Was die Faszination an Schlussmach-Sex ausmacht
Die einen sagen: Tu das bitte nicht. Die anderen sagen: Jetzt ist es auch schon wurscht – also gemma! Worum es heute geht? Um „Schlussmach“-Sex, also Sex rund um das Beziehungsende, unmittelbar danach oder gar noch etwas später.
Jetzt kann man natürlich fragen, warum man darüber überhaupt nachdenken muss, das sei im Grunde sowas von deppert. Wo doch schon Falco sang: „Oba, was vorbei is, is vorbei, Baby blue. Und vergiss nicht deine High Heels, deine heien, roten Schuh“, Baby blue“ (ursprünglich ein Song von Bob Dylan). Ist es aber nicht. Ich erinnere mich noch an diese eine Freundin, die mir eines Tages verriet, wovon sie manchmal heimlich träumt: Dass sie mit ihrem Ehemann Schluss machen würde, nur um wieder richtig guten, ekstatisch-ultimativen Sex zu haben. Ich muss sehr blöd dreingeschaut haben, aber dann führte sie ihre Fantasie näher aus: „Weil ich überzeugt bin, dass du in einer so radikalen und besonderen Situation des Wandels und Umbruchs auch radikalen und besonderen Sex haben kannst.“ Gott sei Dank kam mein Argument, dass es sich dabei um einen etwas neurotischen Zugang zum Thema „Wiederbelebung der ehelichen Erotik“ handle bei ihr an. Die zwei sind immer noch zusammen und erleben, so weit ich das mitbekomme, auch ohne dramatische Trennung dramatisch-gute intime Momente.
Persönliches Weltuntergangsszenario
Die Frage ist jetzt aber, was das Spezielle an Break-up-Sex ist. Ich vermute, dafür gibt es mehrere Erklärungen. Eine davon hat mit der Grundstimmung zu tun, in der man sich in solchen Momenten befindet, und die hat nun mal was von einem ganz persönlichen Weltuntergang. Diese Welt, unsere Welt nämlich, ist gerade im Begriff, für immer kaputt zu gehen. Ein New Yorker Psychiater gab dem Phänomen im Jahr 2001 einen Namen – und zwar rund um 9/11. Da wurde bekannt, dass mehrere Menschen unmittelbar nach den Terroranschlägen ein intensives Verlangen nach einer sexuellen Begegnung mit jemandem gespürt hatten und sich später erkundigten, ob das normal oder völlig verrückt sei. Psychologen konnten beruhigen und sprachen von „End-of-the-World-Sex“ oder „Post-Disaster-Sex“. Sie meinten außerdem, dass es kein unbekanntes Phänomen sei, wenn Menschen in extremen Krisensituationen auf diese Art und angesichts des Todes nach Lebendigkeit suchen.
In diesem Moment allerletzten Sex erleben zu wollen, scheint wie ein sehnsüchtiger Griff nach Leben.
Nun ist das Ende einer Beziehung eher nicht mit einem Ereignis dieser Größenordnung zu vergleichen – aber Gefühle lassen sich nun mal nicht in die Waagschale legen. Zu gehen oder verlassen zu werden, kann sich in diesem Augenblick tatsächlich so anfühlen als ginge es um Leben und Tod. Irgendwas stirbt und bricht in sich zusammen. In diesem Moment allerletzten Sex erleben zu wollen, scheint wie ein sehnsüchtiger Griff nach Leben.
Freilich gibt es auch banalere Erklärungen für dieses Wollen: Manchmal tut man’s, in der Hoffnung, Spuren zu hinterlassen, erinnerlich zu bleiben – Motto: „So gut wie mit mir wirst du es nie mehr wieder besorgt bekommen.“ Dann packt man noch einmal sein ganzes Sauerei-Repertoire aus, um einen erotischen Fußabdruck zu hinterlassen. Da wäre auch noch diese Sehnsucht dem/der Ex ein letztes Mal nahe zu sein. Ein letztes Mal den Geruch des anderen aufnehmen, seinen Atem spüren, die Gier und eine eigenartige Form verlorener Lust erleben. Ein letztes Mal WIR. Und tatsächlich: Gerade wenn etwas Zeit nach dem finalen Ende verstrichen ist, kann das eine Chance sein, sich „rituell“ zu verabschieden und die Beziehung abzuschließen. Das Ende als Anfang und eine gute Erinnerung, an das, was mal war.
Aha! Ab sofort erfahren Sie an dieser Stelle immer wieder interessante Wissens-Fakten rund um Sex und Liebe. Heute: die Geschlechtshormone. Östrogen ist weiblich, Testosteron männlich? Nein, so ist das nicht, denn beide Hormone werden sowohl bei der Frau als auch beim Mann gebildet. Frauen produzieren ebenfalls Testosteron, und zwar in den Eierstöcken. Ein gewisses Maß wirkt stimulierend auf die Libido.
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