Sie sprechen von „wir“. Wie viele Mitstreiter haben Sie?
Wir haben eine Gruppe gegründet, die das Ganze plant. Wir sind aber nicht so verrückt und sagen, wir machen das nur ganz alleine. Es gibt vielmehr eine relativ große Klima-Bubble, die dazu ganz viel machen wird. Wir brauchen sicherlich einige Tausend, damit das funktionieren kann.
Sie haben mit der Besetzung der Hainburger Au ein großes Vorbild. Kann man den Lobautunnel wirklich damit vergleichen?
Es geht um etwas ähnlich Richtungsweisendes. Es ist klar, dass wir irgendwie mit dem Bevölkerungswachstum in den Außenbezirken städteplanerisch umgehen müssen. Doch wollen wir weiter an der fossilen Vergangenheit festhalten und noch eine Straße bauen, in der sich die Autos stauen? Oder schaffen wir eine Alternative? Ich will den Menschen die Möglichkeit geben, dass sie genauso schnell mit dem Zug in der Stadt sein können wie mit dem Auto.
Wie erklären Sie das den Donaustädtern, die wegen der fehlenden Umfahrung unter dem Verkehr leiden?
Wir wollen ja nicht gegen sie auftreten, sondern Alternativen aufzeigen. Aber wir müssen auch klar sagen: Straßen innerhalb oder in die Stadt hinein zu bauen, ist Blödsinn. Wien muss langfristig den Autoverkehr ganz stark reduzieren. Es gibt übrigens auch Anrainer, die gegen die Umfahrung protestieren. Etwa die Initiative „Hirschstetten-retten“.
Politisch ist für den Tunnel die grüne Umweltministerin zuständig. Wie sind Sie mit ihrem Agieren zufrieden?
Ich bin mit den Grünen in Kontakt, um auf politischer Ebene noch etwas zu bewegen. Wenn das nicht gelingt, dann ist das ein Armutszeugnis. Weil dann werden wir 2040 nicht -neutral sein. Das wäre dann ein gebrochenes Wahlversprechen.
Sie sind also nicht sehr zufrieden mit den Grünen?
Jein. Ich glaube, dass sie in dieser Koalition hart um möglichst viele Klimaschutzmaßnahmen ringen. Nur das ist aber zu wenig. Ehrlich gesagt habe ich den Glauben in Parteipolitik schon relativ lange verloren. Daher wundert mich das wenig.
Wie kam es, dass Sie diesen Glauben verloren haben und sich außerhalb von Parteien engagieren?
Das Klimathema war schon der Hauptgrund dafür: Seit circa 1980 gibt es den wissenschaftlichen Konsens, dass die Klimakrise eines der schwerwiegendsten Probleme der Menschheit sein wird. Wir hätten also 40 Jahre gehabt, um Lösungen zu finden. Das ist nicht passiert. Ich hingegen will nicht Politik machen, um Wählerstimmen zu gewinnen oder mich zu bereichern. Sondern ich will Politik machen, damit wir eine gute Zukunft haben.
Sie engagieren sich auch in Bereichen wie Bildungs-, Frauen- und Asylpolitik.
Ich sehe überall fehlerhafte Stellen, maße mir aber nicht an, es mit meinen 20 Jahren besser zu wissen als die Parteipolitiker. Ich verstehe nur nicht, warum sie nichts verändern. Ich habe mir geschworen, mich niemals verbiegen zu lassen. Das sehe ich in der Parteipolitik nicht gegeben.
Aber kann man außerhalb von ihr etwas bewirken?
„Fridays for future“ hat viel bewegt, sonst wäre das Thema nicht so präsent. Auch das Regierungsprogramm würde anders ausschauen.
Gibt es ein politisches Amt, das Sie eines Tages gerne bekleiden würden?
Ich werde noch solange wie möglich in der Jugendpolitik bleiben. Ich werde versuchen, junge Menschen dazu aufzubauen, besser zu werden als ich, um dann Ämter zu übernehmen. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau, wohin es mich verschlagen wird.
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