E-Bike-Check: Worauf ein unabhängiger Fahrradtester achten muss
Es ist ein gediegenes, optisch ansprechendes E-Bike, das er heute ohne echte Anstrengung auf das Rosaliengebirge zubewegt. Der Rahmen schlank und schneeweiß, Griffe und Sattel aus Leder.
Doch der Antrieb des Motors, stellt er vor dem ersten Anstieg fest, ist weiterhin „irgendwie unrund, irgendwie unrhythmisch“.
Rauf zur Rosalienkapelle ist der Schub recht passabel, doch wehe, die Straße ebnet sich wieder, „dann verliert man auch auf dem Geero 2 dieses harmonische Feeling der Fahrrad-Fortbewegung“.
Das sagt nicht irgendwer, sondern ein leidenschaftlicher Radfahrer mit langjähriger beruflicher Erfahrung: Der Mann auf dem weißen E-Bike heißt Franz Wallner. Er ist seit vielen Jahren Testleiter beim Verein für Konsumenteninformation, in dieser Funktion auch für das weite Spektrum der Fahrräder zuständig.
Bei einem E-Bike müssen die Bremsen ordentlich ziehen
Auch das beschäftigt einen wie ihn: die Nachsorge. Im Vorjahr hat das Geero der gleichnamigen Radmanufaktur aus der Südoststeiermark bei einem E-Bike-Test des VKI in enger Kooperation mit dem deutschen Touringclub ADAC nicht sehr gut abgeschnitten.
Das Testergebnis, das im Juli online ging, wurde von den Steirern nicht mit Anwalt angefochten, auch nicht stillschweigend in der Schublade verräumt. Im Gegenteil: Die Ingenieure in der Firmenzentrale in Paldau haben den Test sehr genau studiert.
Und sie haben sich auch bemüht, die angezeigten Mängel zu beheben. Was ihnen von Konsumentenseite ebenso wie von Konsumentenschützern positiv anzurechnen ist.
Allerdings kostet das neue Modell um satte 1.300 Euro mehr als das Testrad. Dafür ist es auch mit Scheibenbremsen nachgerüstet. "Ein absolutes Muss", betont VKI-Techniker Wallner bei der ersten steilen Abfahrt Richtung Burg Forchtenstein.
"Beim E-Bike wirken sehr viel stärkere Kräfte. Daher müssen die Bremsen ordentlich ziehen. Bei dem Modell, das wir im Vorjahr gekauft und getestet haben, war das eindeutig nicht der Fall.“ Schnee von gestern, das Geero 2 besteht heute die Bremstests auf der Rosalia.
Die Deutschen kümmern sich um die Labor-Tests
Nachgebessert wurde auch beim Material, aus dem die Griffe und der Lenker hergestellt werden. Dazu liefern die Steirer ein eigenes TÜV-Zertifikat nach. Ob wirklich verbessert wurde, traut sich Franz Wallner bei der Fahrt durch das burgenländische Wiesen nicht zu sagen: "Was ich heute mache, ist eine Nachschau, kein Test. Bei einem Test würden wir das Material beim Fahren und dann auch im Labor exakt überprüfen."
Es ist für ihn sein 31. Frühling als Radtester des VKI. "Begonnen haben wir im Jahr 1990", erinnert sich der Tester. Seit 1999 arbeitet er auch eng mit der großen Schwester des VKI, der deutschen Stiftung Warentest, zusammen – zuletzt eben auch mit dem ADAC.
Die Arbeit ist seit Anfang gut aufgeteilt: "Die Deutschen kümmern sich immer um die wissenschaftlich gut abgesicherten Labortests, und wir prüfen, wie sich die Fahrräder in der Praxis auf der Straße bzw. im Gelände verhalten."
Die Aufteilung der Fachkompetenzen habe sich über die Jahre gut bewährt, sagt Wallner. "Sie ist zu einem Alleinstellungsmerkmal unserer Fahrradtests geworden."
In Bad Sauerbrunn meldet die Anzeige am Radlenker, die bei Sonneneinstrahlung schwer zu entziffern ist, erstmals einen Engpass, einige Kilometer später ist dieser auch spürbar: Die Batterie wird, wie vom Hersteller richtig angegeben, langsam leer.
Gut 50 Kilometer, einige davon steil bergauf, lassen sich mit dem E-Bike Geero 2 ohne Probleme bewältigen. Und weil Batterie und schlanker Rahmen nicht sehr ins Gewicht fallen, kann man dieses Elektrorad auch ohne Motor ganz gut vorwärts bewegen.
Fazit des Testleiters: "Das Geero 2 ist schon verbessert. Wenn der Antrieb noch optimiert wird, dann wäre dieses E-Bike auf einem guten Weg."
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