Warum die meisten Gespräche viel länger dauern, als einem lieb ist

Warum die meisten Gespräche viel länger dauern, als einem lieb ist
Fast nie - nur in zwei Prozent der Fälle - endet ein Gespräch dann, wenn beide es wollen, zeigt eine neue Studie.

Aus Prä-Corona-Zeiten kennen es wohl die meisten, man geht auf eine Party, kennt vielleicht nur den Gastgeber oder die Gastgeberin und endet dann in Small-Talk-Situationen mit Fremden. Das kann Spaß machen, aber dabei schwingt bei einigen auch immer ein bisschen die Angst mit: das Gespräch könnte länger dauern, als man will. Und in einem solchen Moment scheint es keinen höflichen Ausweg zu geben. 

Enden also Gespräche eigentlich dann, wenn die Leute das auch wollen? Dieser Frage stellte sich der damalige Oxford Student Adam Mastroianni. Und seine Studie dazu - erschienen im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences - zeigte: Nein, sie enden meist schon früher oder eben erst viel später, als die beiden Gesprächspartner das eigentlich möchten. 

Höflichkeit und fehlende Informationen

Mastroianni bezeichnet das als klassisches "Koordinations-Problem". Und dieses sei eben ein Problem, das Menschen in den meisten Fällen nicht einfach lösen können, weil es dazu Information braucht, die sie normalerweise für sich behalten. Das Resultat, endlose Konversationen, entstanden aus Höflichkeit und Unwissen über die Sichtweise des oder der anderen. 

Bricht man diese Erkenntnisse in Zahlen herunter, wird deutlich, wie schwer es den Leuten fällt, solche Situationen richtig einzuschätzen, denn nur in zwei Prozent der Fälle endet ein Gespräch dann, wenn beide es wollen. Knapp 70 Prozent der Studienteilnehmer und Teilnehmerinnen gaben an, sie hätten sich ein früheres Ende des Gesprächs gewünscht. 

Dazu kommt, dass es zwischen der idealen und der realen Gesprächslänge nicht nur um eine paar Minuten auf oder ab geht. Denn im Durchschnitt hätten sich die Leute gewünscht, dass die Konversation nur halb so lange dauert - oder gar um die Hälfte der Zeit länger dauert. 

Absichtliche Täuschung des Gegenübers

Eine Erklärung dafür, sieht Mastroianni darin, dass Leute ihre wahren Wünsche in einem Gespräch verbergen: "Weil sie sich sorgen, dass es beleidigend oder unhöflich sein könnte eine Konversation zu beenden. Und deshalb zeigen sie dem Gegenüber absichtlich nicht, wenn sie das Gespräch eigentlich beenden wollen. Das macht es, dann wiederum umso schwerer zu wissen, was das eigene Gegenüber wirklich will", schildert der Wissenschafter gegenüber dem Fachmagazin Science

In einer weiteren Online-Befragung stellte Mastroianni außerdem fest: auch wenn es um Freunde oder Familie geht, sind die Ergebnisse ähnlich zur oben geschilderten Studie. "So wenig man einen Fremden einfach unterbrechen und weggehen will, so wenig möchte man das auch bei seiner Mutter machen", sagt er. 

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