – und vom Regen fast Überschwemmte – „vollkommen“.
Am Ende bist immer du gefragt
Übrigens: Alle drei Bücher enden mit jeweils einer Frage – die bei den eckigen Formen beziehen sich auf die erzählte und gezeichnete Geschichte. In „Kreis“ ist ausschließlich deine eigene Fantasie gefragt. Und alle drei Bücher sind quadratisch - mit jeweils zwei abgerundeten Ecken.
Auch für Erwachsene
Die Trilogie in der Gesamtheit schafft noch viel mehr als schon die drei einzelnen Bücher was gute Kunstwerk für Kinder – ob im Bereich Buch, Theater, Film usw. neben der hohen Qualität in dem Fall von Text und Bildern auszeichnet: Sie faszinieren auch Erwachsene. Sowohl von den aufs Erste völlig schräg wirkenden Geschichten – samt Botschaften und Fragestellungen, etwa ob es ein vollkommenes Kunstwerk geben kann – als auch von der Gestaltung und sich daraus ergebenden Fragen oder auch der Selbstverständlichkeit, dass 3- und 4-Eck samt Kreis „vollkommene“ Freunde sind und einander nicht im Geringsten fremd finden.
Und sie zweifeln gar nicht an ihren Eigenheiten - immerhin erinnern die drei Forman auch an Jutta Treibers: "Na ja", in dem das Kreieck am Ende sagt: „Ich möchte wieder spitz sein!“ und der Queis: „Ich möchte wieder rund sein!“, während das Dreidrat sich wünscht: „Ich möchte wieder viereckig sein!“ Zuvor hatten sie scih beim "Figurendoktor" Kanten, Ecken und Rundungen bearbeiten lassen.
Die Bilder lösen möglicherweise sogar verschiedenste Assoziationen zu anderen Kunstwerken aus - bis hin zum berühmten „Schwarzen Quadrat“ von Kasimir Malewitsch, mit dessen Begründung einer neuen Kunstrichtung, genannt Suprematismus.
Kommentare