Ein Westbahnpark mit Mega-Pool: Mehr Grün für den 15. Bezirk

Eine belebte Uferpromenade mit Badegästen, Spaziergängern und Radfahrern an einem sonnigen Tag.
Dort, wo zwischen Westbahntrasse und Felberstraße Asphalt glänzt, soll ein Park entstehen. Das fordert zumindest eine Initiative.

Sommer im Jahr 2030. Auf dem Westbahnhof-Areal neben der Felberstraße ist etwas Großes, etwas Grünes und etwas Erfrischendes entstanden. Wo einst Asphalt neben den Gleisen des Westbahnhofs lag, ziehen Menschen im größten innerstädtischen Schwimmbecken der Welt mit 1,3 Kilometern Länge ihre Bahnen. Daneben beginnt sich ein Dschungel auszubreiten. „Selbst Menschen aus der Seestadt kommen hierher, weil es größer ist als der Teich“, erzählt Künstler und Landschaftsarchitekt Hannes Gröblacher. Etwas weiter entfernt kann man zusehen, wie Anrainer den Sonnenuntergang auf großen Schaukeln beobachten. Andere überqueren die – früher den Bezirk trennenden – Gleise auf Brücken, gebaut aus Fäden der rotbeinigen Seidenspinne.

Zurück ins Jahr 2020: Gröblacher ist Teil des „Büros für lustige Angelegenheiten“, eine Initiative aus Landschaftsarchitekten, Architekten und Künstlern mit einem ernsthaften – wenn auch noch sehr utopischen – Anliegen: dem „ Westbahnpark“.

Der soll dereinst dort stehen, wo noch sechs Kilometer unbenutzt sind. Die Grünanlage soll – ideal für den Westwind gelegen – Kühle und Erholung in den jüngsten, ärmsten und dichtest besiedelten Außenbezirk Wiens bringen. Schon im vorigen Sommer hat die Initiative mit Führungen durch den fiktiven Park begonnen und Bilder im Kopf der Teilnehmer erzeugt.

Eine Person fährt mit dem Fahrrad auf einer Straße neben einem Bahnhof.

Derzeit ist auf dem Areal neben den Gleisen beim Westbahnhof schwarzer Asphalt statt sattes Grün.

Doch jetzt sei das Ganze noch viel drängender geworden: „Gerade in Zeiten der eingeschränkten Mobilität wegen Corona braucht es Freiraum“, sagt Lilli Lička, Professorin für Landschaftsarchitektur an der Boku Wien. Dass der Raum benötigt werde, dafür reiche schon jetzt ein Blick auf die Fläche: Menschen gehen neben den Gleisen spazieren. Oder sie kommen über Öffnungen im Zaun von der Felberstraße auf die Böschungen und bleiben dort sitzen. Junge Menschen lassen den Abend gemeinsam am Rustensteg über der Bahn ausklingen.

Bedrohte Idylle

Doch die Idylle sei bedroht, mahnt Lička: „Eine einzigartige Stelle geht verloren.“ Die ÖBB als Grundeigentümerin würden diese wohl mit Gebäuden verwerten. Doch weitere tausende Bewohnerinnen und Bewohner vertrage die Gegend nicht mehr. „Es braucht Weitblick vor Wohnungsmaximierung“, sagt Mitstreiterin und Architektin Karoline Seywald. Verdichtung sei schon sinnvoll. Aber eben nicht nur und nicht zu intensiv. Ohne Grünflächen keine Lebensqualität.

Eine Frau schwingt auf einer Schaukel vor einer surrealen Landschaft mit Zug und Palmen.

Visualisierung Westbahnpark

Auf Sonnenschaukeln könnte man dem Abend entgegenwippen. 

Eine Collage zeigt Menschen, Pflanzen und eine weiße Struktur vor einem Gebäude im Bau.

Visualisierung Westbahnpark

Die grüne Wand soll mit Regenwasser feucht gehalten werden.

Eine Gruppe von Menschen wandert durch einen moosbewachsenen Wald.

Visualisierung Westbahnpark

Ein grüner Dschungel, wo heute noch Brache steht.

Bei Gerhard Zatlokal, SP-Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus, stößt die Westbahnpark-Initiative auf großes Wohlwollen. „Der Bezirk benötigt Freiflächen und Grün gegen die Hitze. Und das Coronavirus hat die Klimakrise nicht einfach weggepustet.“ Allein: Er selbst ist da auch machtlos. Die Fläche gehört schließlich den ÖBB. „Wir warten, dass etwas passiert. Aber es passiert nichts.“ Und es werde noch eine Weile nichts passieren.

Daher wird der Bezirk laut Zatlokal bei der Stadt Wien Stimmung machen, dass diese das Gelände zumindest temporär anmietet.

Die ÖBB führen die Gegend, die sich 1,4 Kilometer entlang der Felberstraße vom Westbahnhof bis zur Linzer Straße auf einer Fläche von rund 70.000 m² erstreckt, als Stadtentwicklungsgebiet. Konkretes sei aber noch nicht in Planung: „Aufgrund notwendiger interner Nutzungen wird das Areal zweigeteilt: der vordere zum Westbahnhof gerichtete Teil zwischen Westbahnhof und Schmelzbrücke wird erst nach 2030 frei. Der Bereich zwischen Schmelzbrücke und Linzer Straße (Johnstraße) könnte bereits früher verwertet werden“, heißt es bei den ÖBB.

Eine Karte des 15. Bezirks in Wien, die das Projektgebiet an der Felberstraße zeigt.

„Insgesamt bedarf es aber dazu einer städtebaulichen Gesamtbetrachtung. Der Beginn einer solchen kann frühestens mit 2021 erwartet werden.“

Eine Frau dehnt sich vor dem Schwimmen, während ein Mann mit einem Hund vorbeigeht.

Führungen durch den Westbahnpark

Bei den Führungen im Vorjahr konnten man schon Menschen beim Schwimmen zusehen. Also fast.

Eine Gruppe von Menschen steht unter einer Brücke, auf der eine Person steht und in die Ferne schaut.

Führungen durch den Westbahnpark

Die Schweglerbrücke führt über das Gelände.

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem Bahnhof mit roten und weißen Zügen.

Führungen durch den Westbahnpark

Eine Führung im Sommer. Neben den Gleisen vor dem Westbahnhof.

Drei Personen in weißen Overalls stehen auf einer Brücke und halten Papiere und ein Megafon.

Führungen durch den Westbahnpark

Lilli Lička, Hannes Gröblacher und Karoline Seywald (v. li.).       

Zumindest bis dahin werden die Anhänger des Westbahnparks noch träumen dürfen. Von grünen Wänden, die mit aufgefangenem Regenwasser gesprengt werden. Von einer Hubplattform, die sich mit der Kraft desselben Regenwassers emporhebt. Oder von einem Markt, bei dem der Zug regionale Lebensmittel bringt.

Links zur Initiative:

Büro für lustige Angelegenheiten

Westbahnpark

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