Wo(rin) Bundespräsident Van der Bellen schmökert

Wo(rin) Bundespräsident Van der Bellen schmökert
Buchhandlungen hatten zuletzt stark zu kämpfen. Für Van der Bellen bedeuten sie Lebensqualität.

Alexander Van der Bellen liebt Comics. Besonders jene mit Donald Duck.

Aber der österreichische Bundespräsident liest auch Werke, die mehr Buchstaben und weniger Zeichnungen enthalten. Und diese kauft er am liebsten unweit des Wiener Stephansdoms, bei Leporello.

Das Eckgeschäft in der Singerstraße 7 ist das, was man sich unter einer richtigen Buchhandlung vorstellt: Hier findet man ein ausgesuchtes Sortiment aus den Bereichen Literatur, Lyrik, Kunst, Theater, Philosophie, Geschichte, Kulinarik sowie Kinder- und Jugendliteratur – plus fachkundige Beratung durch Inhaberin Rotraut Schöberl und ihre drei Kollegen.

„Frau Schöberl kennt die Interessen ihrer Kunden genau und gibt ihr unendliches Wissen über Bücher via Empfehlungen weiter“, erzählt Van der Bellen bei einem Besuch bei Leporello. „Ich kaufe fast alle meiner Bücher in ihrer Buchhandlung.“

Wo(rin) Bundespräsident Van der Bellen schmökert

Leporello-Chefin Rotraut Schöberl und Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Er sei froh, dass die kleineren Buchhandlungen überleben, „weil sie ein Stammpublikum, zu dem auch ich gehöre, gut versorgen“, so der Bundespräsident.

Umsatzminus

Zu überleben, das ist für kleine, inhabergeführte Fachgeschäfte wie Leporello angesichts der Konkurrenz durch Online-Riesen und Filialketten generell eine Herausforderung. Dieses Jahr tun die Lockdowns und die damit verbundenen Schließungen der Geschäfte das Übrige.

Im März machten die rund 400 heimischen Buchhändler gegenüber dem Vorjahr rund ein Viertel weniger Umsatz, im April betrug das Minus fast ein Drittel. Etwas glimpflicher verlief der November: der Umsatzrückgang betrug rund 15 Prozent.

Wäre es nach Leporello-Chefin Rotraut Schöberl gegangen, hätte man diese Einbußen geringer halten können: „Ich habe nicht verstanden, dass die Buchhandlungen während des Lockdowns keine Abholstationen machen durften“, sagt sie.

Immerhin habe das Lesen selten so eine Wichtigkeit wie in dieser Zeit. „Bücher gehören für mich zu den Grundnahrungsmitteln.“

Gute Beziehung

Dank der Stammkunden habe man das Jahr aber dennoch gut überstanden, so Schöberl: „Es wird online bestellt, es wird abgeholt.“ Das Geheimnis sei, sich als kleiner Händler eine gute Beziehung zu seinen Kunden aufzubauen: „So können wir das, was wir lieben, den Kunden empfehlen“, sagt die Buchhändlerin. „Und die Kunden bleiben uns treu.“

Präsident Van der Bellen spricht diese Strategie jedenfalls an: „Ich gehe gerne in Buchhandlungen, weil ich es genieße, in den Büchern herumstöbern zu können und einen Buchtipp zu bekommen“, sagt er. „Das ist Lebensqualität.“

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