Junge Aktivisten drohen bei Lobau-Tunnel mit "zweitem Hainburg"
Um den umstrittenen Ausbau der S1 inklusive des Lobau-Tunnels hat es in den vergangenen Monaten bereits einigen Wirbel gegeben. Neben Verkehrsexperten, die dem Projekt immer wieder unterstellen, für mehr statt weniger Verkehr zu sorgen, steigen vor allem Umweltaktivisten regelmäßig auf die Barrikaden. Der Tunnel wirke dem ausgerufenen Ziel, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen, klar entgegen, heißt es vonseiten der Kritiker.
Nun erhält die breite Front der Projektgegner lautstarke Unterstützung: Der sogenannte Jugendrat, eine unabhängige Organisation von jungen Menschen, die zu einem Großteil aus der "Fridays for Future"-Bewegung hervorgegangen ist, droht nun offen damit, dass es bei einem eventuellen Baubeginn zu einem "zweiten Hainburg" kommen werde. Im Dezember 1984 hatten Umweltaktivisten durch die Besetzung der Hainburger Au den Bau eines Wasserkraftwerks verhindert - bis heute gilt der erfolgreiche Protest als Meilenstein des heimischen Umwelt- und Demokratieverständnisses.
"Sollte der Bau des Lobau-Tunnels tatsächlich starten, dann werden wir die Bagger persönlich aufhalten", sagt Lena Schilling, die 20-jährige Sprecherin des Jugendrates. "Jedes fossile Großprojekt hat fatale Konsequenzen für das Klima und die Umwelt und schmälert die Lebenschancen meiner Generation. Wenn Bürgermeister Ludwig, Vizebürgermeister Wiederkehr und die Stadtregierung sich hier also auf die falsche Seite stellen, müssen wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen.“
Dass das Thema Umweltschutz eine Vielzahl an jungen Menschen in Österreich auf die Straße locken kann, haben bereits die Klimaschutz-Demonstrationen der "Fridays for Future"-Bewegung im Sommer 2019 gezeigt, als sich regelmäßig Tausende am Wiener Heldenplatz versammelten. Schilling droht der Stadtregierung also auch mit der Mobilisierungskraft ihrer Bewegung: "Zehntausende junge Menschen haben auch in Wien für ihre Zukunftschancen demonstriert und wir meinen es ernst damit. Wir können die Rodung des Regenwalds in Brasilien nicht stoppen, aber wir können die Zerstörung dieses Naturjuwels bei uns verhindern. Niemand sollte die Entschlossenheit unserer Generation unterschätzen, auch nicht der Wiener Bürgermeister."
Der Jugendrat kritisiert besonders die Entscheidungsfindung im Wiener Rathaus, wo man nicht auf die Beteiligung der Bürger setze. Die Jugendlichen fordern daher einen weiteren Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, denn "erst wenn eine attraktive öffentliche Anbindung besteht, wäre eine tatsächliche Wahlfreiheit gegeben", so Schilling, die trotzdem noch "auf den Sieg der Vernunft" hofft.
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