Bakterien: Was sich in Händetrocknern tummelt

Symbolbild
Mit einer überwucherten Petrischale wollte eine Studentin zeigen, wie bakterienverseucht Händetrockner sind. Experten sind sich über die Keimgefahr aber uneinig.

Luftgebläse am WC sind die umweltschonendere Alternative, wenn es ums Händetrocknen geht. Zumindest dann, wenn es sich dabei um einen Kaltlufttrockner handelt, wie eine Untersuchung des deutschen Umweltbundesamtes vom November des vergangenen Jahres zeigt.

Doch wie hygienisch sind die Geräte eigentlich? Nichole Ward, eine US-amerikanische Mikrobiologie-Studentin, wollte genau das wissen. Ihr Professor erteilte ihrer Klasse laut New York Times die Aufgabe, an einem beliebigen Ort mit einer Petrischale Proben zu nehmen und zu beobachten, was in den Schälchen wächst. Ward platzierte die Schale in einem Händetrockner der Marke Dyson. Als Ward die Petrischale im Unterricht präsentierte, war das Schälchen mit Pilzen überwuchert. Was nach 48 Stunden in ihrer Schale wuchs, übertraf die Organismen in den Schalen ihrer Studienkollegen bei weitem.

Posting auf Facebook

Auf Anraten ihrer Kommilitonen teilte die gebürtige Kalifornierin Ende Jänner ein Bild der Petrischale auf ihrem Facebook-Profil. Binnen kürzester Zeit sammelten sich unter dem Beitrag zahlreiche Kommentare schockierter User. Viele kündigten an, nie wieder einen Händetrockner zu benutzen. Bisher wurde das Posting über 570.000 Mal geteilt und verbreitet sich entsprechend viral im Netz.

Vonseiten einiger User wurde und wird auch Kritik an Wards Posting laut. Dieses wird als "unwissenschaftlich" bekrittelt. Ward wird "Panikmache" vorgeworfen. Im Gespräch mit der New York Times berichtet die Studentin gar von Todesdrohungen, die sie via Social Media erreicht hätten. Fakt ist, dass die Organismen, die sich in der Schale gebildet hatten, nicht darauf untersucht wurden, ob sie für den Menschen schädlich sind.

Hersteller zeigt sich verwundert

Ein Sprecher von Dyson sagte gegenüber ABC, dass man "ob der Ergebnisse sehr überrascht sei" und "es Unklarheiten über die angewandte Methodik" gäbe. Alle Dyson Ariblade Händetrockner seien mit HEPA-Filtern (Filter zur Ausfilterung von Bakterien und Viren, Pollen, Milbeneiern und -ausscheidungen, Stäuben, Aerosolen und Rauchpartikeln aus der Luft, Anm. d. Redaktion) ausgestattet. Die Hygiene der markeneigenen Trockner sei überdies hinaus wissenschaftlich belegt.

Widersprüchliche Studien

Ob Händetrockner Bakterienschleudern sind, darüber sind sich Experten uneinig. "Die heiße Luft tötet Bakterien auf den Händen, aber einige Studien haben herausgefunden, dass sie auch Bakterien aus Toiletten auf den Händen hinterlassen", erklärt Charles P. Gerba, Mikrobiologe der University of Arizona, der New York Times.

Eine Studie aus dem Jahr 2016 aus dem Journal of Applied Microbiology wies nach, dass Hochleistungshandtrockner (wie jene der Marke Dyson) die Umgebung mit 1.300 Mal mehr Viruspartikeln belasten als Papierhandtücher. Eine ähnliche Studie aus dem Jahr 2014 legt nahe, dass Hochleitungstrockner 4,5 Mal mehr Bakterien verbreiten als Warmlufttrockner und 27 Mal mehr als Papierhandtücher. Allerdings gilt zu beachten, dass letztere Studie von Papierherstellern in Auftrag gegeben wurde. Eine Studie aus dem Jahr 2010 ergab, dass Hochleistungshandtrockner weniger Bakterien verbreiten. Finanziert wurde sie von Dyson.

Eine der wenigen unabhängigen Erhebungen der amerikanische Non-Profit-Organisation Mayo Clinic fand unterdessen keine signifikanten Unterschiede in der Verbreitung von Bakterien.

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