Wie gesagt, es geht um eMails im Geschäftsbereich, wo die Signatur auch Rückschlüsse auf das Unternehmen oder die Institution zulässt, für die der Schreibende arbeitet. Apropos höfliche Anrede: Sie und Ihnen sei nicht nur im Brief, sondern auch in einem Mail im Auftrag der Firma groß zu schreiben.
Für private elektronische Kurznachrichten gilt diese Förmlichkeit nicht, gibt Pabst Entwarnung. "Das sind heute die digitalen Schmierzettel."
Deutsche Gründlichkeit
Die Deutschen besitzen eine eigene Norm, wie man Schriftstücke in der Arbeitswelt richtig formuliert. Es ist die Norm DIN 5008, und sie hält unter anderem explizit fest: "Die Anrede ist ein fester Bestandteil der geschäftlichen eMail. Sie wird durch eine Leerzeile vom folgenden Text getrennt." Und: "eMails sind mit Zeilenabstand 1 (engzeilig) zu schreiben."
Wir Österreicher haben so eine Regelung nicht. Seit 2018 haben wir sie nicht. Da wurde die ÖNORM für Textgestaltung außer Kraft gesetzt. Was die Mehrheit der Österreicher offensichtlich nicht weiter stört, aber zumindest bei Vertretern von Bildungseinrichtungen für Stirnrunzeln sorgt.
Dem Vernehmen nach bekamen sich einzelne Mitglieder des an sich ehrenwerten Norm-Komitees in die Haare, weil sie sich nicht auf eine geschlechtsneutrale Regelung einigen konnten. Die ist in der Tat heftig umstritten. Nicht nur unter den Germanisten.
Die zentrale Frage: Muss ich das Binnen-I verwenden? Auch im Rat für deutsche Rechtschreibung, der höchsten Instanz für alle in deutscher Sprache Schreibende, gab es darüber schon erbitterte Debatten.
Der Rat empfiehlt jetzt, geschlechtsneutral zu schreiben – eine dehnbare Regelung: Manche sehen diese Vorgabe erfüllt, wenn sie in ihrem Text bewusst keine frauenfeindlichen Formulierungen verwenden. Andere verkomplizieren einzelne Hauptwörter – scheinbar brav – mit einem großen I, bleiben jedoch in ihrer Aussage alles andere als frauenfreundlich.
ÄrztInnen ohne e
Wenig beachtet wird in der seit Jahren aufgeheizten Diskussion eine tückische Rechtschreibfalle, auf die Christiane Pabst hinweist: Bei LehrerInnen geht es sich noch irgendwie aus, ÄrztInnen sei dagegen falsch: "Weil da das e der Ärzte fehlt."
Die Schreibspezialistin plädiert daher für die Vollform: Ärzte und Ärztinnen. "Jüngste Studien haben ergeben, dass diese Schreibweise den Lesefluss nicht stört."
Und was ist mit Grammatik- und Rechtschreibfehlern in öffentlichen Gruppen bei Facebook und Twitter? Die sieht Christiane Pabst mindestens so problematisch wie bloßstellende Fotos: "Das kann heute und in Zukunft jeder User ansehen und sich daraus seinen Reim machen." Nachhaltig fatal: "Richtiges Schreiben wird in der Berufswelt noch immer als ein Zeichen für Bildung interpretiert." Daher überlege sich jede/r sehr gut, ob nämlich mit h tatsächlich richtig ist.
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