Georg Kapsch: "Diese Sommerschule ist zu wenig"

Georg Kapsch ist scheidender Präsident der Industriellenvereinigung.
Der scheidende IV-Präsident über sein Lieblingsthema Bildung, über Europa, Erbschaftssteuer und das Leben nach Corona.

Acht Jahre stand Georg Kapsch an der Spitze der Industriellenvereinigung. Die hat nun eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der sich Experten Gedanken machen, wie man die Gesellschaft krisenfest macht.

KURIER: Die Industriellenvereinigung hat eine Arbeitsgruppe „Post Corona“ ins Leben gerufen, in der Wissenschafter und Experten aus verschiedenen Disziplinen sich Gedanken machen, wie man diese Krise und die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft bewältigen kann. Auch die Bildung ist dabei ein Thema.  Was muss jetzt  in der Schule passieren?

Georg Kapsch:  In der Krise driften bildungsnahe und bildungsferne Schichten noch weiter auseinander. Wenn wir hier nicht gegensteuern, haben wir einen  verloren gegangenen Jahrgang. Wir müssen uns etwas über den Sommer einfallen lassen, damit die Kinder aus bildungsfernen Schichten aufholen können. Tun wir das nicht, verlieren wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt völlig. Das ist nicht nur eine Frage der Digitalisierung – auch wenn es nett ist, wenn jeder ein Tablet hat.

Die zweiwöchige Sommerschule ist also zu wenig?
Ja, die müsste die ganzen Ferien durchgehen, und auch mehr Kinderbetreuung ist notwendig.

Sie waren acht Jahre Präsident der Industriellenvereinigung. Bildung war in dieser Zeit immer Ihr großes Anliegen. Warum?
Nicht nur Bildung, auch die  Gesellschaftspolitik ist mir wichtig. Manche meinen, das seien Orchideenthemen, das sind sie aber nicht, sie sind vielmehr die Grundlage  allen Handelns und Wirtschaftens einer Volkswirtschaft und eines Kontinents. Daher habe ich  - wie meine Vorgänger – einen meiner Schwerpunkte auf Bildung gesetzt. Diesmal ist uns gelungen, etwas in das Regierungsprogramm einzubringen.

Was haben Sie auf Schiene gebracht?
Zum Beispiel die Initiative Neustart Schule. Wir haben den Dialog zum Thema Bildung angefeuert und  Nichtregierungsorganisationen eingebunden. Wir haben die Zivilgesellschaft mit hineingenommen.

Und was haben Sie inhaltlich erreicht?
Zukünftig wird es eine  Bildungspflicht statt einer Schulpflicht geben. Das heißt, es wird nicht reichen, die Schule nur neun Jahre abzusitzen – am Ende soll jeder einen Bildungsnachweis, eine mittlere Reife, haben, mit der man etwas anfangen kann.  So steht es jedenfalls im Regierungsprogramm. Und wir haben es geschafft, dass die Elementarpädagogik als Teil des  Bildungswesens gesehen wird. Denn was im Kindergartenalter nicht vermittelt wird, schafft uns später Probleme. Deshalb war es uns ein Anliegen, dass die Kindergärten und auch die Nachmittagsbetreuung in den Schulen nicht nur eine Betreuung sind, sondern auch ein Raum des Erlebens, der Neugierde, des Lernens. Da sind wir sicher weiter.

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