"Wokefishing": Was es mit diesem hinterlistigen Dating-Trend auf sich hat

Finger of woman pushing heart icon on screen in mobile smartphone application. Online dating app, valentine's day concept.
Dabei versuchen Männer unter Vorspiegelung progressiver politischer Haltungen mit Frauen anzubandeln.

Ghosting, Benching, Love Bombing: Die Liste auffälliger Verhaltensweisen innerhalb der modernen Dating-Kultur ist umfangreich – und nun um ein Kapitel reicher.

Bei "Wokefishing" soll es sich um eine Datingmanier handeln, bei der Männer potenziellen Partnerinnen und Partnern beim Online-Dating eine progressive politische Eistellung vorgaukeln, um bei ihnen Interesse zu wecken. Über das Phänomen berichten bereits mehrere Medien, darunter das Magazuin Vice und die New York Post.

Falsches Spiel

Wokefishing leitet sich vom englischen Wort "woke" ab. Dieses meint vorzugeben, dass man besonders wachsam bezüglich sozialer Ungerechtigkeiten ist, beziehungsweise dass einen diese besonders betroffen machen.

Das machen sich Online-Opportunisten zunutze, um Frauen und Männer anzulocken.

Ähnlich wie bei einem anderen Datingphänomen, das bereits seit längerer Zeit bekannt ist: Fishing. Innerhalb einer Dating-App wird dabei ein ganzer Schwall Nachrichten versandt. Dabei kommen häufig gewisse Phrasen als Köder zum Einsatz – etwa "Was machst du gerade?" oder "Noch wach?". Reagiert eine Person auf die Kontaktaufnahme, geht sie gewissermaßen "ins Netz des Fischers", woraufhin die Konversation fortgesetzt werden kann.

Begründet wurde der Begriff Wokefishing von Autorin Serena Smith. "Die Menschen maskieren sich mit fortschrittlichen politischen Ansichten, um potenzielle Partner zu verführen", erklärt Smith gegenüber Vice.

Wokefisher könnten ihr zufolge mit Kittenfishern verglichen werden: Personen, die gefälschte Online-Personas verwenden, um zu betrügen. Das eigene Profil wird ansprechend wie möglich gestaltet und dabei nicht selten auch geschummelt, um attraktive Dates abzustauben. In der Realität können sich Wokefisher aber als Enttäuschung entpuppen.

Fake-Öko

Laut Smith könne sich ein Wokefisher – zugespitzt formuliert – "zunächst als protestierender, sexpositiver, antirassistischer, intersektionaler Feminist präsentieren, der Hafermilch aus biologischem Anbau trinkt." In der Realität kümmere er sich aber wenig um Themen wie Gleichstellung, Toleranz und Umweltschutz.

Auf Twitter tummeln sich bereits einige enttäuschte Erfahrungsberichte, in denen dieses Verhalten angeprangert wird.

Dass politische Botschaften bei der Partnersuche als Lockinstrumente derart hinterhältig zweckentfremdet werden, überrascht unterdessen kaum: Studien zeigen, dass Menschen sich eher von Partnern mit ähnlichen politischen Überzeugungen angezogen fühlen.

Eine Umfrage ergab kürzlich, dass Millennials der Politik sogar Vorrang vor der Kussqualität einräumen. Auf etlichen Dating-Portalen kann man potenzielle Partner zudem nach politischen Ansichten filtern.

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