Die Verstopfung und ihre Symptome: Oft verkannt?

Mann mit Verstopfung sitzt auf Toilette, ihm rollt das WC-Papier davon
Was Mediziner als Anzeichen von Verstopfung werten, sehen viele als normalen Stuhlgang an. Betroffene werden folglich unzureichend behandelt.

Eine Verstopfung wird oft nicht als diese erkannt. Das ist das Ergebnis einer britischen Studie des King's College London aus 2019Während Mediziner seltenen Stuhlgang etwa für ein wichtiges Anzeichen halten, sieht das weniger als ein Drittel der Bevölkerung so.

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Experten fordern nun eine Neudefinition der Obstipation, wie der Fachbegriff für Verstopfung lautet. Erfahrungswerte von Patienten müssten verstärkt in die Bewertung einfließen, heißt es.

Die Symptome der Verstopfung

Verstopfung tritt sehr häufig auf, etwa jeder siebte, ansonsten gesunde Mensch, ist davon betroffen. In der Regel geht sie mit Problemen bei der Darmentleerung einher. Die Art und Weise der Diagnose variiert jedoch erheblich.

Basierend auf einer neuen Studie schlagen Forscher des King's College London vor, sechs Symptomgruppen zu berücksichtigen:

  • Bauchbeschwerden: Schmerzen und Völlegefühl
  • Analbeschwerden: etwa Blutungen durch zu starkes Drücken, Schmerzen oder Brennen im Analbereich
  • Seltener Stuhlgang und harter Stuhl
  • Gefühl unvollständiger Entleerung
  • Blähungen: vor allem laute oder geruchsintensive Winde
  • Stuhlinkontinenz: unkontrolliertes Auslaufen oder rektale Blutungen

Die Liste der Beschwerden gründet auf einer Erhebung, für die Forscher 2.557 Bürger, 411 Allgemeinmediziner und 365 Gastroenterologen befragten.

1 von 3 Patienten erkennt Verstopfung nicht

Es zeigte sich, dass Symptome, die Studienteilnehmer mit Verstopfung assoziierten ("längere Zeit auf der Toilette zu verbringen, ohne dass es zur Darmentleerung kommen", "anstrengende Toilettengänge", "Bedarf nach Abführmittel"), unter Medizinern selten als diagnostisches Kriterium gesehen wurden.

Zum einen decken sich die von Menschen wahrgenommenen Beschwerden demnach oft nicht mit denen von Ärzten zur Diagnose herangezogenen Symptomen. Zum anderen erkennt der Studie zufolge einer von drei gesunden Patienten Symptome der Verstopfung erst gar nicht. Auch das Bewusstsein für Verstopfung in der Bevölkerung ist demnach ausbaufähig.

Eirini Dimidi, Expertin für Darmgesundheit und Studienautorin vom King's College in London, sagte der BBC: "Unsere Untersuchungen deuten möglicherweise darauf hin, dass Menschen, die Hilfe bei Symptomen von Verstopfung suchen, oft keine passende Diagnose und Behandlung bekommen."

Die Verursacher der Verstopfung

Zudem könne eine Verstopfung, die normalerweise durch einen Mangel an Ballaststoffen oder Flüssigkeit in der Nahrung verursacht wird, auch Anzeichen für andere gesundheitliche Probleme sein, etwa Darmkrebs oder Zöliakie. Laut Dimidi sei es daher "immer wichtig, einen Arzt zu konsultieren, wenn Darmsymptome auftreten".

Julie Harrington von der Wohltätigkeitsorganisation Guts UK betonte nimmt im Interview mit der BBC Ärzte in die Pflicht: Es seit wesentlich, genau zuzuhören, was Patienten über ihre Verstopfung berichten. "Patienten sind erfahrungsgemäß Experten und wenn sie mit Spezialisten zusammentreffen, ist das der Knackpunkt." "Nicht jede Verstopfung ist gleich, und verschiedene Menschen haben unterschiedliche Symptome", fügte Harrington hinzu.

Stuhlgang: Wie oft ist normal?

Wie oft man Stuhlgang haben sollte, ist pauschal schwierig zu beantworten. In der Studie gingen die Probanden ohne Verstopfungssymptomatik im Schnitt sieben Mal pro Woche auf die Toilette. Experten zufolge können jedoch auch bis zu drei pro Tag beziehungsweise nur drei Stuhlgänge pro Woche normal sein.

Wesentlich ist, Veränderung wahrzunehmen, diese zu beobachten und gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen.

Verstopfung: Was hilft?

Mehr Flüssigkeit und eine ballaststoffreiche Ernährung werden bei Verstopfung klassischerweise empfohlen. Ballaststoffe sind in hohem Maß enthalten in

  • Vollkornbrot
  • Vollkornnudeln
  • Obst
  • Nüssen
  • Hülsenfrüchten
  • Getreide enthalten

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Auch mehr Bewegung und regelmäßige Mahlzeiten können hilfreich sein. Abführmittel sollten nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

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