Das ist der nächste gefährliche Dating-Trend

Das ist der nächste gefährliche Dating-Trend
US-Psychologen warnen vor "Love Bombing": einer Methode, bei der der Partner mit Liebe überschüttet wird – vorerst.

Lisa, 30, ist am Boden zerstört. Vor zwei Jahren lernte sie den perfekten Mann kennen: Er rief jeden Tag an, schickte Blumen, überraschte sie mit romantischen Ausflügen und schmiedete Pläne für die Zukunft. Nach ein paar Wochen war sie sicher, dass sie ihren Seelenverwandten getroffen hatte.

Dann kam die Wendung: Lisa wollte sich mit einer Studienkollegin treffen. Als sie Jake, so hieß der Mann, davon erzählte, wurde er wütend, schrie, dass sie ihn nicht verdient hätte, und stürmte hinaus. Lisa war schockiert, doch sie deutete Jakes Ärger als Zeichen seiner Fürsorge. Nach ein paar Tagen Funkstille stand er erneut mit Blumen vor ihrer Tür und beteuerte, dass dieses Mal alles besser werden würde. Doch sein Verhalten wiederholte sich – so oft, bis Lisa nicht mehr konnte und den US-Psychiater Dale Archer aufsuchte.

Dieser berichtete nun in Psychology Today von seiner Patientin, um vor dem Phänomen "Love Bombing" zu warnen. Der Blog-Post wurde von zahlreichen namhaften US-Medien aufgegriffen – nach "Ghosting" (der Flirtpartner verschwindet plötzlich und ohne Erklärung) und "Benching" (eine Affäre wird ewig warm gehalten) gibt es nun also einen weiteren negativen Dating-Trend. "Love Bombing ist eine grausame Art der Manipulation und des psychischen Missbrauchs", erklärt Beziehungscoach Dominik Borde (www.sozialdynamik.at). "Der Love Bomber – meist sind es Männer – macht seine Opfer vorsätzlich abhängig von sich, indem er sie idealisiert, ihnen den Himmel auf Erden verspricht und jeden Wunsch erfüllt. Gleichzeitig isoliert er sein Opfer von Freunden und Familie. Sein Ziel ist nicht eine Beziehung, sondern Kontrolle und Abhängigkeit."

Während Ghosting ein Zeichen für mangelndes Selbstbewusstsein ist und Benching ein Indiz für Entscheidungsschwäche, wird Love Bombing geplant – von der Auswahl der Opfer bis zum Verlassen. "Dabei handelt es sich meist um Psycho- oder zumindest Soziopathen, die kein Interesse an einer gleichberechtigten Beziehung haben", so Borde.

Neu ist das Phänomen nicht: US-Psychologen verwendeten den Begriff bereits in den 70er-Jahren. Der Gründer der Vereinigungskirche bediente sich der Methode, um neue Mitglieder für seine Sekte zu gewinnen. Auch Ghosting und Benching gibt es schon länger, berichtet Borde. "Das Neue daran ist das inflationäre Auftreten. Dating-Plattformen und Social Media machen es Psychopathen, Narzissten und anderen Beziehungsunfähigen deutlich einfacher, Kontakte zu knüpfen und anschließend Spuren zu verwischen."

Das beste Mittel, um sich gegen Love Bomber zu wehren, ist ein gesundes Selbstvertrauen. Wer sich nicht über eine Beziehung definiert, wird eher misstrauisch, wenn ein Mensch zu Beginn das Blaue vom Himmel verspricht. "Pflegen Sie Freundschaften und den Kontakt zur Familie", rät Borde. "In jeder glücklichen Beziehung gibt es genug Freiraum, damit man Zeit für sich hat." Gute Beziehungen wachsen langsam und durch gemeinsame Erfahrungen. "Klar kann eine gemeinsame Zukunft geplant werden. Aber nicht gleich in der ersten Woche."

Das hat auch Lisa erkannt. Nach zwei Jahren hat sie sich von ihrem "Love Bomber" getrennt, schreibt Dale Archer – und ist mittlerweile glücklich verheiratet.

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