On Sud: Chinesische Ravioli dank Hilfe der Muttergottes

On Sud: Chinesische Ravioli dank Hilfe der Muttergottes
Haubenkoch Simon Xie Hong will nun auch den aufstrebenden Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus von seiner Fusionsküche überzeugen.

Hilft's nicht, so schad's auch nicht – das könnte sich Simon Xie Hong, Haubenkoch mit chinesischen Wurzeln, gedacht haben, als er am Vorplatz der Kirche Maria vom Siege ein neues Restaurant eröffnete. Allerdings hatte die neugotische Kirche aus dem 19. Jahrhundert dem Wirtshaus "Maria vom Siege" zuvor weniger Glück gebracht.

Der Vorplatz überzeugt tatsächlich mit italienischem Charme und legt ein mediterranes Konzept nahe, allerdings stellt sich das fünfte Gastro-Projekt von Hong sehr unkonventionell dar. Zwar gilt Rudolfsheim-Fünfhaus seit einigen Jahren als aufstrebender Bezirk, der für Jungfamilien leistbar ist, was sich in der Altersstruktur des Bezirks widerspiegelt, die es bisher allerdings in Wirtshäuser, ins Schutzhaus auf der Schmelz oder zum Brunnenmarkt zog.

Boboeske Restaurants wie das Augustin fristeten bis dato ein einsames Dasein, was sowohl auf ein mangelndes Angebot als auch auf eine schwache Nachfrage nach Alternativen hinweisen könnte. Jedenfalls beweist der ehemalige Silent Cook Courage mit der Wahl des Bezirks und der Gestaltung der Speisekarte: Rinderherz, Bries und Zunge dürfen in der mediterranen-asiatischen Fusionsküche nicht fehlen.

Der freundlichste Kellner Wiens

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Im Mittelpunkt der Küche stehen allerdings Kreationen wie Ravioli mit Kraut- und Feta-Füllung, Erdnüssen und Chiliöl (13 Euro), die sich erträglich scharf präsentierten, jedoch mehr asiatischen Touch und mehr Feta vertragen hätten. Die Wassermelonensuppe mit eingelegten Melonenrinden (6 Euro) schmeckte dank des orientalischen Gewürzes Sumac fein säuerlich, hätte angesichts der warmen Temperaturen besser kalt serviert gehört.
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Der Wildsalat mit Quinoa und Feigen (10 Euro) wurde leider ohne den angekündigten Coconut-Bacon aufgetischt – was in der Eröffnungswoche als Hoppala verbucht werden darf. Keine Hoppalas erlaubte sich der Service: Das Team trumpft wohl mit dem engagiertesten und freundlichsten Kellner Wiens auf.
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Durchaus vielversprechend klingt die Dessertkarte – leider fehlte den Nachspeisen der letzte Schliff. Die Ananas-Tarte-Tatin mit Lavendel und Schafsmilcheis (7 Euro) konnte mit der Patissiers-Qualität französischer Bistrots (Le Bol) oder Frühstückslokalen (La Mercerie) nicht mithalten.
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Bienenwabe, griechisches Joghurtparfait, Marillen und Basilikum (7 Euro) stellte sich als ein wenig kompliziert dar: Die karamellisierte Bienenwabe wollte von den Backenzähnen nicht weichen.
On Sud: Chinesische Ravioli dank Hilfe der Muttergottes
Womit der erfolgsverwöhnte Gastronom in der kulinarisch schwachen Gegend punkten wird können, ist der Schanigarten und das Frühstücksangebot am Wochenende: Shaksukah (8 Euro), pochierte Eier mit Mangold, Lachscreme und Sultaninenmuffin (9 Euro) oder Superbowl mit Haferflocken Granola, Goji, Heidelbeeren, Leinsamen und hausgemachter Mandelmilch (6 Euro) decken den gesamten Mittelmeerraum kulinarisch ab. Der Espresso kommt auf 2 Euro, die Melange auf 3,10 Euro.

Info: On Sud, Maria vom Siege 4, 1150 Wien, Montag bis Sonntag 9 bis 24 Uhr

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