Millennials: Über die Hälfte erlebt Quarterlife-Crisis
Die Midlife-Crisis, also jene Phase in der Lebensmitte, die von Zweifeln, Gedanken an verpasste Chancen, dem Wunsch nach Veränderung und impulsivem Handeln geprägt ist, ist vielen ein Begriff. Die sogenannte Quarterlife-Crisis dürfte unterdessen noch nicht ganz so geläufig sein. Sie beschreibt einen Zustand der Unsicherheit, der typischerweise im Lebensabschnitt nach dem "Erwachsenwerden" auftritt, sprich Mittzwanziger betrifft.
Auslöser ist meist das Gefühl Betroffener "nicht gut genug" zu sein, wenn man keinen den akademischen oder intellektuellen Fähigkeiten entsprechenden Arbeitsplatz findet. Frust und Konflikte in Beziehungen sowie in der Arbeitswelt, Zukunftsangst, unerfüllter Kinderwunsch, Unzufriedenheit mit den eigenen beruflichen Errungenschaften, finanzieller Stress, Nostalgie, Einsamkeit und die Neubewertung von Freundschaften sind ebenfalls kennzeichnend.
6 von 10 Millennials betroffen
Dass der Großteil der Millennials eine derartige Quarterlife-Crisis erlebt, geht aus einer neuen Studie aus Großbritannien hervor. Die Erhebung, die von der britischen Bank First Direct in Auftrag gegeben und vom Psychologen Oliver Robinson von der University of Greenwich durchgeführt wurde, zeigt, dass sechs von zehn Millennials mit finanziellen, karrieretechnischen und privaten Krisen zu kämpfen haben – und dies als enorme psychische Belastung empfinden.
Aus der Befragung von 2.000 Briten geht hervor, dass finanzielle Probleme junge Menschen am häufigsten (53 Prozent der Fälle) in die Mittzwanzigerkrise schlittern lassen. Auch Arbeitslosigkeit (26 Prozent der Fälle) und ein besonders belastender Arbeitsalltag (24 Prozent der Fälle) tragen zu Krisen bei. 25 Prozent der Befragten führen die Lebenskrise auf den Druck zurück, den richtigen Lebenspartner zu finden.
Krise als Chance
Der Erhebung zufolge dauert die Quarterlife-Crisis im Schnitt sechs Monate, bevor die Betroffenen proaktiv werden und Maßnahmen ergreifen, um ihre Situation zu verbessern. Dass eine Sinnkrise auch eine Chance für junge Menschen bedeuten kann, weiß Studienautor Robinson. "Es gibt bei der Quarterlife-Crisis zwei Seiten der Medaille. Meist wird sie als Phase der Schwierigkeit und des Kummers gefürchtet, aber aus meiner Erfahrung weiß ich, dass es auch eine Zeit der Offenheit, der Neugier und des Wachstums sein kann", so der Psychologe im Gespräch mit dem Independent.
So sei es durchaus förderlich, alte Gewohnheiten und Coping-Strategien zu hinterfragen und neue Wege zu gehen, wenn es um die Bewältigung alltäglicher Herausforderungen geht.
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