Dampfen statt verbrennen: Der Streit um die E-Zigarette

Weltnichtrauchertag: Die Einführung einer neuen Marke in Österreich entfacht die Debatte um Nutzen und Risiken.

Modernes Design, cooler Name: Als schickes Trendprodukt wird die nikotinhaltige E-Zigarette Juul vermarktet. Ab Juni ist sie auch in Österreich erhältlich. Co-Firmengründer James Monsees will „erwachsenen Rauchern eine weniger gesundheitsschädliche Alternative zum Tabakkonsum bieten" - also eine Flüssigkeit verdampfen statt Tabak zu verbrenne. Juul ist laut eigener Angabe Marktführer für E-Zigaretten in den USA.  Im Dezember 2018 stieg der US-Tabakkonzern Altria mit 35 Prozent bei Juul ein.

Der Pharmakologe und Toxikologe Bernd Mayer von der Uni Graz sieht es ähnlich wie Monsees: „Es geht darum, die Leute vom Tabakrauch wegzukriegen.“ Natürlich wäre es „am Besten, komplett mit Zigaretten aufzuhören, aber das schaffen die meisten nicht“. Die E-Zigarette sei aber ein weniger schädliches Genussmittel. Durch Nikotin alleine gebe es „keine signifikante Erhöhung des Risikos für schwerwiegende Herzkreislauf-Erkrankungen“.

"Nicht ungefährlich"

Das sehen aber nicht alle so: „Auch reines Nikotin ist bei dauerhafter Einnahme nicht ungefährlich“, betont der Innsbrucker Kardiologe Otmar Pachinger. „Zumindest bei einem Teil der Konsumenten kann dauerhafter Nikotinkonsum zu – bei Nikotinstopp aber umkehrbaren – Engstellen in Gefäßen führen“, sagt der Wiener Kardiologe Thomas Hafner, der Raucherentwöhnung anbietet.

„Keine Datensicherheit“

„Der Umstand, dass wir die E-Zigarette als weniger schädlich bezeichnen, heißt nicht, dass sie ungefährlich ist“, betont auch Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde des Kepler Uni-Klinikums Linz. „Die Europäische Lungengesellschaft hat vor kurzem festgestellt, dass es keine ausreichende Datensicherheit gibt, diese Form der Nikotinzufuhr als gefahrlos zu bezeichnen.“ Nikotin wirke gefäßverengend. „Und Ersatztherapien wie Nikotinpflaster oder -inhalatoren sind auf maximal drei Monate beschränkt – das kann man nicht vergleichen.“

Toxikologe Mayer sieht einen Vorteil der E-Zigarette gegenüber herkömmlichen Nikotinersatzprodukten auch darin, dass das Ritual des Rauchens bestehen bleibt. „Das hilft vielen vom Tabakkonsum wegzukommen.“ Letztlich seien aber E-Zigaretten alternative Genussmittel für Raucher und keine Entwöhnprodukte.

„Der vermeintliche Vorteil mit dem Erhalt des Rituals ist ein Nachteil“, entgegnet Gesundheitspsychologin Sophie Meingassner, fachliche Leiterin des „Rauchfrei Telefons“ (0800 810 013): „Es geht darum, ein Verhalten, das nicht gesundheitsförderlich ist, zu ändern und durch gesunde Alternativen ersetzen.“ Der Rauchstopp könnte erleichtert werden, wenn es das Rauchverbot in der Gastronomie, weniger Automaten und höhere Zigarettenpreise gäbe.

Überarbeitete Rauchfrei-App

Das Team des Rauchfrei Telefons präsentierte zum Weltnichtrauchertag auch die völlig neu überarbeitete Rauchfrei App (auf www.rauchfreiapp.at kostenfrei verfügbar). Die App richtet sich an Raucherinnen und Raucher, die sich überlegen, irgendwann aufzuhören, ebenso wie an Menschen, die mit dem Rauchen bereits aufgehört haben.

Dampfen statt verbrennen: Der Streit um die E-Zigarette

"Es gibt auch viele spielerische und motivierende Elemente ebenso wie Fitness-Tipps", sagt Sophie Meingassner. Die App richte sich dadurch vor allem auch an jugendliche Raucher.

Dampfen statt verbrennen: Der Streit um die E-Zigarette

Neben der App stellt die Website www.rauchfrei.at Informationen rund ums Thema zur Verfügung und motiviert ebenfalls zum Rauchstopp.

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