Wien lenkt im Schulstreit ein: 2.200 zusätzliche Wochenstunden
Im jüngst ausgebrochenen Streit um die Ressourcenverteilung an den Wiener Pflichtschulen lenkt die Stadt nun ein. Nach heftigen Protesten von Lehrern und Personalvertretern, nachdem bekannt wurde, dass einzelnen Schulen ab Herbst weniger Kapazitäten zur Verfügung stehen, wird es nun zusätzliche 2.200 Wochenstunden geben, um Härtefälle auszugleichen. Das kündigte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) am Freitag an.
Grob geschätzt entspricht das ungefähr 100 zusätzlichen Lehrer-Stellen, was Kosten von rund fünf Millionen Euro entsprechen würde.
Wie berichtet, kam es zu den umstrittenen Umschichtungen durch eine Reform der Mittelverteilung, die Wiederkehr angestoßen hatte, um das System transparenter und fairer zu gestalten. Schulen mit höherem Bedarf sollen mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, die allerdings von anderen abgezogen werden müssen. Als die konkreten Pläne bekannt wurden, hagelte es Kritik von den Verlierern dieser Neuverteilung.
Wiederkehr verteidigt Reform
„Ich bin weiter überzeugt, dass die Reform richtig, notwendig und alternativlos ist“, betonte Wiederkehr am Freitag. Sie bringe Planungssicherheit und führe dazu, dass Schulen mit gleichen Voraussetzungen auch gleich behandelt würden, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen sei.
Um den Verlieren der Reform zu helfen, gibt es nun die zusätzlichen Stunden. „Es wird aber trotzdem nicht jede Schule mit einem Plus aussteigen“, betont der Stadtrat, der vom Bund mehr Mittel für die Wiener Schulen fordert - allem voran 1.000 zusätzliche Lehrer-Stellen. Weiters einen bundesweiten Chancen-Index zur Bewertung der Bedürfnisse der einzelnen Standorte: „Schließlich kann man eine Schule am Wörthersee nicht gleich behandeln wie eine in Ottakring.“
Kritik ebbt nicht ab
Kritisch bleibt Thomas Krebs, Vorsitzender der Gewerkschaft für Pflichtschullehrer: „Die hundert zusätzlichen Dienstposten sind angesichts der 500 Pflichtschul-Standorte in Wien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Zu Wiederkehrs Forderungen an den Bund sagt er: „Uns ist vollkommen egal, ob der Bund oder die Stadt für mehr Mittel sorgt.“
„Wiederkehrs Reform bleibt nach wie vor ungerecht, intransparent und der gewählte Zeitpunkt kurz vor Schulschluss ist ein Affront an die Betroffenen", kritisieren die Grünen trotz der angekündigten Mehrstunden.
Sie verweisen darauf, dass die Direktoren aller Favoritner Pflichtschulen in einem offenen Brief Kürzungen von insgesamt 1.400 Stunden durch Wiederkehr beklagen. „Die massiven Kürzungen sind an jeder Schule ein Bildungsraub. Aber dass gerade auch Volksschulen und Mittelschulen in Favoriten massive Kürzungen verzeichnen, zeigt, dass diese Reform weder sozial gerecht, noch fair, noch transparent ist“, sagen die Bildungssprecher Felix Stadler und Julia Malle. Dabei gehöre gerade Favoriten zu jenen Bezirken Wiens, die die größten Herausforderungen hätten und jede Lehrkraft dringend benötigen würden.
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