Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.

Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.

DDR. Nur 40 Jahren gab es ein kommunistisches Deutschland. Das Ende war im Frühjahr 1989 absehbar.

An diesem freundlichen Herbsttag versammelte sich die kommunistische Elite des Ostblocks in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik zur Feier des 40.Geburtstags. Auch der Hoffnungsträger der Erneuerung, Gorbatschow war gekommen.

Die Karl-Marx-Allee, die frühere Stalinallee mit den Häusern im Zuckerbäckerstil, war gesperrt für die große Militärparade. Auch der Alexanderplatz, von wo man Panzer rollen und Soldaten im preußischen Stechschritt marschieren sah, wurde von Volkspolizisten bewacht. Da steigt ein junger Mann vom gesperrten Gehsteig auf die Straße und beugt sich vor, um besser zu sehen. Der Ordnungshüter herrscht ihn an, zurückzutreten. Der Mann schaut und fragt ruhig: "Warum?".

Der Polizist dreht sich um und geht, die alte Ordnung resigniert.

Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.
Am 9. Oktober 1989 demonstrierten mehr als 70.000 Menschen in Leipzig. Es war dies die größte freie Demonstration seit dem Aufstand im Jahre 1953 in der DDR.

Schon bei der Frühjahrsmesse in Leipzig war zu spüren, dass die Diktatur nicht mehr funktioniert, weil die Menschen die Angst vor ihr verloren hatten. Die traditionelle Messestadt erlebte ja zwei Mal im Jahr eine spektakuläre Veränderung. Auf leeren Plätzen gab es plötzlich Marktstandeln mit großen Schildern. Beim „Vitaminbasar“ wurden Orangen und Bananen verkauft, sonst unerreichbarer Luxus für DDR-Bürger, daneben gab es eine mobile „Pizzaria.“

Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.
Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.

Die Produkte waren teuer, aber die Leute genug DDR-Mark, nur kaufen konnten sie normalerweise kaum etwas dafür. Bars wie die im 5-Sterne Hotel Merkur aber blieben für Einheimische geschlossen. Nur junge Frauen wurden von den strengen Ordnern durchgelassen, die dann den Männern aus dem Westen ins Ohr flüsterten, dass sie gerne mit aufs Zimmer kommen würden, für hartes Westgeld freilich. So machte sich der kommunistische Staat auf deutschem Boden, in dem die Ausbeutung für immer beendet sein sollte, auch noch zum Zuhälter.

Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.

Im Frühjahr 1989 saßen immer mehr Flüchtlinge in der westdeutschen diplomatischen Vertretung in Ost-Berlin und in der Leipziger Nikolaikirche betete Pfarrer Führer nicht nur mit den Gläubigen, er ließ auch über politische Veränderungen diskutieren. Und weil zur Messezeit westliche Reporter in der Stadt waren, nützten Menschen, die bleiben, aber anders leben wollten, die Aufmerksamkeit der Medien für kleine Demonstrationen.

Aber auch auf dem Messegelände war die Stimmung im Frühjahr vor dem Fall der Mauer anders, als zuvor. „Es wird viel geleitet und geplant, aber von Leuten, die keine Ahnung davon haben,“ sagt ein junger Mann in die ORF-Kamera.

Natürlich weiß er, dass Agenten der Staatssicherheit überall sind, gerade dort, wo Reporter aus dem Westen auftauchen. Das Hauptinteresse der Besucher aber gilt auch im Frühjahr 1989 den Autos und den Computern aus dem Westen. Aus dem Werbefernsehen der westdeutschen Sender kennt jeder die neuen Produkte, die in der DDR der Elite der Sozialistischen Einheitspartei vorbehalten ist. Aber jetzt kann man sich lange dafür anstellen, auf modernen Computern zu spielen oder in einem Volkswagen Platz zu nehmen. Der Geruch ostdeutscher Städte war ja vom verbrannten Öl der Trabbi-Zweitaktmotoren dominiert, und selbst auf so ein unbequemes Auto aus Zwickau musste man viele Jahre warten.

Beim Stand der Österreichischen Wirtschaftskammer aber lief noch alles wie gehabt. Präsident Rudolf Sallinger und Parteichef Erich Honecker hüpften wie zwei alte Freunde aufeinander zu. Es gab keinen Bruderkuss nach sozialistischer Art, mitten auf den Mund, aber doch eine freudige Umarmung. Die österreichische Wirtschaft profitierte davon, dass die DDR im Westen einen Partner hatte, der deutsch sprach, aber sich gerne neutral gab. Da wurden keine Fragen zu den spürbaren Veränderungen gestellt, da war Leipzig - noch - nur ein bewährter Handelsplatz.

Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.
Die real existierenden Widersprüche, die die marxistischen Theoretiker nur im Kapitalismus entdecken wollten, hatten die Gesellschaft der DDR weitgehend zersetzt.

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