Wiener Verbindungsbahn: Kritiker rüsten für Umweltprüfung auf

Wiener Verbindungsbahn: Kritiker rüsten für Umweltprüfung auf
Ein neuer Verein will in der soeben angelaufenen Umweltverträglichkeitsprüfung für die Rechte der Anrainer kämpfen.

Im 13. Bezirk nimmt der Protest gegen die umstrittene neue Verbindungsbahn konkrete Formen an: Vor Kurzem hat sich dort der Verein „Keine Teilung Hietzings durch die Verbindungsbahn neu“ gegründet. Sein Zweck: Er will im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung – kurz UVP – für die Rechte der Anrainer kämpfen.

Die UVP für den Umbau der Bahnstrecke ab dem Jahr 2023 ist (wie berichtet) bereits angelaufen. Die ÖBB wollen die S-Bahn dort künftig in einem deutlich dichteren Intervall fahren lassen – und zwar über eine Stelzenbrücke.

Die für die UVP notwendigen Unterlagen sind bereits im zuständigen Infrastrukturministerium eingelangt, dieses führt aktuell eine Vorprüfung durch. Das heißt: Die Unterlagen werden auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft.

„Anschließend wird die UVP kundgemacht“, sagt Stephan Messner. Er ist Rechtsanwalt und einer der Vereinsgründer. Auf die Kundmachung müssen all jene vorbereitet sein, die in dem Verfahren mitreden wollen – also auch der Verein.

Stellungnahmen ab März

Damit er Parteistellung habe, müsse er binnen sechs Wochen ab Kundmachung der UVP Unterschriften von 200 Personen sammeln, die seine Bedenken zu dem Projekt teilen.

Diese Kritikpunkte kann der Verein dann in Form einer Stellungnahme vorbringen. Möglich sein werde das voraussichtlich von Anfang März bis Ende April 2021, heißt es auf KURIER-Nachfrage aus dem Ministerium.

Ortsbild und Güterverkehr

„Es geht jetzt darum, Argumente zu sammeln und alles vorzubereiten, damit wir schnell die nötigen Unterschriften zusammen haben“, sagt Messner.

Der Plan der ÖBB

Künftig soll die S-Bahn von Aspern über den Hauptbahnhof bis Hütteldorf im 15-Minuten-Takt fahren.  Damit querende Autos nicht ständig vor ge- schlossenen Schranken stehen, wollen die ÖBB die Züge zwi- schen der Wientalbrücke bei der Auhofstraße und der Hietzinger Hauptstraße über eine Stelzenbrücke führen. Zudem sind zwei neue Haltestellen geplant. 

Das anstehende Prüfverfahren

Im Rahmen einer UVP werden die Effekte eines Neu-, Aus- oder Umbauprojekts auf die Umwelt geprüft.  Für Schienenbauprojekte ist eine UVP gesetzlich vor- geschrieben. Die Entscheidung, ob das Projekt umweltverträglich ist, fällt in diesem Fall das Infrastrukturministerium. 

Inhaltlich kritisieren er und seine Mitstreiter drei Punkte. Erstens, die Hochtrasse. Ihr Bau komme einer „nachhaltigen Zerstörung des Hietzinger Ortsbildes“ gleich, so der Verein. Zweitens, die Schließung von zwei Bahnübergängen für Autos. Das werde Stau nach sich ziehen. Und drittens, den Güterverkehr. Diesen durchs Wohngebiet zu führen, sei gefährlich.

Bezirk unterstützt

Unterstützung kommt von Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP), die ihrerseits eine vehemente Kritikerin des Projekts ist.

Der Bezirk half bei der Vereinsgründung – und hat nun einen Hebel, um sich in die UVP einzubringen. „Der Bezirk hat keine Parteistellung“, sagt Kobald. „Deshalb tauschen wir uns mit dem Verein regelmäßig aus.“

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