Angstfach Mathe: Jeder Dritte kann dem Unterricht kaum folgen
Können Sie es noch? Dividieren ohne Taschenrechner? Oder gar komplexe Integralrechnungen, Ableitungen oder Textaufgaben lösen? Die meisten schauen mit Schrecken auf den Mathematik-Unterricht in der Schulzeit zurück. Und so geht es den Schülerinnen und Schülern auch heute noch. Mathematik war und ist das Angstfach Nummer Eins, so der Befund des Nachhilfe-Dienstleisters Lernquadrat. Das nahm man zum Anlass dieser Angst in einer Umfrage unter 10- bis 19-Jährigen auf den Grund zu gehen. Mit einem "erschreckenden" Befund, wie es am Mittwoch in einer Pressekonferenz heißt.
Mathe kann den ganzen Schultag verderben
Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler kann der Umfrage nach dem Mathematikunterricht kaum folgen. Steht Mathematik am Stundenplan, verdirbt das außerdem ebenfalls für ein Drittel den kompletten Schultag. "Junge Leute gehen mit Bauchschmerzen in die Schule oder wollen vielleicht generell alles hinschmeißen nur wegen einem Fach", berichtet Angela Schmidt von Lernquadrat.
Dreht man den Spieß um und bittet die Schülerinnen und Schüler den Mathe-Unterricht zu benoten, ist das Ergebnis ernüchternd. Knapp 40 Prozent geben dem Unterricht ein "Genügend" oder ein "Nicht Genügend" - mit der Tendenz, dass mit steigendem Alter die Beurteilung schlechter ausfällt.
Lernen für's Leben und nicht für die Schule? Das Gefühl haben viele laut der Umfrage nicht: Nur 18 Prozent gaben an, dass sie der Matheunterricht auch auf ihr späteres Berufsleben vorbereiten würde. 37 Prozent wünschen sich mehr Alltagsbezug im Unterricht. Dafür sieht Peter Mischek, ebenfalls von Lernquadrat, eigentlich viel Potenzial: "Die Corona-Zeit zum Beispiel mit den täglichen Statistiken und Wahrscheinlichkeiten bietet ein gutes Feld, um diesen Bezug herzustellen und die Wichtigkeit von Mathematik im Alltag deutlich zu machen."
Appell ans Bildungsministerium
Die Nachhilfe-Expertinnen und Experten richten sich mit diesen Ergebnissen ans Bildungsministerium und fordern "ein Expertengremium, das den Mathematik-Unterricht überdenkt. Wenn so viele Schülerinnen und Schüler im Unterricht nicht mitkommen, ist das wirklich erschreckend", sagt Schmidt.
Größtes Problemfeld in Mathe sind für die Schülerinnen und Schüler Textaufgaben. Aber auch das Integrieren und Wahrscheinlichkeitsrechnungen fallen vielen schwer. 74 Prozent wünschen sich bessere und geduldigere Erklärungen. "Wichtig ist auch, dass sie sich trauen Fragen zu stellen, wenn etwas nicht verstanden wird - was aber anscheinend leider nicht der Fall ist", sagt Schmidt. 44 Prozent würden gerne mehr Fragen stellen. Mehr Übungsmöglichkeiten und auch Zeit zum Aufholen wären für die Expertinnen und Experten wichtige Ansatzpunkte.
Übrigens: Signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden in der Umfrage keine festgestellt.
Die Auswirkungen des Distance-Learning zeigen sich aber deutlich: Über 37 Prozent gaben an, dass sich ihre Mathe-Noten in der Krisenzeit verschlechtert hätten.
Lerntipps
Mischek gibt auch noch Tipps, wie man sich selbst ein bisschen helfen kann. Jede und jeder kennt wohl die berühmte Aufforderung von Mathematik-Lehrerinnen und -Lehrern: "Und wenn ich dich um 3 Uhr früh wecke, muss diese Formel wie aus der Pistole geschossen kommen!" - Ja, manche Grundregeln wirklich zu verinnerlichen und auch "Mathe-Vokabeln" zu lernen, sei Mischek zufolge jedenfalls ein wichtiges Hilfsmittel.
Außerdem rät er noch, die Lernmethoden so zu wählen, dass auch der Spaß nicht zu kurz kommt. "Es gibt auch gesungene Lehrsätze, im Internet findet man alles." Zudem legt er Lehrerinnen und Lehrern ans Herz, GeoGebra - eine Geometrie Software - noch mehr zu nutzen. Damit würden sich Zusammenhänge und ein "Aha-Effekt" besonders gut darstellen lassen.
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