Mutter-Kind-Pass neu: Mehr Augenmerk auf familiäre Gewalt

Jetzt werden erste Details über den neuen Mutter-Kind-Pass bekannt.
Erste Details der geplanten Neuausrichtung: Verpflichtende Impfaufklärung sowie Erhebung von häuslicher Gewalt.

Standardisierte Fragen zum Thema häusliche Gewalt, eine verpflichtende Impfaufklärung und Impfberatung durch Ärzte sowie auch das Erheben und Ansprechen von Risikofaktoren wie Alkohol oder Sucht: Das sind einige der Punkte, die in einem neuen Mutter-Kind-Pass umgesetzt werden sollen. Erste Details dazu hat Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein jetzt in iher Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Liste JETZT bekannt gegeben.

Zwischen 2014 und 2018 haben 38 "Facharbeitsgruppensitzungen zur Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes" stattgefunden. Ein entsprechender Bericht befinde sich derzeit im Freigabeprozess. Die Ministerin listet in ihrer Anfragebeantwortung jetzt "wesentliche neue Aspekte für den Mutter-Kind-Pass, die aus den Arbeiten der Facharbeitsgrupppe resultieren, und in einem weiterentwickelten Mutter-Kind-Pass umgesetzt werden sollen", auf:

  • Psychosoziale Risikofaktoren wie Alkoholmissbrauch oder Sucht sollen vestärkt berücksichtigt werden. Dies soll durch "gezieltes standardisiertes Erfragen" in der Anamnese unter "Einbeziehung weiterer Berufsgruppen" ermöglicht werden.
  • Eine verpflichtende Impfaufklärung und Impfberatung durch Ärzte. Konkret empfehlen die Mitglieder der Facharbeitsgruppe, dass bei jeder Mutter-Kind-Pass-Untersuchung der Impfstatus erhoben und die Vollständigkeit bzw. fehlende Impfungen dokumentiert werden sollen.
  • Häusliche Gewalt soll durch "qualitativ standardisiertes Vorgehen an Hand von Leitfragen und Fragebögen" erkannt und auch angesprochen werden.
  • Mehr Beratung im Hinblick auf Lebensstil (z.B. Ernährung, Bewegung) und bei bestehenden Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Alkohol, Sucht)
  • "Fakultative Einbeziehung von Hebammen bei den Beratungsleistungen"
  • Erhöhtes Augenmerk auf Mundgesundheit
  • Erweiterte Laboruntersuchungen der Schwangeren in Abhängigkeit von der Anamnese und dem Vorliegen von Risikofaktoren (z. B. fehlende Impfnachweise).

"Das geplante verpflichtende Screening auf fehlenden bzw. unvollständigen Impfschutz von Kleinkindern inklusive einem Impfgespräch kann als sinnvoller erster Schritt bezeichnet werden", so die Reaktion der Gesundheitssprecherin der Liste JETZT, Daniela Holzinger. Ein umfassender Schutz für Kleinkinder im Alter von drei bis acht Monaten könne aber nur durch eine ausreichend hohe Durchimpfungsrate der gesamten Bevölkerung via Impfpflicht garantiert werden.

"Schweigespirale bei Gewalt durchbrechen"

Das geplante standardisierte Vorgehen bei der Erhebung von häuslicher Gewalt sei "eine Gelegenheit, die Schweigespirale bei Gewalt zu durchbrechen". Jetzt müssten diese sinnvollen Empfehlungen der Expertinnen und Experten auch tatsächlich in Gesetze gegossen und umgesetzt werden - "auch wenn es dagegen Widerstand in den Reihen der Regierungsparteien geben sollte", sagt Holzinger.

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