Was Corona mit Beziehungen macht

Weihnachten in großer Runde mit Oma und Opa: In der Woche davor könnte man seine Sozialkontakte freiwillig reduzieren, schlägt Virologe Drosten vor.
Eine Studie der Sigmund Freud Privatuniversität beleuchtet Intimität, Sexualität und Solidarität in der Pandemie. Jetzt liegen erste Zwischenergebnisse vor.

Das Erleben von Gemeinschaft, Freundschaft, Liebe, physischer Nähe, körperlicher Intimität und Sexualität - all diese Dinge haben sich durch Lockdowns und Abstandhalten verändert. Diese Veränderungen und ihre sozialen und psychischen Folgen sollen in der Studie geklärt werden. Im zweiten Lockdown - also vom 10. November bis zum 10. Dezember - wurden 2.600 Personen im deutschen Sprachraum im Rahmen einer Studie der Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU) online befragt.

"Wie komplex sich soziale Beziehungen durch die Distanzierungsmaßnahmen verändert haben, wird bislang zu wenig berücksichtigt. Befragte unserer Studie schildern Ausgrenzungserfahrungen und es kommt zur Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen, die als vermeintlich 'ansteckend' gemieden werden. Auch der Verlust von sozialen Netzwerken macht sich in unserer Studie bemerkbar", schildert Studienleiterin Barbara Rothmüller. 

Kontaktverlust und Distanz 

20 Prozent der Befragten haben in der Pandemie den Kontakt zu wichtigen Vertrauenspersonen verloren. 25 Prozent gaben an, Ausgrenzung aufgrund ihrer Haltung zur Pandemiebekämpfung erlebt zu haben. Aber nicht nur aufgrund von Meinungen fühlten Menschen sich ausgeschlossen, auch der Beruf oder die sexuelle Orientierung waren Faktoren. 14 Prozent der Personen mit LGBQ(+) Hintergrund waren von Ausgrenzung aufgrund ihrer Sexualität oder Beziehungsform in der Pandemie betroffen. 

Die Studie zeigt auch, dass Personal in Risikoberufen nicht nur eine Hauptlast der Gesundheitskrise trägt, sondern aufgrund von Ansteckungsängsten auch sozial gemieden wird. Ein Drittel des befragten medizinischen Personals hatte im zweiten Lockdown das Gefühl, dass sich Menschen von ihnen distanzieren, weil sie in einem Risikoberuf arbeiten.

Der Genderaspekt

Auch aufgrund des Geschlechts gab es Unterschiede. Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen nicht nur im freundschaftlichen und familiären Bereich einen Großteil der Sorgearbeit leisten, sondern auch im Beruf. Sie fühlen sich häufig von den neuen, pandemiebedingten Unterstützungserwartungen überfordert und sind öfter sehr erschöpft als Männer, wobei ihnen im Vergleich auch weniger Zeit zur Erholung bleibt.

Drei Monate ohne Umarmung

Jede und jeder zehnte Befragte gab an, dass seine oder ihre letzte Umarmung zum Zeitpunkt der Befragung mehr als drei Monate zurücklag. Bei Menschen ohne romantische oder sexuelle Beziehung zum Zeitpunkt des zweiten Lockdowns war es knapp jede und jeder Zweite.

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