Gekommen, um zu bleiben: Pimp my Penis
"Er nahm Sex-Pille für Zuchtbullen: Mann mit Drei-Tages-Erektion in Klinik“: So lautete der Titel einer Meldung in der Berliner Morgenpost, auf die ich zufällig stieß. Und weiter: „Er wollte nur Spaß im Bett, am Ende musste der Mann aus der mexikanischen Stadt Reynosa notoperiert werden.“
Was bitte muss im Kopf eines Menschen vorgehen, damit er sich so eine Chemie-Bombe einwirft – in der Hoffnung, er könne damit seine Lust pimpen?
Das klingt auf den ersten Blick lustig, man denkt sich kurz „Oida!“ oder „Männer!“ – Kopfschütteln. Genauer betrachtet, macht das nachdenklich. Was bitte muss im Kopf eines Menschen vorgehen, damit er sich so eine Chemie-Bombe einwirft – in der Hoffnung, er könne damit seine Lust pimpen? Offenbar ist ein Ständer nicht genug und: Männer nehmen ihr Genital sehr ernst. Die Erektion als Symbol für männliche Kraft, für Performance und Sein: „Man hat recht, die ungezogene Frechheit dieses Glieds zu rügen, das sich oft zur Unzeit vordrängt, wenn wir keinen Gebrauch dafür haben, und ebenso unzeitig versagt, wenn wir seiner am meisten bedürfen …“, schrieb der Denker und Schriftsteller Michel Montaigne zum Thema. Potenzmittel hatten wohl deshalb schon immer eine spezielle Anziehungskraft, sie sind so alt wie das Problem „Impotenz“ selbst. Ginseng, Yohimbin, Spanische Fliege, Safran, Kröten – die Liste ließe sich beinahe unendlich fortsetzen. Im Internet boomen einschlägige Produkte, wobei Untersuchungen zeigen, dass ein hoher Prozentsatz davon schwere Qualitätsmängel aufweist – sie sind wirkungslos bis gesundheitsschädlich.
Das tut verdammt weh, nach Stunden färbt sich das gute Stück zunehmend blau.
Und dennoch greifen auch Männer, deren Penis voll funktionsfähig ist, zum Extra-Kick – im Glauben, Lust noch intensiver erleben zu können. Das birgt Risiken, wie erwähnter Dauerständer – auch „Priapismus“. So heißt das, wenn die Erektion kommt – und nicht mehr geht. Erst im Sommer vergangenen Jahres wurde von einem Briten namens Danny berichtet, der sich das Potenzmittel Alprostadil gespritzt hatte und dessen Erektion auch am Tag „danach“ nicht mehr nachließ. Autsch – also wurde er in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert. Erst hieß es, dass „sein Penis möglicherweise amputiert werden müsse“, weil alle Therapieversuche erfolglos waren, dann half eine OP. Der beste Freund – gerettet.
Der Begriff „Priapismus“ leitet sich übrigens von „Priapos“, dem Gott der Fruchtbarkeit ab – dem Phänomen werden in urologischen Fachbüchern ganze Kapitel gewidmet. Um zu verstehen, wie es zu einer Dauererektion kommt, muss man zunächst einmal wissen, was prinzipiell passiert, wenn „er“ steht: Indem die Blutzufuhr in den Arterien steigt, kommt es zu einem Anschwellen der Penis-Schwellkörper, was den Abfluss des Blutes über die Venen verhindert. Erst nach der Ejakulation verengen sich die Arterien wieder, der Druck lässt nach: Er wird wieder klein und schlaff. Fachleute unterscheiden zwischen „Low-Flow“- und „High-Flow“-Priapismus. Der viel häufigere „Low-Flow“ (90 Prozent der Fälle) wird durch verminderten Blutabstrom aus den Schwellkörpern verursacht – die Erektion geht auch nach dem Abklingen der Erregung nicht mehr weg, weil das Blut nicht abfließen kann. Das tut verdammt weh, nach Stunden färbt sich das gute Stück zunehmend blau. Die möglichen Folgen, je nach Dauer: Das Gewebe des Schwellkörpers wird so sehr geschädigt, dass es zu dauerhaften Erektionsstörungen kommen kann. Nicht immer ist Potenzmittel-Missbrauch dafür die Ursache, es können auch diverse Krankheiten dazu führen oder aber Drogenmissbrauch. Immer gut zu wissen: Sollten Sie es jemals mit einem Dauerständer zu tun haben, rufen Sie einen Arzt oder fahren Sie ins nächste Spital. Es handelt sich um einen akuten Notfall.
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