Andreas Ferner: "Plötzlich ist Schule etwas Schönes"

Andreas Ferner: "Plötzlich ist Schule etwas Schönes"
Der HAK-Professor und Kabarettist über Homeschooling, Ferien und Eltern, die mit dem Anwalt drohen.

Andreas Ferner ist HAK-Professor und Kabarettist – und am Freitag, 26. Juni, ab 22.10 Uhr auf Servus TV mit seinem Programm „Bildungsferner“ zu sehen. Ein Gespräch über Ferien, die neue Lust an der alten Schule und nervige Eltern.

KURIER: Wie haben Sie die Zeit während des Lockdowns erlebt?
Andreas Ferner:
Es war für mich eine spannende Zeit: Kein Kabarett,  keine Präsenz in der Schule und meine beiden Kinder zu Hause.

Sie kennen also den Spagat zwischen  Homeoffice und Kinderbetreuung. Bekommt man da ein anderes Verständnis für die Eltern?
Ich unterrichte in der Oberstufe –  meine Schülerinnen und Schüler sind selbstständig, weshalb ich mir viel mit ihnen direkt ausmache.  Ich hatte allerdings schon vor Corona Verständnis für Eltern – in meinem Programm nehme ich  alle aufs Korn: Eltern, Schüler, Lehrer.

Was stört Sie an manchen Eltern?
Wenn sie sich das ganze Jahr nicht um ihr Kind kümmern und dann Stress machen, wenn es Probleme gibt. Droht der Fünfer im Zeugnis, drohen sie mit dem Anwalt.

Ist Ihnen das schon passiert?
Mir nicht, aber Kollegen. Ich versuche, schon im vorhinein mit Eltern und Schülern zu kommunizieren.

Heißt das, dass manche Lehrer nicht kommunizieren?
Dass manche Eltern und Schüler von einer negativen Note überrascht sind, kann ich mir mit dem heutigen Schulsystem nicht vorstellen.

Wie hat das Distance Learning in Ihrer Schule funktioniert?
Die Lehrer haben unterschiedliche Methoden verwendet. Das hat natürlich sein Gutes, weil jeder Lehrer sein Ding macht. Bei den Schülerinnen und Schüler war  es sehr unterschiedlich - einige haben sich sehr angestrengt. Ich habe ihnen Aufgaben gegeben, mit  der Prämisse: Dort wo ihr euch nicht auskennt, fragt  –  dann habe Erklärvideos per Whatsapp geschickt.  Somit habe ich das Gleiche gemacht wie  im Klassenzimmer: Fragen provoziert. Sobald sie fragen, habe ich  ihre Aufmerksamkeit und es bleibt  viel hängen.

Gab es auch Probleme?
Ein paar Schüler haben sich nicht zurückgemeldet. Wir haben diese Fälle gesammelt und der Klassenvorstand hat bei den Eltern angerufen.  Manche haben dennoch nichts gemacht – was soll ich da als Lehrer tun? Ich habe Mails geschrieben, um sie zu motivieren, was ich als Aufgabe als Lehrer sehe, dabei war ich  aber nicht immer erfolgreich.

Bleibt auch etwas Positives aus der Zeit?
Sehr viel. Alle schätzen jetzt die Schule viel mehr. Selbst die, die nicht so gerne gehen, haben gemerkt, wie schön es ist, gemeinsam in der Schule zu sein.  Da geht es auch um  privaten Kontakt: Die Schüler haben  bewusst persönlich kommuniziert anstatt wie bisher oft mit dem Handy nebeneinander zu sitzen.  Auch das Lernen wird sich verändern – dadurch, dass wir radikal in das distance learning hineingestoßen wurden, werden sich viele dieser digitalen Tools erhalten.

Manche Schüler kritisierten, dass Lehrer besonders fleißig wurden und viel verlangen, weil Eltern jetzt den Unterricht mitverfolgen können.
Die  Gefahr besteht, wenn die Arbeit transparent ist. Ich habe versucht, alles in einer Dimension zu machen, die passt. Allerdings: Während ein Schüler mir geschrieben hat, dass es ihm zu viel ist, gab es Eltern, die extra Osterpakete wollten. Da den Ausgleich zu finden ist im Distance Learning noch schwieriger. Ich habe  meine Aufgaben aus zwei Gründen reduziert: Erstens ist es schwieriger, online zu lernen, zweitens ist es eh oft  schon zu viel Stoff.

Was sagen Sie Ihren Schülern, wenn sie in den Sommer starten?
Ich wünsche nach  dieser intensiven Zeit Abstand von der Schule, damit sie möglichst entspannt in den Herbst starten können. Es soll eine Zeit sein, das Geschehene zu  verarbeiten  – sie sollen einfach Spaß haben.
 
Einige Schüler haben bei der Zentralmatura ein leeres Blatt abgegeben.
Als Lehrer weiß ich, dass es immer welche  gibt, die eine Regelung ausnutzen - ich biete mich auf jeden Fall bei der Erstellung der nächsten Reform an, als Berater mit über 20 Jahren „Klassenzimmerfahrung“ an (schmunzelt).

Sie haben selber bald ein Schulkind. Wovor haben Sie den meisten Respekt?
Vor dem frühen Aufstehen. Ich bin Lehrer und Künstler und kann meinen Stundenplan so legen, dass ich nicht immer um 8 Uhr mit der Schule beginnen muss.

Sie wären also für einen späteren Schulbeginn?
Es gibt profunde Studien, die zeigen: Ein späterer Beginn wäre gut. Ab der Pubertät ist es für Schüler schwierig, da sie eher nachtaktiv sind.  Aber am Unterrichtsbeginn wird wohl  nicht gerüttelt werden.

 

 

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