Ansichtssache
Statt die unbrauchbaren Gegenstände zu bunkern, kann man sie also auf Flohmarkt-Apps feilbieten. Problem gelöst. Aber ist das moralisch in Ordnung? "Nicht wirklich", findet Antonia Indrak-Rabl, Geschäftsführerin des Katholischen Familienverbandes
Wien. "Ich halte das Verkaufen von Geschenken für problematisch. Immerhin hat sich jemand Mühe gegeben, damit eine Freude zu machen. Daraus Profit zu schlagen, und sei dieser noch so gering, ist heikel."
Etwas anders sieht das Willhaben-Sprecher Pucher: Grundsätzlich sei es zu begrüßen, "wenn man jemand anderen mit einem Produkt beglücken kann, dass dieser beispielsweise schon lange gesucht hat oder dringend braucht". "Und es geht auch darum, Ressourcen zu schonen und die Umwelt nicht durch Neuproduktion oder unnötiges Wegwerfen zu belasten." Aus Nutzer-Befragungen wisse man außerdem, dass nur 20 Prozent es nicht in Ordnung finden, Geschenke weiterzuverkaufen.
Viel wesentlicher als die Frage, ob und wie man unliebsame Präsente nach
Weihnachten wieder los wird, ist laut Indrak-Rabl ohnehin "den Erwartungsdruck beim Schenken zu überdenken". "Der Großteil der Bevölkerung lebt im Überfluss und man sollte sich zu
Weihnachten, aber auch bei anderen Schenkanlässen, überlegen, wie viel Materielles es überhaupt sein muss", sagt sie. Wertschätzung und Zuneigung könne man auch auf andere Art und Weise ausdrücken, "etwa indem man Zeit in Form von gemeinsamen Aktivitäten schenkt".
Aussortieren mit Sinn
Hegt man einen spezifischen Wunsch, spreche nichts dagegen, diesen dem Partner, der Familie oder dem Freundeskreis mitzuteilen. "Wenn es um größere Anschaffungen für Kinder geht, bietet es sich an, in der Familie zusammenzulegen. Auch so kann man überflüssigen Geschenken, die dann unbeachtet in einer Ecke landen, vorbeugen. Sonst muss man sich erst recht wieder jedes Jahr nach
Weihnachten aufs Neue damit beschäftigen, wie man die Kästen wieder entrümpelt."
Wer sich dieser Tage trotzdem mit den eingangs genannten Produkten auf der Kleinanzeigen-Plattform seines Vertrauens tummelt, sollte sich Indrak-Rabls Ratschlag zu Herzen nehmen: "Das moralische Dilemma beim Verkauf von Geschenken lässt sich in gewisser Weise abfedern. Und zwar, indem man das so verdiente Geld direkt für einen guten Zweck spendet."
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