Trotz Flug: Wie man am Urlaubsort nachhaltig unterwegs sein kann
Für die einen ist es das wohlverdiente Bonbon, für andere Alltag. „Reisen ist zu einem echten Massenphänomen geworden“, schreibt Frank Herrmann in seinem Buch FAIRreisen (oekom). Der Tourismus leistet in vielen Ländern einen enormen Wirtschaftsbeitrag. Doch mit dem zunehmenden Erfolg wird auch die Kehrseite immer deutlicher.
„Mehr reisen bedeutet, dass Ökosysteme stärker belastet, mehr Ressourcen verbraucht, mehr Klimagase in die Luft geblasen, mehr Abfälle erzeugt werden.“ Vielen Beteiligten wird das immer bewusster. Sie fordern ein Umdenken – von Reiseunternehmen, von der Politik und auch von den Touristen und Touristinnen selbst.
Nicht zu fliegen und Kreuzfahrtschiffe zu meiden, wäre die beste Entscheidung für die Umwelt. Wer seinem Fernweh dennoch nachgibt, kann zumindest am Urlaubsort bewusst unterwegs sein.
Fragwürdige Souvenirs
„Wovor eindringlich gewarnt werden muss, sind tierische Souvenirs. Was am Strand oder auf exotischen Märkten als harmloses Andenken lockt, kann dazu beitragen, dass seltene Arten an den Rand des Aussterbens gedrängt werden“, sagt Karl Schellmann, Klima- und Energiesprecher beim WWF Österreich. Von Korallenschmuck, Reptilienleder, bestimmte Pflanzen oder Schnitzereien aus Tropenholz sollte man die Finger lassen.
Der WWF hat dazu eigens einen Souvenirsratgeber entwickelt, der eine Übersicht über kritische Mitbringsel liefert.
Müll vermeiden
Ganz nach dem Motto „leave nothing but footsteps“ geht es darum, nichts in der Natur zurückzulassen. Zigarettenfilter bis hin zu Lebensmittelresten können der Natur schaden.
Sonnen- und Insektenschutz
Es gibt mittlerweile eine Reihe haut- und umweltverträglicher Sonnencremes und Insektenschutzmittel. Damit vermeidet man eine Überdosis Chemie am Körper und damit im Meer- oder Seewasser.
Wasserverbrauch reduzieren
Dies gilt vor allem im Sommer und in heißen Regionen. Das Wasser muss zum Beispiel während dem Zähneputzen oder wärend dem Shampoonieren der Haare nicht weiterlaufen.
Öffentliche Verkehrsmittel
Nicht überall ist man auf ein Auto angewiesen. Bus, Zug oder Fähre bringen einen entspannter ans Ausflugsziel, mitunter ist der Transport von Fahrrädern problemlos. So lernt man auch Land und Leute besser kennen.
Beherbergung & Verpflegung
Wer landestypischem Komfort vertraut, lässt Einheimische eher von dem Besuch profitieren und erlebt mehr.
Regionale Frischware genießen
Die schmeckt auch meistens viel besser als importierte Kost.
Natur erleben, ohne sie zu zerstören
Mountainbiking und Wandern querfeldein oder Bootsfahrten in Wasserschutzgebieten sind keine gute Idee.
Soziale Verantwortung
Hier ist es ratsam, sich vorab über mögliche Probleme je nach Destination zu informieren. Gut gestaltete Reiseführer können Einblicke liefern, Menschenrechtsorganisationen bieten mit ihren Länderreports einen Überblick. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann auf spezielle Zertifizierungen achten. Kritische Beobachtungen sollten an Reiseveranstalter rückgemeldet werden.
Auswahl überblicken
Wer sozial gerecht und umweltverträglich Urlaub machen möchte, muss nicht unbedingt mehr Geld ausgeben. Das Problem liegt vielmehr in der Überforderung ob der Auswahl.
Laut einer von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit geförderten Untersuchung gibt es sehr viele Siegel mit sehr unterschiedlicher Güte. „Dabei gehört das Österreichische Umweltzeichen zu den besten, weil es viele verschiedene Aspekte berücksichtigt und unabhängige Kontrollen beinhaltet. Ebenfalls gut bewertet wurden Fair Trade Tourism, Rainforest Alliance, TourCert, Green Globe und Biosphere Responsible Tourism“, sagt Karl Schellmann.
Seriöse Zertifikate
Das Österreichische Umweltzeichen kennzeichnet nachhaltige Hotels, Restaurants und Pauschalreisen.
Das strenge TourCert-Siegel mit Sitz in Deutschland berücksichtigt Umwelt- und Sozialkriterien bei Reisebüros und Herbergen weltweit.
Das Green-Globe-Siegel mit Sitz in den USA wird an Reiseveranstalter und Urlaubsresorts, aber auch an Attraktionen weltweit vergeben.
Viabono ist ein Zertifikat für Hotels, Ferienwohnungen, Campingplätze und dergleichen in Deutschland.
Travelife ist ein Zertifizierungsprogramm mit Sitz in Großbritannien für Beherbergungsbetriebe und Reiseunternehmen weltweit.
Noch steckt der faire und klimafreundliche Tourismus in den Kinderschuhen. Doch jeder Mensch kann etwas zu seiner weiteren Entwicklung beitragen.
CO² reduzieren
Für das Klima ist alles besser, was ohne Erdöl auskommt. Im Vergleich zur Bahn verursacht eine Autoreise auf der gleichen Strecke 15-mal so viele Treibhausgase und eine Flugreise 30-mal so viel. Kreuzfahrtschiffe fallen dabei in die gleiche Kategorie wie Flugzeuge.
Der Idealfall ist eine Anreise per Bahn und dann eine Wanderung oder Radtour. Damit können die klimaschädlichen Abgase um mehr als 90 Prozent reduziert werden.
Wer dennoch auf Auto, Schiff oder Flugzeug setzt, kann mit Geld kompensieren.
Verschiedene Verkehrsmittel erzeugen eine bestimmte Menge an Abgasen pro Kilometer. Wer diese nicht vermeiden kann, hat mit der CO²-Kompensation die Möglichkeit, sie an anderer Stelle einzusparen. Dieser Vorgang ist zwar kein Allheilmittel, denn Kohlenstoffdioxid schadet dem Klima nun einmal. Wer kompensiert, leistet aber zumindest einen sinnvollen Beitrag.
Mithilfe eines CO²-Rechners lässt sich herausfinden, wie viele Tonnen durch eine Strecke ausgestoßen werden. Daraus ergibt sich ein Betrag, der dann an Projekte zum Ausbau von erneuerbarer Energie oder für Aufforstungsmaßnahmen gespendet werden kann. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass diese Kompensationsprojekte eine Qualitätskontrolle haben.
Der WWF empfiehlt „Goldstandard“. Wer eine Initiative aus Österreich unterstützen möchte, kann sich bei „ReGreen“ schlaumachen. Ein guter CO²-Rechner ist bei „Atmosfair“ zu finden.
Und was können Reiseveranstalter tun? Schellmann: „Sich an die Kriterien eines der wirklich umfassenden Gütesiegel halten und diese Leistungen ihren Kunden auch nachvollziehbar zu kommunizieren.“
Kommentare