Doch Selfcare, also das Kümmern um sich selbst, ist nicht eine weitere Aufgabe auf der To-Do-Liste und braucht auch nicht viel Zeit, betont Gaigg: „Für uns heißt Selfcare viel mehr als ein Schaumbad, ein Besuch beim Friseur oder ein Thermen-Wochenende. Es ist eine Grundhaltung im Leben, eine Entscheidung, mir selbst Fürsorge zuzugestehen. So wie man sich um die Kinder und den Partner kümmert, muss man sich auch selbst so viel wert sein, dass man sich um sich selbst kümmert.“
Oft reicht es schon, darauf zu bestehen, seinen Kaffee am Frühstückstisch warm zu trinken oder beim Essen nicht sofort aufzuspringen, wenn eines der Kinder das Ketchup haben möchte. Das klingt einfach, ist es im Mama-Alltag aber oft nicht. Und es ist gleichzeitig ein Kreislauf, denn Kinder lernen den Aufschub ihrer Bedürfnisse nur dann, wenn sie auch mal warten oder sich etwa das Ketchup selbst holen müssen.
„Es ist ganz wichtig, sich von dem schlechten Gewissen loszureißen, wenn wir darauf bestehen, die Bedürfnisse anderer aufzuschieben. Das fängt schon beim Gang auf die Toilette an. Den kann man unter Hochdruck erledigen oder achtsam und in Ruhe – auch wenn das Baby mal schreit“, sagt Zweifachmama Gaigg.
Je größer die Kinder sind, desto besser sei dies umsetzbar, aber auch Babys können lernen – sofern sie nicht in Gefahr sind – kurz zu warten.
Weil Mütter sich dazu oft nicht durchringen können, bieten die Autorinnen praktische Anleitungen. Gaigg: „Mit einer Selfcare-Challenge über 52 Wochen wollen wir die Leserinnen bei dieser Veränderung begleiten. Jede Woche eine Aufgabe. Eine ist, sich mal auf die Füße zu konzentrieren. Was spüre ich? Wie kann ich sie verwöhnen? Auf der Metaebene bedeutet das auch: Wie ’geht’ es mir? Wie bin ich geerdet?“
Sie unterteilen Selfcare in drei wichtige Bereiche: der eigene Körper, die psychische Gesundheit und die Beziehung. Die einzelnen Übungen mögen teils banal klingen, aber insgesamt sollen sie überforderten Müttern helfen, neue Energie zu finden (siehe Karten oben).
Denn: Kommen Mütter zu kurz, führt das zu Stress und Überforderung. Gaigg: „Wir werden ungeduldig, meckern mit den Kindern und sind grantig. Da helfen auch Schaumbad oder Urlaub nichts, sondern man muss wirklich eine Routine daraus machen, um das Stresslevel dauerhaft zu senken.“
Erst, wenn Bedürfnisse wie Selbstbestimmung, Erholung und Anerkennung erfüllt sind, kann die Gelassenheit entstehen, die Kindern ein gutes Aufwachsen ermöglicht. Ältere Kinder können durchaus akzeptieren, wenn Mama 20 Minuten Ruhezeit braucht und dabei etwa ein Buch liest, während die Kinder spielen. Mütter sind dabei auch Vorbild für ihre Kinder: Sie merken sehr wohl, ob Mama im Hamsterrad keucht oder wie sie mit Stress umgeht, wenn sie kurz auf der Couch sitzen kann.
Und sie sehen die Beziehung ihrer Eltern. Syllaba: „Ich habe heuer mehr Paare denn je bei einer Trennung begleitet. Die Beziehung hat den Stress nicht überstanden.“ Für eine Partnerschaft muss man sich Zeit nehmen, auch Sex sollte nicht zu kurz kommen: „In den USA ist das Konzept der ,date night’ total verbreitet. Natürlich ist so eine geplante Romantik nicht das Beste. Aber besser als gar keine.“
Hier finden Sie den KURIER Family-Talk mit Coach Linda Syllaba:
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