VinziBett in Wien: Notschlafstelle in der Not
Das VinziBett, das jenen ein Zuhause gibt, die sonst nirgends unterkommen, steht bald selbst auf der Straße.
Im April nächsten Jahres muss die Obdachloseneinrichtung der VinziWerke in der Ottakringer Straße seine Bleibe räumen. Doch die Suche nach einer neuen Unterkunft gestaltet sich äußerst schwierig: Ein Obdachlosenquartier will kaum jemand in seiner Nähe.Vor zehn Jahren wurde das VinziBett als Notschlafstelle für Obdachlose in der Ottakringer Straße 20 in Hernals eröffnet.
45 Betten für sogenannte nicht-anspruchsberechtigte Personen gibt es dort. Also Personen, die hier keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, nicht krankenversichert sind und die sonst nirgends bleiben können.
Zehn Jahre lang gab es zwischen dem Betreiber der Notschlafstelle – den VinziWerken – und den Eigentümern des Hauses ein gutes Einvernehmen. Doch dann meldeten einige Eigentümer Protest an: Man fühlte sich von den Obdachlosen belästigt – und klagte auf Unterlassung der Vermietung.
2016 begann der Rechtsstreit. Zwei Jahre später haben sich beide Parteien auf einen Vergleich geeinigt. Im April muss das VinziBett nun das Gebäude räumen.
Kaum geeignete Häuser
Doch die Suche nach einer neuen passenden Immobilie gestaltet sich schwierig – obwohl sogar der Fonds Soziales Wien (FSW) unterstützt. „Das hat zum einen damit zu tun, wie viel Miete wir zahlen können, und zum anderen damit, wen wir beherbergen“, sagt Rafael Kirchtag, Vinzi-Koordinator für Wien. Es gebe nicht allzu viele geeignete Häuser in Wien und wenn, würden sich mehrere um die Nutzung anstellen.
VinziBett
In der Notschlafstelle werden mittellose Männer und Frauen aufgenommen. 17., Ottakringer Straße 20
VinziShop
Über den Verkauf von Sachspenden – Kleidung, Haushaltswaren, Spielzeug – wird die Miete für die Notunterkunft finanziert. 16., Veronikagasse 25
VinziRast
Im Lokal „Mittendrin“ wird orientalisch-österreichisch gekocht, Bewohner und Gäste von Vinzi finden dort einen Job. 9., Währinger Straße 19
Das VinziBett kann zwar „ortsübliche Miete“ zahlen, aber bei dem, was man unter „ortsüblicher Miete“ versteht, sei man wohl am unteren Rand angesiedelt.
Denn finanziert wird die Miete für die Obdachlosenunterkunft VinziBett über die Einnahmen aus dem nahe gelegenen Vinzi-Shop. Für viele Hauseigentümer sei der Verkauf wohl die bessere Option, als die Vermietung an Vinzi. Dazu kämen die Vorurteile über obdachlose Menschen. Erst kürzlich, erzählt die ehrenamtliche Obfrau von VinziBett, Gabi Damm, sei nach einer Hausbesichtigung alles gut verlaufen. „Dann ist einmal das Wort ‚Notschlafstelle‘ gefallen und es war aus.“
Schwerer Stand
„Die Leute glauben, dass dann am Abend 30 Leute vor der Tür stehen und hineinwollen“, sagt Gabi Damm.
Doch erstens hätten die meisten Bewohner einen Haustürschlüssel und zweitens habe sich das Angebot von einer klassischen Notschlafstelle zu einem langfristigen Quartier geändert. Mittlerweile würde nur noch die Hälfte der 45 Betten als Notschlafstelle genutzt, die andere Hälfte ist vor allem für ältere Obdachlose ein fixes zu Hause geworden.
Weil die Situation für die VinziWerke mittlerweile immer prekärer wird und die Bewohner im schlimmsten Fall wieder auf der Straße landen, findet am Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr eine Mahnwache auf dem Stephansplatz statt.
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