Moderne Dating-Kultur: Was es mit Fishing auf sich hat

Symbolbild
Die Dating-Kultur hat Zuwachs bekommen: Fishing heißt das neue Phänomen. Worum es sich dabei handelt.

Ghosting, Marleying, Love Bombing, Benching, Breadcrumbing, Freckling: Wer in den vergangenen Jahren kurz oder lang solo war, dem dürften diese Begriffe geläufig sein. Im Kern handelt es sich dabei um Phänomene innerhalb der Dating-Kultur, die sich durch bestimmte Verhaltensweisen auszeichnen.

"Noch wach?"

ist jedenfalls der neue Trend der Stunde, der – wie so oft – etwas Bekanntes beschreibt. Beim Fishing wird ein ganzer Schwall Nachrichten an Kontakte innerhalb einer Dating-App versandt. Dabei kommen gewisse Phrasen als Köder besonders häufig zum Einsatz – etwa "Was machst du gerade?" oder "Noch wach?". Reagiert jemand auf die Kontaktaufnahme, geht er gewissermaßen "ins Netz", woraufhin die Konversation fortgesetzt werden kann. Während Applikationen wie Tinder und Co. es erleichtern, mehrere Personen gleichzeitig zu kontaktieren, ist Fishing keinesfalls darauf begrenzt.

Dass Fishing tatsächlich existiert, zeigen diverse Erfahrungsberichte von Männern und Frauen, die diese mit der Online-Plattform Elite Daily teilten. So berichtet etwa ein junger Mann darüber, dass er in seiner Zeit als Single mehrmals monatlich durch Dating-Apps oder seine Handykontakte scrollte und entsprechende Nachrichten verschickte, um eine spontane Verabredung abzustauben. Dabei sei er bezüglich seiner Absichten – er war nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung – stets aufrichtig gewesen. "Ich war überrascht, wie gut es funktionierte", berichtet er im Interview.

Auch eine 24-jährige Frau bestätigt gegenüber der Plattform, dass Fishing ein gängiges Vorgehen unter Singles sei. Sie selbst sei beim Verfassen der Fishing-Botschaften nicht sonderlich kreativ gewesen: "Ich habe meistens eine 'Was machst du gerade?'-Nachricht verschickt. Wenn man mitten in der Nacht so eine Nachricht bekommt, weiß aber jeder, was gemeint ist."

Bindungsscheue Millennials?

Im Independent wird Fishing als bezeichnend für die Partnersuche von Millennials beschrieben, die feste Bindungen scheuen und immer auf der Suche nach etwas Besserem sind. Paradox ist dies vor allem vor dem Hintergrund, dass sich viele Mitglieder der Generation Y im Grunde nach einer Liebesbeziehung sehnen.

Eine Erhebung, die von der britischen Bank First Direct in Auftrag gegeben und vom Psychologen Oliver Robinson von der University of Greenwich durchgeführt wurde, zeigte kürzlich, dass sechs von zehn Millennials mit finanziellen, karrieretechnischen und privaten Krisen zu kämpfen haben – und dies als enorme psychische Belastung empfinden. Aus der Befragung von 2.000 Briten geht hervor, dass finanzielle Probleme junge Menschen am häufigsten (53 Prozent der Fälle) in die Mittzwanzigerkrise schlittern lassen. Auch Arbeitslosigkeit (26 Prozent der Fälle) und ein besonders belastender Arbeitsalltag (24 Prozent der Fälle) tragen zu Krisen bei. 25 Prozent der Befragten führen die Lebenskrise auf den Druck zurück, den richtigen Lebenspartner zu finden (mehr dazu hier).

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