12-Jähriger schrieb Gedicht, weil Einnahmen anderen Kindern helfen

Gedicht und ein Porträtfoto eines Buben
Ein Wiener Teilnehmer des Lockdown-Lyrik-Bewerbs im Interview mit dem Kinder-KURIER

Besser gemeinsam nannte der 12-jährige Erik aus Wien seinen 5-Zeiler, der von der Form her ein wenig an japanische Haikus erinnert. „Ich schreib nicht so gern Gedichte“, ist die erste Antwort im Interview mit dem Kinder-KURIER, das dann dafür umso ergiebiger wurde. Ein Lehrer seines Gymnasiums hatte die Ausschreibung des Lockdown-Lyrik-Bewerbs, der ja um eine Sektion für Kinder und Jugendlicher erweitert worden war, als freiwillige Aufgabe angeboten. „Das hab ich mir durchgelesen. Da stand, dass aus den Einnahmen des gedruckten Buches mit den Gedichten Kindern geholfen wird, die besonders hart durch die Pandemie getroffen wurden. Deswegen hab ich mir dann gedacht, ich versuchs‘ einmal und kann damit etwas dazu beitragen.“

Und so habe er zunächst einmal „Stichworte, die mir wichtig sind, gesammelt“, die in seinem Gedicht vorkommen. Danach begann er Sätze zu formulieren, die sich reimen. „Am Anfang beim ersten Satz ging’s recht einfach, dann wurde es komplizierter und ich musste länger überlegen.“

Sein Beweggrund mitzumachen passt zu einem der drei Schwerpunkte des Gymnasiums in der Rahlgasse, die er sich genau deswegen ausgesucht hatte, erzählt der 12-Jährige: Umwelt, Gender und Soziales. Die Volksschullehrerin habe öfter über Umweltthemen, nicht zuletzt den Klimawandel gesprochen, was Erik offenkundig nachhaltig beeindruckte.

„Gender war mir schon immer wichtig. Es hat mich geärgert, wenn bestimmte Leute Buben beleidigen, nur weil sie lange Haare haben so wie ich.“ Im vergangenen Schuljahr war er sogar Gendersprecher. Für alle drei Schwerpunkte wählt jede Klasse je eine Sprecherin und einen Sprecher sowie je eine/n Stellvertreteri/in.

Mit einer Beschwerde gegen den Stundenplan, in dem Buben eine Stunde länger Schule, aber dazwischen eine Freistunde hatten, konnte er als Gendersprecher nichts ausrichten und hätte es fein gefunden, wenigstens eine Erklärung zu bekommen. Hingegen kann Erik es als Erfolg verbuchen, Initiativen gesetzt zu haben, dass sich Mädchen und Buben befreunden und nicht ständig getrennt voneinander Gruppen bilden.

Zurück zu seinen Gedanken rund ums Gedicht. Home-Schooling treffe ihn nicht ganz so schlimm, weil oft beide Eltern im Home-Office zu Hause sind, aber „auch mir gehen halt die Maßnahmen, obwohl wenn ich mich daran halte, auf die Nerven. Es ist halt ein bisschen mühsam, wenn du eine Frage hast, du stellst sie in den Chat, aber eine Lehrerin oder ein Lehrer kann sie nicht glich beantworten, wie die vielleicht gerade eine Online- oder Telefon-Konferenz haben.“

erik_foto.jpg

In den Ferien konnte er endlich wieder – natürlich unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen seine Oma sehen und mit ihr spazieren gehen. „Mit Freunden rede ich viel online.“

In der Schule liebt er vor allem Fächer, „in denen man produktiv sein kann wie in Physik, Werken oder BE, „auch wenn ich nicht so gut zeichnen kann, aber ich versuch’s und dann macht es mir Spaß. Fächer, wo man nur so rumsitzt und schreibt, mag ich nicht so sehr, wie Deutsch“.

Und so fasst der 12-jährige Wiener nach der 4. Klasse AHS einen Wechsel in die Chemie-HTL und später ein Studium an der Technischen Uni Wien ins Auge, „es kann aber auch ganz etwas anderes werden“.

Eriks Freizeit-Vorlieben: Computer spielen, „halt nicht die ganze Zeit. Und ich lese sehr gerne, am liebsten Fantasy-Geschichten“. Die Liebe zum Lesen kam so ungefähr am Ende der Volksschulzeit und seit da mag Erik besonders Bücher, die schon für jeweils ein bisssl Ältere sind. „Die interessieren mich mehr, weil da kannst du besser Spannung aufbauen, weil da bestimmte Singe vorkommen, die bei Jüngeren noch nicht vorkommen können.“

In Normalzeiten spielt er auch gern mit seinem Nachbarkind Brettspiele, „teilweise mach ich das jetzt mit meinen Eltern oder ich Schau am Abend Serien und Filme. Und ich hör jeden Abend einen Astronomie-Podcast. Da wählt er aus zwei verschiedenen. Auf dieses Wissensgebiet steht er schon lange, seit er einmal im Planetarium war. Obendrein zieht sich Erich noch regelmäßig einen Physik-Podcast rein.

Follow@kikuheinz

Kommentare