Wo Rudolfsheim-Fünfhaus künftig baden geht
Ein knapper Meter doppelte Sperrlinie, ein paar Zentimeter Mittellinie und ein Stück Pfeil sind übrig geblieben. Sonst erinnert auf der Gürtelkreuzung zwischen Felberstraße und Stollgasse kaum mehr etwas daran, dass hier eigentlich eine siebenspurige Straße verläuft.
Der Asphalt ist mit Kunstrasen ausgelegt. „Gürtelfrische West“ steht auf einem Wegweiser, der sonst nach Prag weist. Darunter, eine Armlänge neben der Fahrbahn, steht der Aufreger des Sommers: der Pop-up-Pool.
Oder besser gesagt: sein Gerüst – eine Konstruktion aus Metallrohren, mit einer neun mal vier Meter großen Aussparung in der Mitte.
Dort wird heute, Freitag, die Pool-Wanne eingesetzt. Sie wurde von einer niederösterreichischen Firma gebaut. Am Vormittag wird sie im Lastwagen angekarrt – und mit einem Kran in das Gerüst gehievt.
Das klingt aufwendig – und ist es auch. Trotzdem wird dieses Spektakel noch öfter betrieben werden: Das Gürtel-Schwimmbecken soll ja wiederkommen. Und es dürfte nicht das einzige Freiluft-Becken im Grätzel bleiben.
Plantschen am Gürtel: Das Projekt will mehr sein als ein Swimmingpool
Aber zuerst zum Gürtel-Pool: Sobald die Wanne fixiert ist, wird sie mit Wasser gefüllt – und zwar mit etwa zwölf Grad kaltem aus dem Hydranten. Bis zur Eröffnung am Samstag wird es auf rund 23 Grad aufgeheizt.
Bei Bedarf kann das Wasser auch gekühlt werden: „Das soll ja hier keine Badewanne sein“, sagt Gerhard Zatlokal, Bezirkschef (SPÖ) in Rudolfsheim-Fünfhaus. Er und sein Amtskollege Markus Reiter (Grüne) in Neubau haben das Projekt initiiert, die Agentur Artphalanx setzt es um.
Aufreger Pop-up-Pool
Heute und morgen werden rund um den Pool noch Duschen, Umkleidekabinen, eine Bühne und ein Kiosk aufgestellt. Ein ausgedienter Linienbus, in dem man schlafen kann, ist schon da – zehn Nächte sind bereits vergeben.
Diese Teile der Gürtelfrische seien etwas untergegangen, sagt Zatlokal: „Mich schmerzt etwas, dass alles auf den Pool reduziert wird.“
Das hat mit zwei Dingen zu tun.
Ärger wegen Umwegen
Erstens, mit dem Verkehr: Die Sperre der Kreuzung könnte noch mehr Stau auf dem ohnehin stark belasteten Gürtel nach sich ziehen, lautete die Befürchtung. Dazu kam Ärger über Umwege.
Das große Chaos ist bis jetzt aber ausgeblieben: „Die Sperre hat keine Stauhölle ausgelöst. Wenn der Verkehr zäh ist, hat das mit Baustellen direkt am Gürtel zu tun“, heißt es seitens des ÖAMTC.
Der zweite Grund ist das Geld: Das Projekt kostet – inklusive Anschaffung des Pools – 150.000 Euro. Immerhin werde der Pool wiederverwendet, sagen die Initiatoren.
Zur Erinnerung: Das Becken soll nächstes Jahr auf die Gürtelkreuzung zurückkehren, wie der KURIER berichtete.
Und es soll auch durch die Stadt touren. Zatlokal denkt sogar über weitere Standorte im 15. Bezirk nach: „Ich kann mir vorstellen, das es bei uns weitere Flächen gibt, wo wir das Becken aufstellen können.“
Allerdings: „Es werden nicht so exponierte Stellen sein wie der Gürtel.
Park mit Pool im Gespräch
Landschaftsarchitekten und Künstler schwimmen auf einer ähnlichen Welle. Sie fordern seit geraumer Zeit beim Westbahnhof entlang der Felberstraße den Westbahnpark – ein „1,2 Kilometer langer, klimagerechter, sozial verträglicher Stadtraum“, wie es heißt.
Auch mit Pool – um einiges größer als der jetzige zwischen den Fahrbahnen. Nicht weniger als die längste Schwimmbahn der Welt soll es sein.
Seit einem Jahr gibt es Führungen durch den fiktiven Park – mit gedachten Riesenbäumen, Sonnenschaukeln und vielen Brücken, die noch von Gleisen getrennten Stadtteilen verbinden sollen.
Weil: „Immer dichtere Bebauung und weniger Grünräume führen zu ungesunden Lebensumständen – vor allem in Bezirken mit engen Wohnverhältnissen und einer sozial schwachen Bevölkerung“, schreiben die Kreativen.
Nun gehen sie in die Offensive. Auf der Homepage der Initiative startet ab heute, Freitag eine Petition. Prominente wie der Philosoph Robert Pfaller zählen zu den Unterstützern. Auch bei der Gürtelfrische wird das Projekt beworben.
Und auch bei der Bezirksvertretung des 15. stößt die Idee auf offene Ohren. Sie hat zuletzt in einer Sitzung beschlossen, dass der Park sinnvoll sei – und die Verantwortlichen der Stadt aufgefordert, mit den ÖBB als Grundeigentümerin Gespräche über eine – zumindest temporäre – Nutzung zu führen.
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