In der Corona-Krise habe er viel mehr gearbeitet als zuvor, denn „nur wenn man in Krisen Vollgas gibt, sowohl im persönlichen wie finanziellen Einsatz, übersteht man sie“, ist Kilger überzeugt.
„So hebt man sich vom Mitbewerb ab, der sich immer noch die Wunden leckt. Ich investiere immer antizyklisch.“ So ist er inzwischen auch Besitzer der Liegenschaft des Luxus-Hotels „Loisium“ in Niederösterreich. In Summe gehören ihm 80 Hektar Rebflächen in der Steiermark sowie im Burgenland und bei sämtlichen zugehörigen Betrieben sollen Gästezimmer zugebaut werden.
Alles Spekulation?
Bei so vielen Investments kommen bei so manchen Südsteirern Vorbehalte auf: Wer ist dieser Geschäftsmann aus Deutschland, was hat er vor und vor allem: Will er nur kaufen, um bald wieder profitorientiert zu verkaufen?
„Ich spüre die Skepsis“, sagt Hans Kilger. „Aber wenn man sich mit mir beschäftigen würde, würden die Leute merken, dass ich ihnen nichts wegnehmen will.“
Die Betriebe, die er übernommen habe, seien zum großen Teil ohne Zukunft gewesen. Fast 200 Arbeitsplätze habe er inzwischen in der Region geschaffen. „Das soll mir erst einmal einer nachmachen.“ Nachsatz: „Deshalb habe ich mittlerweile null Toleranz, wenn jemand so einen Blödsinn erzählt.“
Seit 2015 hat Kilger Stück für Stück im steirischen Weinland investiert, begonnen hat das eher zufällig: Während der Finanzkrise ab 2007 kaufte er Weideflächen im rumänischen Siebenbürgen und lässt dort Bisons, Wasserbüffel und Rotwild züchten. Sein dortiger Züchter besitzt auch einen Betrieb in der Steiermark und bei einem Besuch war Kilger von der Region so fasziniert, dass er bald ein Haus unweit von Eibiswald kaufte und 2015 seinen ersten Weinberg erwarb.
Krisenresistente Branche
„Die Landwirtschaft ist eine typische Branche, die Krisen immer überstanden hat“, sagt er. „Der Mensch muss Grundbedürfnisse befriedigen und die Produkte dafür stellt eben der Landwirt her.“ Seine Vision sei, eine eigene Wertschöpfungskette aufzubauen – von der Landwirtschaft in Sachen Fleischmanufaktur bis Weinproduktion, bin hin zum Point-of-Sale in der Gastronomie oder im E-Commerce-Geschäft.
Die Südsteiermark sei dafür ideal, weil sie noch nicht so überteuert sei wie andere Weingebiete, etwa in Frankreich oder Italien. Zudem brächten die Flächen hohe Qualitäten hervor, damit sei das Premiumsegment bespielbar.
Herausfordernde Region
„Die Region ist herausfordernd in Boden- und Rebbearbeitung. Man muss fast alles per Hand machen, die Arbeit auf den steilen Hängen ist intensiv. Hier ist es gar nicht möglich, einen Wein in Massenproduktion kostendeckend herzustellen.“ Natürlich gebe es Produzenten, die das tun, „aber ob unterm Strich Profit übrig bleibt, ist mehr als fraglich“, erklärt Kilger.
Generell glaubt er, dass die Schere zwischen Masse und Klasse noch weiter aufgeht. „Im Mittelsegment wird es ganz schwierig werden, da man die Produktionskosten im Verhältnis zur Qualität nicht auf ein für den Winzer gewinnbringendes Level bringt.“ Natürlich bringe der Fokus auf Premium geringere Erträge ein – Stichwort starke Auslese –, doch „das Premiumsegment wird es immer geben, wie es Luxus immer geben wird“, ist er überzeugt. Auch in Krisen gebe es Menschen, die hochpreisige Produkte erwerben.
Keine schnellen Gewinne
Macht er die Südsteiermark nun also zum teuren Touristen-Magnet? „Nicht für die Masse“, betont er, aber den Regionaltourismus wolle er stärken.
Als Wahlsteirer sei er kein Investor, der schnellen Immobiliengewinn einstreifen wolle, ihm gehe es um Flächenentwicklung. Und natürlich ums Geschäft – jedes Projekt hat einen Businessplan. Übergeben möchte er seine Investments schließlich an die nächste Generation.
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