UVP abgeschlossen: Grünes Licht für Ausbau der Wiener Verbindungsbahn
Das derzeit wohl umstrittenste Wiener Bahnprojekt, der Ausbau der Verbindungsbahn, ist umweltverträglich. Zu diesem Schluss ist, wie die ÖBB am Mittwoch mitteilten, das Umweltministerium nach einer monatelangen Prüfung gekommen.
Begonnen hat das Verfahren im Jahr 2020, die Vorbereitungen laufen bereits seit 2016. Vergangenen Sommer fand schließlich eine mündliche Verhandlung statt, nun wurde der positive Bescheid der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) veröffentlicht.
Das heißt aber nicht, dass nun gebaut wird. Im Gegenteil: Die ÖBB haben den für 2023 anberaumten Baustart auf 2024 verschoben. Anstatt im Jahr 2027 solle die Arbeiten erst 2028 abgeschlossen sein.
Umstrittene Hochtrasse
Der Grund dafür ist, dass mit Einsprüchen gegen den UVP-Bescheid gerechnet wird. Ein durchaus realistisches Szenario: In Hietzing hat sich lautstarker Widerstand gegen den Ausbau der Verbindungsbahn formiert – allen voran, weil die Bahntrasse nicht ebenerdig, sondern in Hochlage geplant ist.
Ziel des Projekts ist es grundsätzlich, auf der S-Bahn-Strecke von Aspern über den Hauptbahnhof bis Hütteldorf einen 15-Minuten-Takt herzustellen. Das erfordert Anpassungen in jenem Teil der Strecke, die durch Hietzing führt: Dort kreuzen nämlich Straßen die Bahntrasse.
Damit querende Autos nicht ständig vor geschlossenen Schranken stehen, wollen die ÖBB die Züge zwischen der Wientalbrücke bei der Auhofstraße und der Hietzinger Hauptstraße über eine Art Brücke führen. Zwei Haltestellen kommen neu dazu, eine wird modernisiert. 317 Millionen Euro sind dafür veranschlagt.
Die Hietzinger Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP) und mehrere Bürgerinitiativen befürchten, dass besagte Brücke das Ortsbild zerstört, den Bezirk in zwei Hälften teilt und dass auf der Strecke vermehrt Güterzüge unterwegs sein werden.
Die Projektgegner forderten daher vehement eine Trasse in Tieflage. Die ist laut den ÖBB technisch aber nicht möglich – so blieb nur eine Hochtrasse.
Ideenwettbewerb startet
Diese Hochtrasse war zwischen den Stationen - also auf freier Strecke - ursprünglich geschlossen vorgesehen. Im Sommer 2020 änderten die ÖBB diesen Plan noch einmal ab: Statt der geschlossenen Hochtrasse komme eine durchlässige Stelzenbrücke, hieß es.
Wie diese Brücke konkret aussehen soll, das soll nun in Rahmen eines österreichweiten Ideenwettbewerbs eruiert werden. Laut ÖBB wird dieser in Abstimmung mit der Stadt und dem 13. Bezirk durchgeführt.
Erste Zwischenergebnisse aus dem Wettbewerb sollen im heurigen Sommer präsentiert werden, der Sieger im Herbst.
ÖVP: "Bezirk wird zerschnitten"
Die türkise Bezirkschefin Kobald sieht im UVP-Bescheid ihre „schlimmsten Befürchtungen“ bestätigt. Denn aus den Unterlagen gehe hervor, dass künftig 15 Prozent des Güterzugverkehrs aus dem Lainzer Tunnel in Hochlage durch Hietzing donnern werden. Weiters seien die Einwände gegen die Hochtrasse „niedergeschmettert“ worden, Hietzing werde zerschnitten, so Kobald.
Aufgeben will sie aber offenbar nicht. Im UVP-Verfahren habe es eine „überwältigende Zahl“ – konkret 134 – Einsprüche gegeben. „Das zeigt klar, dass hier völlig an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbeigeplant wurde.“
Diese rege Beteiligung sieht Kobald als Auftrag: Der Bezirk werde die Anrainer und Bürgerinitiativen bei Einsprüchen gegen den Bescheid „bestmöglich mit Informationen unterstützen“.
Über den positiven UVP-Bescheid erfreut zeigt sich hingegen die SPÖ: „Das ist ein Meilenstein in der Projektentwicklung. Das Projekt wurde seitens des zuständigen Ministeriums ausführlich geprüft und jetzt sind wir in der glücklichen Lage, einen positiven Bescheid vor uns zu haben“, teilte Gerhard Schmid, Gemeinderat und Chef der SPÖ Hietzing, in einer Aussendung mit.
Kommentare