Unfälle sind die häufigste Todesursache bei Kleinkindern

Unfälle sind die häufigste Todesursache bei Kleinkindern
Der Verein "Große schützen Kleine" hat eine Statistik veröffentlicht, wo und wie Kinder zu Schaden kommen.

Seit dem Jahr 2011 werden im Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins Große schützen Kleine die jährlich rund 32.000 Kinderunfälle, die in den Spitälern des steirischen Krankenanstaltenverbunds behandelt werden, ausgewertet und analysiert. Mit dem Wissen, wo welche Kinderunfälle passieren und wie man diese oftmals einfach vermeiden kann, initiiert der Verein Kindersicherheitsprojekte und gibt seine Sicherheitstipps rund um Haushalt, Verkehr, Sport und Freizeit in Vorträgen und in der Öffentlichkeitsarbeit an die Eltern und an alle die mit Kindern leben und/oder arbeiten weiter. Ihr Fazit: "Unfallprävention wirkt!"

Wann, wo, wann und wie oft?

Der Unfall ist die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren, bei älteren (nach bösartigen Neubildungen) die zweithäufigste. Peter Spitzer, Leiter des Forschungszentrums für Kinderunfälle weiß: „Mit der ersten intensiven motorischen Phase (krabbeln, gehen lernen etc.) kann man ab dem ersten Geburtstag einen Anstieg im Unfallgeschehen beobachten. Nach einem geringen Rückgang im Kindergarten- bis Volksschulalter gibt es mit der Pubertät ab dem 10. Lebensjahr einen neuerlichen, deutlichen Anstieg der Unfallzahlen. Buben verunfallen etwas häufiger als Mädchen. Jahreszeitlich betrachtet liegt die „Hochsaison für Kinderunfälle“ im Frühjahr.“

Wohnen und Sport

Insgesamt ereignen sich 30% der Kinderunfälle im Wohnbereich, weitere 30% in der Kategorie „Freizeit/Sport/Spiel“ und 15% in der Schule. Auf den Verkehr fallen zwar nur 4%, diese Unfälle gehen aber am häufigsten tödlich aus.

Stürze aller Art sind das häufigste Unfallmuster: „Bis zu einem gewissen Grad gehören Stürze natürlich zur gesunden Entwicklung. Werden nur kleine Verletzungen davongetragen, sind sie sogar eine wichtige Erfahrung für die Kinder, um ihre eigenen Grenzen und Fähigkeiten besser kennenzulernen und einschätzen zu lernen, ein Gespür für ihren Körper zu bekommen. Was wir allerdings unbedingt verhindern wollen sind Stürze, die mit schweren bis tödlichen Verletzungen einhergehen. Dazu zählen vor allem Stürze aus der Höhe – z.B. aus dem Fenster, vom Wickeltisch oder vom Hochbett – sowie Stürze beim Moped fahren oder beim Sport, die mit hohen Geschwindigkeiten verbunden sind und wo oftmals leider nicht die volle Schutzausrüstung getragen wird“, betont Spitzer.

Meist nur leichte Blessuren

Etwa 6 % der jungen Patienten müssen stationär aufgenommen werden, bei 94 % ist eine ambulante Versorgung, auch wenn des Öfteren mit Wiederbestellungen verbunden, ausreichend. Kleinkinder müssen wesentlich öfter über Nacht im Krankenhaus bleiben. Till: „Leichte Blessuren stehen mit 69 % zum Glück an der Spitze der Verletzungsskala. Bei 31 % handelt es sich jedoch um schwere Verletzungen wie Frakturen, Bandrupturen, Verletzungen innerer Organe oder operative Versorgungen.“ Mit dem Alter nimmt der Anteil an schweren Verletzungen zu: Ist bei den jüngsten nur jede vierte Verletzung als schwer einzustufen, so endet bei den Ältesten beinahe jeder zweite in einem Krankenhaus behandelte Unfall mit einer schweren Verletzung. Mit 37 % werden die oberen Extremitäten bei einem Unfall am häufigsten verletzt. Den zweiten Platz nehmen die unteren Extremitäten mit 29 %, den dritten der Kopf mit 27 % ein. Je jünger das Kind, desto häufiger ist der Kopf betroffen.

Unfallprävention wirkt

Die Unfallzahlen bestätigen die Wirkung von langfristig angelegten Präventionsprojekten zur Kinderunfallvermeidung wie sie der Verein entwickelt und durchführt: „Der Vergleich der tödlichen Kinderunfälle in der Steiermark im Zeitraum 1996–2000 mit 2011–2015 zeigt einen Rückgang um 81,5%. Österreichweit gingen die tödlichen Kinderunfälle in diesem Vergleichszeitraum weniger stark (75,5%) zurück. Die tödlichen kindlichen Verkehrsunfälle sanken in der Steiermark zwischen 1996–2000 und 2011–2015 gar um 89% – in Gesamtösterreich hingegen nur um 67,5%“, so Spitzer.

Kindersitze und Helm

Dieser enorme Rückgang ist sowohl auf bessere Präventionsarbeit, bessere technische Maßnahmen und Standards (Autokindersitz, Helm etc.) als auch auf eine bessere medizinische Versorgungskette (Notarztsystem, Hubschrauberversorgung) zurückzuführen.

Zusammenfassend betont Till: „Es ist extrem wichtig, dass Medizin und Prävention Hand in Hand gehen und wie Zahnräder ineinandergreifen. Gleiche bzw. ähnliche Unfälle und damit gleiches bzw. ähnliches Leid darf sich nicht ständig wiederholen. Viele Unfälle sind durch einfache Maßnahmen vermeidbar: Sei es durch die Montage eines Herdschutzgitters oder einer Fenstersicherung oder einfache Verhaltensregeln, die man schon kleinen Kindern beibringen kann“.

 

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