Rätselraten ums Rauchverbot: Wirten rauchen die Köpfe

Ein Kaffeehaus, das untrennbar mit Zigaretten verbunden ist: Das Weidinger.
Kommt ein generelles Verbot? Raucher pochen auf Wahlfreiheit, Wirte ärgert der Zickzackkurs der Politik.

Martin Jobst hatte die Wahl: Alleine zu Hause arbeiten oder in Gesellschaft im Kaffeehaus. Er entschied sich für Letzteres. Auf dem Tisch im Café Stein in der Wiener Währinger Straße stehen sein Laptop und eine Kaffeetasse. Daneben: Ein Aschenbecher. „Ich habe extra ein Café ausgesucht, wo ich nicht rausgehen muss. Wäre rauchen in der Gastronomie allgemein verboten, würde ich sicher weniger in Lokale gehen.“

Warum eigentlich, Herr Paul Sevelda

Dass ein generelles Rauchverbot nun wieder im Bereich des Möglichen liegt, freut den Wahl-Wiener wenig. „Ich habe bis vor Kurzem in der Schweiz gelebt. Da musste man im Schnee draußen stehen. Für mich als Raucher ist die Wahlfreiheit hier super.“

Selbst bestimmen, ob sie zum Spritzer eine Zigarette raucht, will auch Amera Crnkic (22). „Ich würde nicht so lange hier sitzen, wenn ich nicht rauchen dürfte“, sagt sie. „Weil ich meine Lunge verpeste, müssen es andere nicht auch machen“, sagt ihr Begleiter David Jagatic und zieht an seiner Zigarette. „Aber die Lokale sollen trotzdem selbst entscheiden dürfen.“

Längst überfällig

Weil eben das größeren Gastrobetrieben wie dem Café Stein bis dato möglich ist, gibt es dort nach wie vor einen Raucherbereich. „Wir haben ihn behalten, weil in unserer Zielgruppe – Schüler und Studierende – viele Raucher sind“, sagt Betriebsleiter Manfred Spandl.

Astrid Sailer fällt aus dem Schema: Die 23-Jährige ist Nichtraucherin und hat sich einen Platz in der zigarettenfreien Zone des Lokals gesucht. „Ich würde gerne in alle Lokale gehen, ohne danach zu stinken. Mich ärgert, dass es nicht schon längst ein generelles Rauchverbot gibt.“ Das ständige Hin und Her sei für die Wirte sicher nicht angenehm, gibt sie zu bedenken.

Rätselraten ums Rauchverbot: Wirten rauchen die Köpfe

Martin Jobst schätzt es, in Lokalen rauchen zu dürfen.

Das bestätigt Spandl: „Eine endgültige Lösung, die allen das Gleiche erlaubt, wäre gut.“ Zwar müsse er dann wieder umbauen. Aber ohne Glastüren, die den Raucherbereich abtrennen, wäre der Gastraum ohnehin schöner.

Mario Pulker, Bundesobmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, ärgert sich darüber, dass erneut Politik auf dem Rücken der Gastwirte gemacht werde: „Die Politiker sollen unsere Gastronomen endlich arbeiten lassen. Wir haben schon jetzt genügend Auflagen. Wir sind keine öffentliche Einrichtung, keine Amtsstube. Jeder Gast hat die freie Wahl, ob er ein Lokal betreten will oder nicht.“ Pulker verteidigt die bestehende Regelung: „Wir haben ein Gesetz, das funktioniert und an das wir uns halten. Unsere Wirte brauchen Rechtssicherheit.“

Wirt will Geld zurück

Heinz Pollischansky, Betreiber der Centimeter-Lokale, der Stiegl-Ambulanz und des Falco pflichtet ihm bei. Die Politiker „sollen sich endlich einmal entscheiden“, sagt der Wiener Wirt. Er sei gespannt, mit welchen Übergangsfristen ein etwaiges Verbot komme: „Das letzte Mal gab es ja eine zweijährige Übergangszeit. Gibt es die wieder? Und wer weiß, was bis dahin wieder geschieht.“

Verärgert ist Pollischansky auch, weil er bei seinem neuen Lokal – dem Falco am Schwarzenbergplatz – extra noch eine Trennwand einziehen ließ, um Raucher- und Nichtraucherbereich voneinander zu trennen. „Die hat mich zirka 10.000 Euro gekostet.“ Geld, das er von der Regierung abgelöst haben möchte, sollte das Rauchverbot kommen.

Rätselraten ums Rauchverbot: Wirten rauchen die Köpfe

Wirt Heinz Pollischansky will von der Regierung Geld zurück, sollte das Rauchverbot kommen.

Bastei-Beisl-Chef Erwin Scheiflinger plädiert indes dafür, die bestehende Regelung beizubehalten. „Der Unternehmer soll entscheiden, ob er rauchen lässt oder nicht.“ Der Rückbau des Raucherbereichs würde zwar wieder Zeit und Geld kosten, sagt er. Aber: „Wir haben 40 Jahre überlebt, da schaffen wir das auch noch.“

Jürgen Bauer, Geschäftsführer des legendären Café Bendl in der Wiener Landesgerichtsstraße sieht einem möglichen Verbot gelassen entgegen: „Das Rauchverbot ist nun einmal ein Kind dieser Zeit.“ Die Umstellung sei für ihn auch nicht sehr aufwendig. „Wir sind ein komplettes Raucherlokal, wir haben also keine Trennwände. Und unser Glück: Wir haben einen Ganzjahresschanigarten.“

Sollte das Rauchverbot kommen, wird immer ein Tischchen mit Aschenbecher draußen stehen, um zu signalisieren, dass Raucher willkommen sind.“ Mit großen Einbußen rechnet er nicht: Ja, anfangs werde es vielleicht Rückgänge geben. Aber es werde sich schon „einbendln“.

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