Wien-Wahl als Chance für Kleinparteien: Wer tritt wo an?

Die Wien-Wahl steht an. Die saloppe Bezeichnung führt oftmals zur Verwirrung, denn eigentlich finden mehrere Arten der Stimmabgabe statt: die Wahl des Wiener Gemeinderats und die Wahl der Bezirksvertretungen. 

Bei der Wiener Gemeinderatswahl werden die 100 Abgeordneten zum Wiener Gemeinderat gewählt. Bei den am selben Termin stattfindenden Bezirksvertretungswahlen werden hingegen die Bezirksvertretungen der 23 Wiener Gemeindebezirke gewählt. 

Welche Parteien treten wo an?

Es gibt daher Parteien, die in einzelnen Wahlkreisen für die Gemeinderatswahl antreten und Parteien, die "nur" in einzelnen Bezirken kandidieren. Wahlkreismandate sind faktisch nur für Großparteien erreichbar - für den Gemeinderat gilt darüber hinaus die 5-Prozent-Hürde. Ganz anders sieht es bei den einzelnen Bezirksratswahlen aus: Diese sind jeweils unabhängig voneinander und Mandate sind mangels Prozenthürde relativ leicht erreichbar. 

Bezirksvertretungswahl: Chance für Klein(st)-Parteien 

Gute Nachrichten also für Kleinparteien: Ein großer Parteiapparat ist nicht unbedingt nötig, um es auf den Stimmzettel zu schaffen. Für die Kandidatur müssen lediglich 50 Unterstützungserklärungen von wahlberechtigten Bezirksbewohner gesammelt werden. Wenn eine Partei bereits im Bezirksparlament vertreten war, ist auch das hinfällig, weil man bei der nächsten Wahl automatisch wieder antreten darf. 

Kleinparteien im Porträt 

Welche Kleinparteien stehen in den jeweiligen Bezirken neben den etablierten und bekannten Playern SPÖ, Grüne, ÖVP, NEOS, FPÖ, LinksKPÖ und Team HC Strache denn also jetzt zur Wahl? 

• SÖZ – Soziales Österreich der Zukunft: Die 2019 gegründete Partei versteht sich als junge, nicht-ideologisch geprägte politische Bewegung, die sich gegen Populismus, Rassismus, Korruption und Radikalismus stellt. Die Partei setzt sich für eine inklusivere Stadt Wien ein, orientiert sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen und legt Wert auf direkte Beteiligung der Menschen.
• Kandidiert in den Bezirken: 2, 3, 5, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 20, 21, 22, 23

• HERZ – Plattform Obdachlos - Armut - Arbeitslos - Teuerung (HERZ): Mehrere kleine Parteien und Initiativen, darunter die Obdachlosenpartei, die Herzpartei und die VOLK-Bewegung, haben sich zusammengetan, um gemeinsam für soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung einzutreten. Ihr Fokus liegt auf der politischen Teilhabe benachteiligter Gruppen, die oft als "Menschen zweiter Klasse" wahrgenommen werden. Aber auch Themen wie direkte Demokratie und der Kampf gegen Korruption werden großgeschrieben.
• Kandidiert in den Bezirken: 2, 3, 10, 12, 15, 16

• BESTE - Bestes Wien: Der Slogan verrät leider nicht allzu viel: "Wir sind junge, gute Leute, kandidieren nur in der Inneren Stadt, und bitten um Ihre Stimme auf Bezirksebene. Danke." Lediglich die Schwerpunkte der Partei wurden definiert und liegen auf Wirtschaft, Kultur und Lebensqualität.
• Kandidiert lediglich im 1. Bezirk

• FREIE - Freigesinnte: Die Kleinpartei tritt mit einem wirtschaftsliberalen und migrationskritischen Programm an. Sie fordert die drastische Kürzung von Sozialleistungen, insbesondere für Asylsuchende, sowie den Stopp der Vergabe von Gemeindewohnungen an Migranten. Weiteres zentrales Anliegen ist die Schaffung einer eigenen Stadtpolizei zur Erhöhung der Sicherheit. 
• Kandidiert lediglich im 3. Bezirk

• VOLT - Volt Österreich: Die österreichische Sektion der paneuropäischen Partei Volt Europa tritt mit einem Programm an, das auf eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs, Maßnahmen gegen die Klimakrise und leistbaren Wohnraum setzt. Die Partei strebt eine inklusivere Stadtpolitik an, die durch direkte Bürgerbeteiligung und transparente Verwaltung geprägt ist.
• Kandidiert lediglich im 7. Bezirk

• DWA - LISTE MOMO KREUTZ – Damma wos für unseren Alsergrund: Die Initiative rückt direkte Bürgerbeteiligung, Bildungsgerechtigkeit, sichere Mobilität, kulturelle Vielfalt und die Schaffung von Grünräumen in den Mittelpunkt. DWA kann bereits auf eine langjährige Erfahrung in der Bezirksvertretung zurückblicken.
• Kandidiert lediglich im 8. Bezirk

• POSCH - Liste Posch (für ein neues Favoriten): Die Bürgerinitiative setzt sich für eine transparente und bürgernahe Bezirkspolitik im 10. Wiener Gemeindebezirk ein. Gegründet vom langjähriger Polit-Aktivist und Anrainer Johann Posch, fordert die Liste mehr direkte Demokratie, Sicherheit und soziale Gerechtigkeit. Vor allem die Drogenproblematik wird kritisiert. 
• Kandidiert lediglich im 10. Bezirk

• LISTE STRACHE - Sozial TRAditionelle CHristlichnationale Einheitspartei: Um vorab jegliche Verwirrung zu beseitigen - Ja, es handelt sich hier um die namensgleiche Konkurrenz zu HC Straches Partei. Gründer Peter Tappler möchte laut eigenen Angaben "Verwirrung unter den Unzufriedenen jeder nur erdenklichen Abart, Rassisten, Schwurblern und VoKaKi[Volkskanzler Kickl]-Verehrern herstellen" und politisch gegen HC Strache vorgehen.
• Kandidiert lediglich im 12. Bezirk

• PH - PRO HETZENDORF: Die Kleinpartei will Stadtentwicklung, den Schutz und die Pflege von Grünflächen sowie die Lösung verkehrsbedingter Probleme im Sinne der Anrainer vorantreiben. Auch der Kampf gegen Machtmissbrauch und Korruption steht im Mittelpunkt.
• Kandidiert lediglich im 12. Bezirk

• FAIR - elfvierzig.wien – Miteinander für Penzing: Ihr Ziel ist es, die Lebensqualität für alle Generationen zu steigern, mit Schwerpunkten auf Barrierefreiheit, fairen Schulbedingungen, Schutz von Grünflächen und nachhaltiger Mobilität.
• Kandidiert lediglich im 14. Bezirk

• PDA - Partei der Arbeit – Wiener Proletariat: Die Partei will gegen kapitalistische Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit vorgehen und spricht sich klar gegen Teuerung, Wohnungsnot und Armut sowie gegen imperialistischen Kriege und militärischen Bündnisse wie NATO und EU aus.
• Kandidiert lediglich im 15. Bezirk

• LISTE: WIR für Währing: Transparenz, Bürgerbeteiligung und soziale Gerechtigkeit sind Hauptanliegen der Bürgerliste. Alten Machtstrukturen wird laut eigenen Angaben der Kampf angesagt, stattdessen soll auf lebenswerte Nachbarschaft gesetzt werden. 
• Kandidiert lediglich im 18. Bezirk

• LMP - LISTE MADELEINE PETROVIC: Die Liste versteht sich als werteorientierte Bewegung, die Menschlichkeit, Naturverbundenheit und Lebensfreude in den Mittelpunkt stellt. Gegründet von der ehemaligen Grünen-Politikerin Madeleine Petrovic setzt sich die LMP vor allem für eine kritische Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen und den Schutz gefährdeter Tierarten ein.
• Kandidiert im 21. und 22. Bezirk

• WIFF - WIR FÜR FLORIDSDORF: Nach einer vorübergehenden Auflösung 2022 tritt WIFF bei der Bezirksvertretungswahl 2025 erneut an, diesmal unter der Führung von Bezirksrat Oskar Turtenwald. Die Liste engagiert sich die Stärkung des lokalen Handels, leistbares Wohnen und bessere Infrastruktur.
• Kandidiert im 21. Bezirk