Sexguide fürs Camping: Im Zelt, da ist was los
Urlaub im Zelt, salopp „zelteln“ genannt, kann schon sehr lustig sein. Oder auch nicht. Rechnet man den Zustand der Wirbelsäule zum Quadrat mit der Qualität der Unterlage und den etwas beengten Platzverhältnissen, könnte die Lage durchaus prekär werden. Apropos Verhältnisse: Sex beim Zelteln kann ebenfalls sehr lustig sein.
Oder auch nicht. Das wiederum hängt von den näheren Umständen ab. Schlägt man als Paar sein Zelt an einem einsamen Platz irgendwo am Rande des Waldes unter dem weiten Firmament auf, dann scheint die Lust grenzenlos. Keiner hört zu, außer die Tiere im Wald, die Luftmatratze wackelt und quietscht – wie schön: nur zwei Menschen und ihre Paarungsmelodie. Das kann erdig und geil werden – irgendwie anders, mitunter auch sehr laut und sehr animalisch. Das große Gefühl von Freiheit – was den Bewegungsradius betrifft allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Vom eingesprungenen Koitus-Rittberger kann der Zelthöhlenmensch nur träumen, da gilt eher die Idee: Zurück den Wurzeln, nur keine Wellen – sanft eindringen! Wie zum Beispiel in einem eigenen kleinen „Zelt-Stellungs-Guide“ auf der Homepage des bekannten Kondomherstellers „Durex“ nachzulesen ist.
"Aber wer weiß? Vielleicht ist genau das so reizvoll – das superleise Vögeln zu Helenes ,Atemlos durch die Nacht’, zum Knistern der Snacks in der nachbarlichen Zeltherrschaft.“
Dezent und langsam: der "Lazy-Doggy"
Wie erwartet, werden Freunden des Camping-Koitus folgende drei Sex-Positionen empfohlen: Löffelchen, Missionarsstellung und „Lazy-Doggy“. Aha – noch nie gehört? Dabei dringt der Mann von hinten ein, aber weniger wild, sondern dezent, langsam, den Umständen entsprechend. Die Bewegungen seien „flacher und kleiner“, heißt es ebenfalls. Vielleicht noch eine kleine Fantasie zum „Löffelchen“ als geradezu ideale Schlafsack-Stellung. Es ist etwas kühl, man schlüpft gemeinsam in den Sack – und zack: los geht’s. Das mit der anschließenden Hygiene ist möglicherweise auch ein recht spezielles Thema, sollte sich aber lösen lassen. Was ebenfalls sein kann: Dass die Luftzirkulation beim Sex im Zelt eher suboptimal funktioniert – je kleiner das Stoffhaus ist und je mehr gestöhnt oder gehechelt wird, desto größer die Gefahr des Hyperventilierens. Bitte wer will schon, dass der Partner Sekunden vor dem Kommen plötzlich auf die Seite kippt, weil ihm schwummrig wird? Irgendwo sollte man also für Frischluftzufuhr sorgen. Alles anders auf einem öffentlichen Campingplatz, inmitten Hunderter weiterer Camper, womöglich mit Kindern, Oma, Opa, Tanten. Umgeben von Großfamilien in Großzelten oder dicken Wohnmobilen, wird’s mit dem völlig losgelösten Schnackseln eher mau. Auf den Campingplätzen ist diese Form von Lärmbelästigung tabu, außer aber die Entscheidung ist auf einen „Swinger“-Campingplatz gefallen, von denen es einige in Europa gibt. Etwa im schönen Kärnten, wozu es in einschlägigen Swinger-Foren heißt: „Am gesamten Campingplatz sind sexuelle Handlungen gestattet“.
Normalerweise ist es aber angebracht, sich sexuell still zu beschäftigen, während die Nachbarn noch den Griller putzen, an Chips knabbern, einen Absacker trinken oder sternhagelvoll zu Helene Fischer schunkeln. Wer weiß? Vielleicht ist genau das so reizvoll – das superleise Vögeln zu Helenes „Atemlos durch die Nacht“, zum Knistern der Snacks in der nachbarlichen Zeltherrschaft. Dieses Gefühl, etwas zu tun, was irgendwie verboten, heimlich und „hui, arg“ ist – das hat doch was. Und erinnert an den ersten Sex in einer einsamen Ecke des Freibads, auf und unter bunten Liegetüchern – eine kleine Sauerei nach Jean Genets Motto: „Den Reiz des Verbotenen kann man nur kosten, wenn man es sofort tut. Morgen ist es vielleicht schon erlaubt.“
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