Intime Studie zu Masturbation: Warum Frauen zu kurz kommen

Die gesellschaftliche Geschlechterschieflage zeigt sich auch bei der Sexualität.
Das weibliche Geschlecht hat bei der Selbstbefriedigung Aufholbedarf, zeigt eine großangelegte Befragung.

Ob beim Lohn, der Gesundheit oder der Altersvorsorge: Trotz des zunehmenden Wandels der Geschlechterverhältnisse stehen Frauen in vielen Lebensbereichen immer noch schlechter da als Männer. Das trifft auch auf die Sexualität zu – genauer gesagt auf die Selbstbefriedigung, wie eine Befragung zeigt.

Der Sexspielzeug-Hersteller Womanizer hat sich bei 6.000 Frauen aus zwölf Ländern nach ihrem Masturbationsverhalten erkundigt. In puncto Autoerotik steigen Frauen schlechter aus – der "Masturbation Gap" (in Anlehnung an den soziopolitischen Begriff Gender Gap) liegt bei fast 70 Prozent. Mit anderen Worten: Im Schnitt legen Männer 154 Mal pro Jahr selbst Hand an, Frauen stimulieren sich nur 49 Mal.

Scham und Stigma

"Natürlich muss und soll niemand masturbieren, wenn er oder sie nicht möchte. Masturbation ist aber durchaus ein wichtiger Teil von sexueller Selbstbestimmung und erfüllter Sexualität – für beide Geschlechter gleichermaßen", kommentiert Johanna Rief, Head of Sexual Empowerment bei Womanizer, die Ergebnisse.
 

Für viele Frauen scheine das nicht Realität zu sein: "Leider halten Scham, soziales Stigma und fehlende Aufklärung viele davon ab, ihre Sexualität zu erkunden." Um ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen, hat Womanizer der "International Equal Masturbation Day" ins Leben gerufen. Erst ab diesem Stichtag masturbieren Männer und Frauen für den Rest des Jahres gleich viel, rund drei Mal pro Woche. Je nach Nation fällt er auf ein anderes Datum, in Österreich heuer auf den 21. August (der Masturbation Gap liegt bei 64 Prozent).

Ziel müsse sein, den Tag deutlich nach vorne zu verschieben, sagt Rief. Der "Equal Masturbation Day" stehe symbolisch für gesellschaftliche Hürden und solle Frauen daran erinnern, "dass sie es auch selbst in der Hand haben, diesen Gap zu schließen".

Unterschiede bei der Libido?

Die weibliche Masturbation ist nach wie vor ein Tabuthema, auch wird Frauen eine geringere Libido unterstellt. Zu Unrecht, wie die Umfrage auch darlegt: Die Tatsache, dass Männer öfter masturbieren, wird oft mit veralteten, stereotypischen oder vermeintlich biologischen Argumenten begründet, etwa dass Männer einen stärkeren Sexualtrieb hätten.

Jedoch verrät die Umfrage: Das stimmt so nicht. Beide Geschlechter sollten ihre eigene Libido auf einer Skala von 1 (gering) bis 10 (hoch) einschätzen. Das Ergebnis: Der Unterscheid ist wesentlich geringer als die meisten vermuten würden. Männer ordnen sich durchschnittlich bei 6.5 ein, Frauen bei 5.4.

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