17-Jähriger entwickelte Online-Elternberatung gegen Computer-Sucht

17-Jähriger entwickelte Online-Elternberatung gegen Computer-Sucht
Teenager war selbst computersüchtig und leitete aus seinen Erfahrungen Tipps ab.

Für den 17-jährigen Yoad Kachel war der Computer bis vor kurzem der wichtigste Gegenstand im Leben. "Ich habe kaum mit jemandem gesprochen", erzählte er der israelischen Tageszeitung Maariw. "Ich habe Gewicht verloren, habe kaum gegessen, meine Noten wurden schlechter. Bei Tests hatte ich statt 80 bis 90 Prozent nur noch 40 bis 50 Prozent richtig. Ich bin ständig am Bildschirm geklebt", so der Schüler aus Haifa.

Eine Kleinigkeit war der Auslöser, der sein Umdenken bewirkte, erinnert er sich: "Eines Tages landete eine Fliege auf meinem Bildschirm und ich dachte: 'Es gibt auch ein Leben außerhalb.' Das hat mir einen Anstoß gegeben und ich habe gesehen, was mit mir passiert."

17-Jähriger entwickelte Online-Elternberatung gegen Computer-Sucht

Als er das Internet nach ähnlichen Erfahrungen durchsuchte, stellte er fest, dass es vielen Kindern und Jugendlichen so geht. "Von diesem Tag an änderte sich mein Leben radikal", sagte er. "Jetzt versuche ich, Eltern verständlich zu machen, wie sie ihrem Kind in so einer Situation helfen können. Wie sie es unterstützen, sich für einen Ausstieg zu entscheiden und wieder die Kontrolle über ihr Leben zu bekommen."

Er nennt sein Programm "Mit der Realität verbinden - Sechs Schritte, um Ihr Kind vom Bildschirm zu entwöhnen". Über zwei Monate stellt er Aufgaben, um Eltern und Kinder durch diesen Prozess zu begleiten. Per eMail versendet er die Video-Tutorials an interessierte Eltern - allerdings leider auf Hebräisch.

Den ersten Schritt müssen die Erwachsenen machen, erklärt er: "Wenn Eltern es selbst nicht schaffen, das Handy aus der Hand zu legen, dann können sie es auch ihrem Kind nicht begreiflich machen und das von ihm verlangen", betont er.

Seinen Kurs bot er anfangs gratis im Internet an, aber als er die Nachfrage beobachtete, entschied er sich, es zu vermarkten. Und das macht er gut, bewies er im Interview: "Jeder, der es verwendet, merkt nach den ersten Wochen eine Veränderung bei seinem Kind."

Inzwischen präsentierte er das Programm im israelischen Fernsehen. Das klingt übrigens so.

Therapeut für Computersüchtige

"Zu uns kommen 17-Jährige, die am Tag 18 Stunden Computer spielen. An ein normales Leben, an einen Job oder gar einen Schulbesuch ist da nicht mehr zu denken", sagt der Suchtexperte Korusch Yazdi vom Zentrum für Suchtmedizin an der Linzer Kepler-Klinik.

Das Wichtigste sei, den jungen Patienten ihre Erkrankung bewusst zu machen. Also bestärke man die Eltern darin, den Kindern Schranken zu setzen. "Bei Jüngeren darf man den Zugang auch einmal verwehren. Älteren muss man vehement vor Augen führen, dass sie in den Abgrund driften", empfiehlt der Psychiater.

Besser ist, wenn die Jugendlichen nicht ständig online sein können. Er hätte nichts dagegen, wenn der Gesetzgeber Spielkonzernen zeitliche Limits vorgebe: Wegen einer wahren Suchtepidemie würden Spieler etwa in China "World of Warcraft" nach drei Stunden zur Pause gezwungen. Lesen Sie hier das ganze Interview mit dem Suchtexperten Korusch Yazdi.

KURIER Family - Barbara Buchegger zum Thema Handy

Rund 221 Minuten sind Jugendliche laut Jugend, Information, Medien-Studie täglich am Bildschirm. Nicht nur zum Spielen, aber auch. Teenager verwenden Smartphone und Computer auch zum Arbeiten, recherchieren Themen, schreiben Texte, bereiten Referate vor, erarbeiten Übungen der Lehrer auf Lernplattformen.

Interessant ist auch, dass Burschen mehr Zeit mit Computerspielen verbringen und Mädchen mehr miteinander kommunizieren. Auf der Plattform "Safer Internet" können Eltern feststellen, ob bei ihrem Kind die Merkmale der Sucht erkennbar sind. Testen Sie jetzt: Ist mein Kind spiel- bzw. handysüchtig?

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