Wie man auf öffentlichen Toiletten Keime umgeht

Symbolbild
Experten erläutern, wie man Krankheitserreger auf öffentlichen WC-Anlagen meidet.

Öffentliche WC-Anlagen können in der Not rettend sein – oft gilt es vor dem Verrichten der Notdurft jedoch Ekel zu überwinden.

Sich auf einer öffentlichen Toilette mit einer Krankheit anzustecken, ist tatsächlich eher unwahrscheinlich. Wie man potenziellen Keimherden am stillen Örtchen dennoch aus dem Weg und auf Nummer sicher gehen kann, hat die New York Times herausgefunden.

1. Obacht bei der Kabinenwahl

Sind auf einer öffentlichen Toilette mehr als eine Kabine vorhanden, hat man die Qual der Wahl. Die Wissenschaft hat hier einen Tipp parat: Für eine Studie, die 1995 veröffentlicht wurde, beobachtete ein Forscher der University of California in San Diego, wie viel Toilettenpapier in den Kabinen einer öffentlichen WC-Anlage an einem Strand verbraucht wurde.

Er stellte fest, dass in den beiden mittleren Kabinen am meisten Klopapier verwendet wurde, was darauf schließen lässt, dass diese am häufigsten genutzt wurden. Gesetzt den Fall, dass alle WC-Kabinen gleich oft gereinigt werden, sollten sich die saubersten Toilettenkabinen am Anfang beziehungsweise am Ende befinden.

2. Keine Angst vor dem Klositz

Vor allem Frauen versuchen meist zu vermeiden, sich auf öffentlichen Toiletten niederzulassen. Hier kann theoretisch Entwarnung gegeben werden: "Meines Wissens nach hat sich noch niemand über einen Toilettensitz mit einer Geschlechtskrankheit infiziert", betont Abigail Salyers, ehemalige Präsidentin der American Society of Microbiology, gegenüber der Gesundheitsplattform WebMD.

Um sich tatsächlich mit einer Krankheit anzustecken, müssten die vorhandenen Erreger über eine offene Schnittwunde oder den Urogenitaltrakt in den Körper gelangen – was bei einem Toilettenbesuch eher unwahrscheinlich ist.

Achtsam sollte man mit den Händen sein: Im Idealfall sollte man diese vor dem Verlassen des WCs gründlich waschen. Andernfalls könnten Bakterien über die Hände ins Gesicht und über Nase und Mund in den Organismus gelangen.

Problematischer ist hingegen das Hocken über dem Toilettensitz. Umfragen belegen, dass Frauen diese Technik häufig anwenden, um nicht mit Keimen oder Urinrückständen in Kontakt zu kommen. In dieser Position ist es allerdings schwierig, den Beckenboden komplett zu entspannen, was dazu führen kann, dass die Blase nicht vollständig entleert wird – was wiederum das Risiko für Harnwegsinfektionen erhöhen kann.

Bei gesunden Menschen hält sich dieses Risiko in Grenzen, erklärt Doreen Chung, Urologin am New Yorker Presbyterian und am Columbia University Irving Medical Center. Es sei jedenfalls besser sich hinzuhocken, anstatt gänzlich auf den Klogang zu verzichten. "Es gibt Patientinnen, die ihren Urin so lange halten, bis sie dann nicht mehr in der Lage sind, ihre Beckenbodenmuskulatur zu entspannen, um urinieren zu können", weiß Chung.

3. Behutsam spülen

Die meisten öffentlichen Toiletten haben keine Deckel. Ist einer vorhanden, sollte man diesen vor dem Spülen schließen, um die Anzahl der in die Luft freigesetzten Keime zu verringern.

4. Wischen oder Auslegen

Um den Klositz zu reinigen, bieten sich antibakterielle Hygienetücher an. Man kann den Sitz auch mit Klopapier auslegen. Hier besteht die Gefahr, dass dieses bei vorherigen Spülgängen mit in die Luft gewirbelten Keimen belastet wurde, erklärt David Jay Weber, Epidemiologe an der Gillings School of Global Public Health der University of North Carolina.

5. Händewaschen ist Pflicht

Wie bereits zuvor erwähnt: Am wahrscheinlichsten ist eine Ansteckung über die Hände. Deswegen ist Handhygiene essentiell. Wäscht man sich nach jedem Besuch auf der Toilette die Hände, ist die Infektionsgefahr so gut wie gebannt.

Ob Händetrockner Bakterienschleudern sind, darüber sind sich Experten unterdessen uneinig. Eine Studie aus dem Jahr 2016 aus dem Journal of Applied Microbiology wies nach, dass Hochleistungshandtrockner (wie jene der Marke Dyson) die Umgebung mit 1.300 Mal mehr Viruspartikeln belasten als Papierhandtücher. Eine ähnliche Studie aus dem Jahr 2014 legt nahe, dass Hochleitungstrockner 4,5 Mal mehr Bakterien verbreiten als Warmlufttrockner und 27 Mal mehr als Papierhandtücher. Allerdings gilt zu beachten, dass letztere Studie von Papierherstellern in Auftrag gegeben wurde. Eine Studie aus dem Jahr 2010 ergab, dass Hochleistungshandtrockner weniger Bakterien verbreiten. Finanziert wurde sie von Dyson. Eine der wenigen unabhängigen Erhebungen der amerikanische Non-Profit-Organisation Mayo Clinic fand unterdessen keine signifikanten Unterschiede in der Verbreitung von Bakterien.

6. Letzte Hürde

Bevor man das WC verlässt, gibt es noch eine letzte Hürde, die es zu bewältigen gilt: die Türklinke. Wer diese berührt, macht das Ergebnis des sorgsamen Händewaschens möglicherweise sofort zunichte, wie Judy Stone, Expertin für Infektionskrankheiten, schildert. Wenn eine Tür geöffnet werden muss, schlägt Stone vor, diese mit einem Papiertuch anzufassen oder mit der Schulter, dem Fuß oder der Hüfte aufzustoßen.

Kommentare